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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0132
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wie denn dem roten Hauberge, bei Husum,
an die hundert Gelasse zugeschrieben werden.
Aus Sylt hinwiederum hat man sich in der
Gegend, wo nasse Gräben nicht möglich,
runde Fündlingsteine aber in Fülle vor-
handen sind, den Gebrauch herausgebildet,
mit schönen und regelmäßigen Trocken-
mauern, aus denen man auch noch Hecken
als Gebücke pslanzen konnte, sich abzuschlie-
ßen und so aller Welt Trotz zu bieten.

Bei diesem partikularistischen Sonder-
leben ist aber die Entwickelung eines um-
sassenden zweckdienlichen Besestigungswesens
ausgeschlossen; es ergibt sich das aus den

gesamten Verhältnissen:

Die Nord- oder Kleinfriesen sind ein nur räumlich vom Stamme getrennter Zweig des sriesischen
Volkes. Sie wohnen westlich einer Linie, die man etwa von Friedrichstadt nach Tondern ziehen mag,
und haben so die Küste und die Inseln inne. Seine ganze Kultur hat dies Volk nicht mit den Dänen,
sondern mit den Großsriesen gemein, die an der südlichen Küste des deutschen Meeres, von jenen gar
nicht weit entfernt, wohnen. Hier sind weder Städte noch auch Adelige; weder Stadtmauern noch Burgen.
Ia auch Landwehren sind ausgeschlossen. Denn die vielen sreien Männer bildeten zwar einzelne Gemein-
schaften und machten auch eine völkische Gesamtheit aus, nie aber eine staatliche, in der sie sich gegen die
Nachbarn so als Einheit gefühlt hätten, wie etwa die Ditmarschen, die ihr ganzes Land mit Wällen, Gräben,
Verhauen, Schutzwäldern, Gebücken, Hammen und Schanzen und Blockhäusern umgaben und auch innere
Abschnitte besestigten.

Dem Ilmstande, daß bei den Friesen auch Ringwälle der srühgeschichtlichen Vergangenheit kaum zu
treffen sind, wird man kein zu großes Gewicht beizulegen haben. Was etwa in der Marsch vorhanden war,
muß bei den Veränderungen, die der Boden selbst erfahren hat, verschwunden, versunken oder auch ver-
braucht sein, wie der Freiberg bei Garding und ein paar sogenannte Burgen im übrigen Eiderstedt. Aus
festerem Boden gibt es noch zwei sehr ausgedehnte Wallburgen, deren Bedeutsamkeit wir freilich nicht mehr
ermessen können. Die Wasser der Westsee haben ja mehr als hundert Kirchspiele ausgezehrt, viel mehr als
das Ländchen noch besitzt. Der eine Wall liegt aus Föhr, er ist noch sehr hoch, länglich rund, und bietet in
der Mulde seines Innern für Hunderte von Menschen Platz. Er überschaut die slache Landschast weithin,
obwohl er absichtlich nicht aus den sesteren, sandigen und schwach erhöhten Teil der Insel gelegt erscheint,
sondern sich neben dessen Rande aus der Marschsläche erhebt. Ganz gleiche Verhältnisse tnetet der Wall
bei Tinnum auf Splt. Es ist erklärlich, daß die Sage solche Wälle mit den Namen gefürchteter Seeräuber
und anderer Gewaltmenschen in Verbindung weiß, die sie ausgeworsen oder sich darin geborgen hätten,
aber es ist dieser Überlieferung nichts Festes zu entnehmen.

Doch ist es geschichtlich, daß für das Geschlecht der Lembecke, das in Diensten des Grafen von Holstein
wie auch des Königs in diesen Gegenden und in Iütland eine Ieit lang eine große Rolle gespielt hat, aus
Föhr im 14. Iahrhundert ein Oastellum angelegt worden ist als Iwingburg der Landschast. Zu dieser Veste
gehörte ein Vorwerk, sür dessen Anlage die Dorsleute zweier Dörfer ihre Ländereien abgeben mußten.
Weiter hören wir von dieser Burg nichts.

Zweihundert Iahre vorher hatte ein König Dänemarks im südlichen Teile des Frieslandes eine Burg
angelegt, und zwar an der Stelle, wo von Schleswig her der Eingang ins Friesische hineinsührte und wo zu-
gleich der Verkehr zwischen der Ostsee und dem westlichen Meere zu versichern und zu decken war. Der
trockene Weg ging von Schleswig zwei Meilen weit, dem Danewerk entlang, nach Hollingstedt, von da ab
konnte man wieder zuWasser sahren. EswarenAnstalten getrosfen, daß auchSchisfe, selbst in ganzenFlotten,
herübergezogen werden konnten. Iene Burg war die Mildeburg, benannt von dcm Flusse Milde und be-
 
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