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Heizung auf der Wartburg.

Von Vv. O. v. Ritgen. *)


mi den gebräuchlichsten Heizungsvorrichtungen kam gegen Ausgang des Mittelalters die Ofenhei-
zung ans. Ofen waren zu Christi Zeit in den Wohnungen der Römer noch nicht vorhanden,
sonst müßten sich solche in dem verschüttet gewesenen Pompeji erhalten haben, was nicht der Fall
ist. Bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts finden sich Ofen nach O. Mothes, überhaupt nicht
.erwähnt und erst aus dem 15. Jahrhundert sind uns Kachelöfen erhalten.

Auf der Wartburg waren und sind der Pallas und die Kemnate mit Kaminen versehen, nur in der
unter dem Namen „Dirnitz" erneuten, schon vor der Restaurierung der Burg größtenteils verschwunden ge-
wesenen „Hofstube" scheinen Kachelöfen vorhanden gewesen zu sein. Die Bezeichnung Stube, althochdeutsch
stuba, weist darauf hin und deckt sich mit dem italienischen stut'u — Ofen, ein Wort, das sich ähnlich wie
das ebenfalls italienische cmmino — der Weg (Rauchweg) — Kamin auf die damit beheizten Räume und
Gebäude (oaminata Kemenate) übertragen hat.

Von dem erwähnten Gebäude auf der Wartburg erzählt der Chronist Johannes Rothe, daß im Jahre
1319 vom Landgrafen Friedrich von Doringin „Aar 8ellone llot'eäoi'iwein" errichtet wurde.
Nun ist aber Hckornrein, ckörnt^e, ckornit?, virnit? (nach den alten Vokabularien) uestua-
rium, stubu, ein heizbarer Raum, eine Stube, welche durch einen Ofen geheizt werden konnte, im Gegen-
satz zu solchen Räumen, die nur durch Kamin geheizt wurden. Hvsdorzein und Hofstube ist also gleichbe-
deutend. Die Sitte, in Burgen und Schlössern durch Ofen heizbare Versammlungszimmer und Wohnzimmer
zu erbauen, trat um die Mitte des 14. Jahrhunderts auf. Fast gleichzeitig mit der Dirnitz auf der Wart-
burg ward ans dem Schlosse zu Meissen eine Dirnitz durch Otto den Reichen erbaut und 1326 baute der
'Pfalzgraf in Amberg eine Türnitz, welche groß und geräumig und im Erdgeschoß überwölbt war.

Auch die Schreibweise diurnitza kommt für das mit Ofen versehene Haus vor, sie klingt wie ein Wort
der russischen Sprache, das die Bedeutung koeu8 — Feuerstelle hat, und läßt der Vermutung Raum, daß
die Kachelofenheizung seinerzeit ans Rußland nach Deutschland gekommen sei.
*) Vergl. Hasnk, „Die Heiznngsvvrrichtnngen der Burgen im Mittelalter", Burgwart 1920 Nr. 2, S. 10.
Vergl. Hugo v. Ritgeu „Der Führer auf der Wartburg", S. 222, III. Nufl., Verlag I. I. Weber 1876.


urgenschau.
-Die mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.


Kassel. '
Der Waudervvgel c. V. hat mit befreundeten Zngend-
rvanderbünden vom preußischen Fiskus die Burg Ludwigstein
gegenüber oem Haustein erworben, um eine Zentrale des
Iugendwandcrns zu schaffen. Wie dazu bekannt wird, knüpfte
die Regierung an den Verkauf die Verpflichtung des sachge-
,gemäßen Wiederaufbaues und der sorgfältigsten Erhaltung.

Die erforderlichen Kosten waren früher mit 185000 Alk. ver-
anschlagt, heute muß Wohl mit dem zehuiacheu Betrage
also etwa einuudeinehalbe Million gerechnet werden.

Böhmen.
Die reizvollen Barvekarchitektureu, mit denen die Bam-
berger Familie der Dietzenhofer Böhmen schmückte, werden
fortwährend vom Unglück verfolgt. So ist die Klosterkirche
Maria Teinih bei Krnlowitz, unweit Klattau ehe noch die ge-
planten Stütznngsarbeiten vollendet waren, völlig zusammen-
gebrochen, und das Jnvalidenhans in Karvlinental bei Prag
soll durch Aufsehen eines Stockwerkes verschandelt werden, wo-
gegen allerdings der Künstlerbnnd „Manes" Einspruch erhob.
 
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