Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

DOI Heft:
Nr. 3-6
DOI Artikel:
Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0027
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
23

Einfassungen Vvn Öffnungen, während die Wölbung vor allem in schönster Ziegeltechnik ausgeführt ist, wie
wir sie an den Römerbauten zu würdigen wissen.
Wenn uns die geschichtlichen Nachrichten recht unterrichten, haben wir nun anzunehmen, daß rings um
die ganze Stadtmauer um Verona solche Rondelle gelegen haben. Diejenigen, die ohne diese Reste heute
nicht mehr stehen, sind nicht etwa der Spitzhacke der Schanzarbeiter zum Opfer gefallen, als die Republik
Venedig mit der Bürgerschaft der Stadt gemeinsam nach 1525 die Stadtbefestigung unter Sammichelis
Leitung zu modernisieren begann: sie sind bei der Belagerung und dem Bombardement im Jahre 1516
durch Franzosen und Venetiauer zusammengeschossen worden.
Diese Bastionen oder Rondelle, insbesondere die „bustiono cksllo voeears" stehn innerhalb des ober-
italienischen Gebietes allein da, hier finden sich nirgends Bauten, die als ihre Verwandten oder gar als
Vorläufer anzusehen sind. Der Architekt dürfte vielleicht auch ein Mittelitaliener gewesen sein, wenn er
nicht gar ein Neapolitaner oder ein Spanier gewesen. Denn einerseits zeigt sich eine gewisse Verwandt-
schaft zu den Wehrbauformen, wie wir sie im Traktat des Sienesers vranesseo äi Oior^ia antreffen,
der für den Herzog Friedrich von llrbino eine Reihe feste Schlösser gebaut hat, andererseits wieder mit
der von dem Spanier von Rumire? 1497 erbauten Festung vos Lulaes in Roussillon (Südfrankreichs.
In wie weit allerdings die Kasematten dieser Bauten mit denen von Verona übereinstimmen, läßt sich
leider nicht sagen, da unsere Hilfsmittel hier versagen?)
Die Frage nun, wann und von wem die behandelten vorsammichelischen Werke des Festungsgürtels
von Verona gebaut worden sind, ist bisher nicht beantwortet worden, weil Dokumente über sie nicht zu
Tage gefördert wurden und wohl auch uicht mehr werden können. Wenn sie unter dem Regiment des
Heiligen Markus errichtet worden wären, wie Massen anzunehmen geneigt ist, so würden sich gewiß irgend-
welche Nachrichten darüber noch erhalten haben. Es liegt aber schon aus diesem Grunde nahe, sie in eine
Zeit des „Interregnums" nämlich in die der Herrschaft Kaiser Maximilians zu datieren und dafür haben
sich denn auch genügende Anhaltspunkte finden lassen.
Der Plan Maximilians sich der Veste an der Etsch und anderer Städte, die sich die Republik seit
mehr als hundert Jahren untertan gemacht hatte, zu bemächtigen, liegt Jahre vor dem Glückszufall, der
ihm die Besitzergreifung leicht machte. Schon 1504 hatte er mit König Ludwig den Raubzug gegen
Venedig abgesprochen, doch fehlte es ihm gänzlich an den Mitteln, das Geplante zu unternehmen und das
Versprochene einzuhalten. Im Jahre 1506 traf er dann Anstalten zu einem Römerzuge, um aus den
Händen Papst Julius II. die Kaiserkrone entgegen zu nehmen und gleichzeitig gegen Mailand, das er
zwar 1504 Ludwig zugesagt; aber, da dieser seine Verpflichtungen nicht erfüllt hatte, betrachtete Max seine
Zusage als ungültig. Seiner Rüstung aber sah der Kaiser überall Schwierigkeiten entgegengesetzt: die
französischen Agenten arbeiteten seinen Absichten vor allen bei den Reichsstädten entgegen. Um seine wahren
Absichten zu maskieren, zersplitterte Maximilian seine Kräfte, und als er bei der Republik anfrug, ob er
mit Heeresmacht durch ihr Gebiet ziehen dürfe, verweigerte sie ihm dieses (König Ludwig hatte Zeit
gehabt, sich mit ihr zu verständigen): auch wenn er mit Truppen durch das Mailündische ziehen wolle,
müßte sie, als Bundesgenosse des Königs, ihn angreifen; wenn er ziehen wolle, so nur ohne Truppen.
Inzwischen hatte sich der Kaiser auch durch allzu hohe Forderungen an die italienischen Städte, die ge-
neigt waren zu ihm abzufallen, alle Aussichten auf Erfolg versperrt. Im Januar 1508 war er glücklich
bis Trient gelangt. Am 4. Februar verkündete er von hier aus seinen Römerzug feierlichst, nahm gleich-
zeitig den Titel eines erwählten römischen Kaisers an und brach mit 1500 Reitern und 4000 Fußknechten
auf. Er schickte den Markgrafen von Brandenburg nach Nusfreit. Dieser konnte es aber nicht nehmen und
kehrte er um. Maximilian selbst war in die Sieben Gemeinden eingefallen, konnte aber nicht weiter Vor-
dringen nnd kehrte ebenfalls um. Nun fiel er mit 6000 Fußknechten ins Cadober ein, mußte aber
auch hier wieder umkehren. Inzwischen waren die Venezianer nicht untätig geblieben; ihr General Lur-
tolommoo ck' -Viviuno war ins Friaul gerückt und hatte Pordenone, Görz, Triest und Fiume genommen,
nachdem er den Deutschen eine Schlappe im Cadober beigebracht. Am Ende war Max so mittellos und
schwach, daß er bei der Republik um Waffenstillstand nachsuchen mußte und ihn schließlich auch, unter
Preisgabe der verlorenen Städte und Länder erhielt.
So endete dieser erste Versuch sich in den Besitz von Verona zu setzen, äußerst kläglich. Gleichwohl
ließ der Kaiser den Gedanken nicht fallen, er hatte nur eingesehen, daß er ihn gegen den König von
Frankreich nicht ausführen konnte, sondern nur mit dessen Hilfe. Er knüpfte mit ihm durch seine Schwester
die Statthalterin in den Niederlanden an, und zu Cambrah wurden am 10. Dezember 1508 zwei Verträge
abgeschlossen, wonach einmal der König mit Mailand belehnt wurde, dann ein Bündnis gegen die Türkei
Einen besonders venezianischen Charakter haben die Rondelle Vvn Verona jedenfalls nicht.
 
Annotationen