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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 3-6
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Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0026
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22

Außer dieser Bastei stammt noch ein ganzes L-tück Wall aus einer
vorsammichelischen Bauperiode, nämlich die Strecke von der ?orta
8an ^eno ab bis zur Nordwestecke des Wallzuges einschließlich der
Bastei 8. ?roeolo (nach Maffei vor 1500 gebaut). Der Wall hat
hier „68ottran6i", aus denen Licht- und Luftlöcher nach oben führen
und die Brustwehr noch Schießscharten, die bald rechtwinklig, bald
schief zur Mauer eingeschnitten sind. Nach Maffei und Varchi sind
ferner darin befindliche Laufgänge und geheime Wege als Gegen-
minen gedacht (wenn der Feind den Wall erstiegen, sollten die darin
eingelagerten Pnlvermengeu entzündet werden): und alle diese Dinge
seien viel früher hier zu finden als alles derart, was Peter von Na-
varra, der sogenannte Erfinder der Minen, gemacht habe. Die nun
folgende Bastion von 8. ?roeolo, an der scharfen Nordostspitze des
Walles an der man, wie Maffei und Dapersieo übereinstimmend
sagen, die Feinheiten der Befestigungskunst vor Sammicheli recht
erkennen könne und die 1801 gesprengt worden ist hat kreisförmigen
Grundriß, aber nicht den mit Streichwehren besetzten „Hals" wie
8.1o8eana und 8. 8pirito, zehn Schießscharten für Geschütz oben
und zwei Kassematten, von denen zwei unten an der Grabensohle,
zwei unter dem Gesims sitzen. Die beiden Stockwerke sind einge-
wölbt, eine Menge Luftlöcher — für jedes Geschütz ein beson-
deres — durchbrechen die Plattform, die Röhren dieser Dampfabzüge sind ans der Mauer ausgespart. Die
Zugänge zu beiden Stockwerken hatten Licht-Spalten und -Öffnungen. Auch in der Kurtine dicht bei dieser
Bastei befinden sich zwei Kasematten mit gleicher Einrichtung. Die Basteien der ?orta 8. OiovAio, von
der noch Reste vorhanden, da die Sprengung 1801 nicht völlig gelang, war von gleichem Grundriß wie
die vorhergehende. Nach da Persieos Beschreibung hatte sie auch zwei Stockwerke, das obere ebenfalls für
schwere, das untere für leichte Geschütze mit kleineren Schießscharten in verschiedener Höhe.
Die größte und schönste aller vorjaminichelischen Basteien
ist entschieden die „ckelln Loecmre" genannte, die weiter von
der vorgenannten nach dem Kastell 8. belies zu liegt. Sie
führt ihren Namen nach den großen Öffnungen in der Platt-
form für den Abzug des Rauches und den Einfall des Lichtes,
und zwar sind es vier größere ovale von beträchtlicher Größe
(Durchm. 6,97 in : 3,74 m) und vier kleinere halbovale, die
ersteren durchbrechen das Gewölbe unter der Plattform an
dessen größter Höhe, die letzteren sind über den Geschützständen
angebracht, diese sind Ranchabzüge, jene Lichtlöcher. Der
Grundriß der Bastei ist von reiner Kreisform, sie schneidet
zum kleineren Teile in den Wallgang hinter der alten Stadt-
mauer ein, mit einem Durchmesser von 35 : 73 m, ist sie Wohl
das größte von allen Rondellen. Die Kasematte ist von her-
vorragender Schönheit in ihrer majestätischen Wölbung in
leichter Krümmung, ein sehr starker Pfeiler (Durchm. 8,33 m)
in der Mitte stützt das Gewölbe. Dapersieo meint, inan könnte
hier, wenn man wollte, sehr Wohl eine Reitbahn einrichten.
Das Gewölbe ruht ohne besondere Stützen der Umfassungs-
mauer ans und gipfelt in 8,5 m Höhe. Der durch den Wall
führende Zugang ist stattlich in Nustieaqnadern ausgeführt,
6,8 m hoch und 4,76 m breit. Eine bequeme Straße führt zur Plattform hinauf; hinter der zinnenlosen
Brustwehr ist eine Bank für Musketiere angebracht. Die genannten die Plattform durchbrechenden weiten
Öffnungen, die jeden Schaden, den Rauch und Schall der Besatzung und dem Bauwerk zufügen können,
wesentlich herabzusetzen imstande sind, müssen, wie noch heilte von Fachleuten vertreten wird, als das Werk
eines höchst verständigen Kriegsbaumeisters gelten. Festigkeit verbinden sich in ihm mit Eleganz und einer
gewissen Grazie, und diesen Vorzügen verdankt es seine Existenz, drei Jahrhunderte haben ihm nichts an-
tun können, und als eine Reihe Bastionen von Verona im Jahre 1801 gesprengt wurden, hat man
seiner wegen seiner baulichen Schönheit geschont (wie Dapersieo von den Deputierten zur Schleifung der
Festung wiederholt versichert worden ist). Der unbekannte Baumeister muß ein guter Keuner antiker
Bautechnik gewesen sein: alle tragenden Bauteile sind in massigen Rustieaquadern gebaut, ebenso alle



Abb. 8: Verona, Bollwerke noch Maffei.
 
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