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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 6
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Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0134
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Nb

gebauter Kapelle gebildet, von dem die Grundlagen,
überslutet und verschüttet, noch vorhanden sind (s. Burg-
wart 1908, 82).

An mittelalterlichen Burgen haben wir, was auch
den deutschen Verhältnissen entspricht, zweierlei Arten
zu unterscheiden, die durch keine strenge Scheidelinie zu
trennen sind. Einerseits die Burgen der weltlichen und
auch der kirchlichen Landesherren, bestimmt und geeignet
ihnen als Wohnungen zu dienen und ihre Besitzungen zu
decken und besonders wichtige Punkte festzuhalten.
Anderseits die des Adels, sowohl der weniger zahlreichen
und bedeutenden einheimischen Herren, als namentlich
derer, die sich, von außen eingedrungen, im Lande fest-
gesetzt hatten und zu behaupten trachteten. Es hatten
vom 13. Fahrhundert an die holsteinischen Grafen und
ihre Ritter in großen Teilen Dänemarks festen Fuß; so
war die ganze Fnsel Fühnen nicht weniger in ihren
Händen als Schleswig.

Zwischen den beiden Arten von Burgen ist aber ein
steter Abergang. Die allermeisten der im Besitze der
Nitter und der Erafen befindlichen festen Burgen waren
als Lehen oder Pfänder aus dem unmittelbaren Besitze
der Könige oder Bischö^e an sie gekommen.

Es gibt im Dänischen eine nicht geringe Anzahl
mittelalterlicher Burgruinen, darunter sind mächtige und
hochbedeutende. Aber es sind doch nur wenige so erhalten
daß sie in derLandschaft etwas zu besagen haben. Meistens
ist es nur die Forschung, die sich mit ihnen befaßt hat und
bedeutsamen Spuren nachgeht.

Wie sehr die Zeit an den Zeugen der großen mittelalterlichen Vergangenheit gezehrt hat, zeigt sich
recht deutlich in dem Umstande, daß im ganzen alten Dänemark einschließlich Schonens nur drei noch vor-
handene und bewohnte Burgen, und diese von recht untergeordneter Bedeutung, benannt werden können:
Glimminge in Schonen, Spötterup in Iütland, Brunlund in Schleswig. Von Glimminge ist bloß das
rechteckige Haupt- und Wohngebäude erhalten, 1499—1505 gebaut von dem deutschen Meister Adam von
Düren. Es sieht aus wie ein stattliches Bürgerhaus. Als rechtes Bild einer Burg gilt Spötterup, wenn es
auch verwahrlost und mißbraucht ist. Diese Burg ist vielleicht erst nach 1534 erbaut, in welchem Iahre das
Vorhandene durch einen Brand zerstört sein soll, und sicher ist sie nicht viel älter. Die Anlage ist anspruchslos
genug, einem nicht großen Landbesitze entsprechend, und nicht wesentlich größer und stärker als in unseren
deutschen Landstädten so viele adlige Höfe, welche ja für sich wehrhaft waren. Spötterup verdient immerhin
der Wertschätzung, und man hat auch an eine ordentliche Herstellung aus dem entwürdigten Zustande
ernstlich gedacht. Am meisten mutet den Burgenfreund an die Burg Lilö in Schonen; aber sie lebt nur im
Bilde; im Kalmarischen Kriege ist sie 1658 verbrannt und ist ganz verschwunden.

Überall sind natürlich Treppentürme, aber es fehlen die dicken Burgtürme. Der Mangel des als
Kern und Rückhalt dienenden Hauptturmes ist überhaupt in den nordischen Vurgen häufig, und das
vielbeliebte Modewort Bergfried kommt hier nicht in Gefahr, fortwährend mißbraucht zu werden. Darum
braucht es doch den nordischen Burgen nicht an Türmen zu fehlen, wo solche zu erbauen dem Besitzer oder
Erbauer gefiel, und namentlich die Ecken der vierseitig angelegten größeren Schlösser hatten häufig runde,
stark vorspringende, zur Bestreichung der Langseiten. Das ausgesprochenste Beispiel bietet sich im Schlosse
Sonderburg, einer Gründung des frühen Mittelalters, die jeht Kaserne ist und durch Zerstörungen und

Abb. 87. Tondern. Ansicht des Schlosses,
Wiederherstellungsstudie.

ihren mehr in der Literatur als in der Natur
 
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