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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 3
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Konstantinopel
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0060
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42

Konstantinopel.

n dem entbrannten blutigen Völkerstreite wird den bevorstehenden Kämpfen um den
Besitz von Konstantinopel eine bedeutende Rolle zuerkannt werden müssen. Schon
seit Iahrhunderten ist der Blick Nußlands auf diese Weltstadt gerichtetz und auch einige
der kleinen Balkanvölker glauben Anrechte aus die seit 50O Iahren im Besitz der Tiirken
befindliche Stadt erheben zu können.

Schon 660 vor Chr. gründeten dorische Kolonisten, veranlaßt durch die natür-
lichen Vorteile des Platzes- aus der Seraispitze, die die Einsahrt in den Bosporus
beherrschtz eine Ansiedlung, Byzantioip und in den nachsolgenden Iahrhunderten

hatte Byzanz mehrsach Ge-
legenheit, seine Festigkeit zu be-
währen.

Z24 nach Chr. wurde die
Stadt von Konstantin d. Großen
erobert, der den an der Grenze
zweier Erdteile vorteilhast ge-
legenen Platz zu seiner Reichs-
hauptstadt erwählte. Die Han-
delsstraßen aus dem Schwarzen
Meer zum Mittelländischen Meer
und die Landverbindung von
Vorderasien nach Europa kreuzen
sich hier und machten die Stadt
schon früh zu einem wichtigen
Handelszentrum. 326 legte Kon-
stantin den Grundstein zu einer
neuen erweiterten Stadtmauer,
und 330 wurde die neue Stadt,
zunächst Neu-Rom, bald aber
allgemein Konstantinopolis ge-
nannt, seierlich eingeweiht.

Das neue Gebiet war bei
der raschen Entwicklung der
Hauptstadt unterKonstantin und

Smlg. B. E.

Abb. 28. Das Fort Dardanos in den Dar-
danellen.

Nach einer alten Zeichnung in der Bibliotheca
Marciana in Venedig.

seinen Nachsolgern bald ausge-
süllt, und das sortschreitende
Wachstum der Bevölkerung er-
sorderte die Anlage einer neuen
Stadtbesestigung, die im Iahre
413, etwa 1—2 lem westlich der
konstantinischen Mauer errichtet
wurde und welche die Stadt
noch heute gegen Westen zu ab-
schließt. Später kamen noch
mächtige Mauern amMarmara-
Meer und am goldenen Horn
hinzu, von denen ebensalls heute
noch Reste erhalten sind. 447
wurde die durch ein Erdbeben
niedergelegte Westmauer wieder
aufgerichtet und durch eine
zweite Mauer mit einem tiesen
Graben davor verstärkt. Diese
mächtigen Schutzmauern haben
dann jahrhundertelang alle An-
stürme von der Hauptstadt des
oströmischen Neiches abgehalten.

Näher aus die Schicksale der
Stadt in diesen Iahrhunderten
Im 13. Iahrhundert rückte die Türkengesahr

einzugehen, müssen wir uns an dieser Stelle versagen.
immer näher. Diese hatten Kleinasien erobert und waren dann auch in Europa vorgedrungen, wo die
türkischen Sultane seit 1365 in Adrianopel residierten. 1411 und 1422 gelang es noch, die Angriffe
der Türken auf die Stadt abzuschlagen, 1453 aber, bei einem erneuten Ansturm, siel Konstantinopel
in die Hände der Türken. Nur 7000 Mann konnte Konstantin XI. für die Verteidigung der Stadt aus-
stellen. Die Türken schafften einen Teil ihrer Flotte auf einer Schleisbahn hinter Pera herum in das
goldene Horn und umgingen so die Kette, die die Haseneinsahrt sperrte. Bei dem am 29. Mai er-
folgenden Sturm auf die Stadt sand auch Kaiser Konstantin beim Tore des heiligen Romanus seinen
Tod, und Sultan Mohammed II. konnte in die Stadt einziehen. Nach drei Tagen tat der Sultan dem
Morden und Plündern Einhalt und suchte dann die Stadt durch Heranziehen von Türken und Christen,
denen die Freiheit ihrer Neligion verbürgt wurde, wieder zu bevölkern.

Anter dem Namen Stambul wurde Konstantinopel nun die Hauptstadt des Osmanenreiches.
Acht Kirchen, darunter die Aja Sophia, wurden in Moscheen verwandelt, außerdem eine Anzahl
 
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