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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 3-6
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Ebhardt, Bodo: Der Brand der Burg Eltz und von Schloß Burg an der Wupper
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0042
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einer zusammenhängenden Wohnanlage verbunden. Dabei ist vieles mit schonender Hand erneuert und-
erhalten worden, manches aber auch so wie es damals für richtig gehalten wurde, in mittelalterlicher Weise-
neu ausgemalt. Angefüllt hatte der kunstliebende Besitzer seinen herrlichen Wohnsitz mit zahlreichen Alter-
tümern, Möbel, Waffen, Gemälden, teils aus alten Familienbesitz, teils auf Reisen oder sonst käuflich erworben.
Wohlgepflegt und bewahrt hat der so ausgestattete Bau der Familie Eltz oft als Sommerwohnsitz
oder zum Jagöaufenthalt gedient, und man konnte dem Besitzer nicht zürnen, wenn er dem Andrang,
gedanken- und rücksichtsloser Ausflügler durch Erschwerung des Zuganges vielfach entgegentrat.
Dem wirklichen Kunstfreunde dagegen wurden die Pforten der Burg immer gerne aufgetan. Ins-
besondere hat die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen im Jahre 1906 in der Burg gelegentlich
einer ihrer Burgenfahrten gastliche Aufnahme gefunden, und unvergeßlich werden allen Teilnehmern die
Stunden sein, die sie innerhalb der ehrwürdigen Mauern verleben durften, und die mit einem Erfrischungs-
aufenthalt zu Füßen der Burg auf der sonnigen Wiese abschlossen, während der Klang der Waldhörner-
aus dem die Burg rings umgebenden Waldesdickicht herüberschallte. Eine stimmungsvollere Besichtigung,
hat die Bereinigung wohl kaum auf einer ihrer vielen Fahrten erlebt.
Über die Geschichte der Burg ist vielerlei geschrieben worden. Schon der tömiiche Dichter Ausonius-
besingt im 4. Jahrhundert die Felixe Alisontia den glücklichen Eltzbach. Angeblich schon 906, sicher im
Jahre 1157 taucht dann das Geschlecht derer von Eltz in der Geschichte auf, das daun bis in die neue
Zeit hinein im Besitz dieses Kleinods unter den deutschen Burgen bleibt, lim 1320 hat die Burg eine
sechswöchentliche Belagerung durch den kriegerischen Kurfürsten Balduin von Trier siegreich überstanden,
der dann der Burg zur Bedrohung gegenüber die Burg Trutzeltz errichtete. Vielfach haben Mitglieder
dieser berühmten Familie wichtige Stellen im deutschen Reiche eingenommen, so war Georg von Eltz um
1504 Großkanzler des deutschen Ritterordens, 1565—85 Jakob von Eltz als Bischof von Trier, oder sein
Reffe der Feldherr Anton von Eltz. Auch auf dem Mainzer Erzbischofsstuhle saß 1732—44 ein Philipp-
Karl von Eltz; Reichsgrafen sind die Eltz seit 1733. Daß die Burg in den Raubkriegen der Franzosen
erhalten geblieben ist, verdankt sie freilich der Tatsache, daß Johann Anton von Eltz aus der Lothringischen
(Ilttinger) Linie als französischer Marschall dem König von Frankreich diente und als solcher einen
Schutzbrief für sein väterliches Haus erhielt, aber auch der vermittelnden Tätigkeit des Hugo Emmerich
von Eltz der als Triers Gesandter in Paris für das Bistum Schonung erwirkte.
Nun hat der schreckliche Brand zerstört, was Jahrhundertelang allen Schicksalsstürmen widerstanden
hatte, was liebevoll von einer langen Geschlechterfolge verwahrt wurde, ein Haus, das deutschen Kaisern
und Königen darunter auch unserm Kaiser Wilhelm II. Obdach gewährte und das nicht nur den Besitzern
sondern auch dem ganzen deutschen Volke ans Herz gewachsen war.
In der Nacht vom 28./29. September 1920 wurden gegen 2 Uhr Familienmitglieder des Besitzers
die gegenüber dem Küchenraum in dem Haus Kempenich schliefen, durch Brandgeruch und das Knistern
der Flammen geweckt. Erst spät konnte von Münstermaifeld und Moselkern Hilfe herbeigerufen werden
und tagelang dauerte es bis das Feuer völlig gelöscht wurde. Vieles von den Möbeln, Waffen,
Bildern, Büchern und Geräten ist in das erhaltene Haus Eltz-Rübenach gerettet worden. Leider haben
aber auch Unberufene manch wertvolles Stück gestohlen und verschleppt und man erkennt an manchen
Stücken die Spuren von Versuchen Türen und Fächer zu erbrechen.
Nun ist zunächst Ruhe in den verödeten Mauern eingetreteu. Uber den teilweise erhaltenen Bauten sind
Notdächer errichtet worden und der Besitzer hofft den Bau langsam wieder retten und aufbauen zu können.
Gegenüber den zahlreichen Äußerungen in der Tagespresse, nach denen es unmöglich sein sollte die Burg
wieder herzustellen, können wir glücklicherweise nach eingehender Besichtigung der Brandstelle und nach
Prüfung der zahlreichen vorhandenen bildlichen und zeichnerischen Aufnahmen der Burg und vor allem
au Hand der umfangreichen Reste die das Feuer noch übrig gelassen hat ausdrücklich hervorheben,
daß einer vollständigen durchgreifenden und in Bezug auf Formenechtheit und Raumstimmuug durchaus
befriedigenden Wiederherstellung der Burg in allen ihren äußeren und inneren Teilen keinerlei unüber-
windliche Schwierigkeiten eutgegenstehen.
Es wird nur eine Frage der Zeit, der Mittel, eines erfahrenen Künstlers und des Willens, der Mittel
und der Ausdauer des Bauherrn sein, ob und wie weit dieses schöne Werk durchgeführt werden soll, daß
jeder nicht von des Gedankens Plässe angekränkelte Freund unserer deutschen Baudenkmale heure mehr
wie je von der Zukunft fordern muß. Ganz besonders jetzt, wo in traurigen Zeiten unseres Vaterlandes
jeder Wiederaufbau auch zugleich zur Aufrichtung des Mutes, der Hoffnung und des Zukunftvertrauens
unseres armen geknechteten Volkes im Vaterlande beitragen muß.
 
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