Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

DOI Heft:
Nr. 3-6
DOI Artikel:
Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0033
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

Me seine Basteien der „Lastion clelle Loecara" am nächsten, die ohne Hatsbau direkt an die Stadtmauer
anstößt. Im Allgemeinen denkt er sich die Basteien aber bedeutend höher und breiter, sie sollen an der
Kapitale etwa 800 Schuh messen (das sind etwa 90 m) und vor allem eine stärkere Böschung bekommen.
Wir haben oben davon gehört, daß sich nördlich von der Bastion 8. 8pirito noch kleine Grabenwehren in
der Kurtine befinden, die nach unserer Auffassung von der Befestigung unter Maximilian herrühren.
Ähnliche Grabenwehren hat Dürer an den Wällen eingezeichnet, die sein festes Schloß umgeben. Überhaupt
hat Dürer möglicherweise bei der Beschreibung der Lage dieses Schlosses diejenige von Verona im Auge
gehabt, die ja in jeder Hinsicht äußerst vorteilhaft ist - und darum und als Schlüsselpunkt für Ober-
italien mußte es Maximilian daran liegen, Verona unter allen Umständen sich zu erhalten. Dürer denkt
sich die Lage seines festen Schlosses, das gleichzeitig ein befestigtes Kriegslager ist folgendermaßen:
Erstlich soll ein eben fruchtbar Land dazu erwählt werden; und diese Ebene soll gegen Mitternacht
ein hohes Waldg'ebirg haben, aufs daß zum Bauen weder an Holz noch Steinen Mangel sei. Auf diese
Gebirg soll am etliche feste Warten setzen und sie also machen, daß die Feinde schwer dazu steigen können ....
Und dies Schloß soll eine kleine Meile auf die Ebene nach Mittag zu gesetzt werden. Auch soll der er-
wählte Ort ein starkes von dem Gebirge entfernt fließendes Wasser, das vor dem Schloß nach Mittag zu
vorbei fließt haben, das nicht abgegraben werden kann; und womöglich soll dies Wasser dnrch alle Gräben
mit einem Lauf um das ganze Schloß geleitet werden. . . .
Verona liegt nun ans einer fruchtbaren Ebene und hat nach Norden zu ein hohes Gebirge in seinem
Rücken, von wo aus ihm Holz zugeführt werden kann. Warten wie Dürer sie fordert sind für es die
beiden Kastelle 8. Uiktro und 8. Eelics. Die von Nordwesten kommende und nach Südosten weiterflie-
ßende Etsch umfließt die Stadt in scharfem Bogen, und die so sich bildende Landzunge haben schon die
Römer durchstochen und den Adigetto gebildet, der vor der Mauer Dietrichs von Bern vorbei fließt
(der die strategische Bedeutung von Verona zu würdigen wußte). Es dürfte also richtig sein mit Wätzold
zu sagen, daß Erinnerungen an seine Reisen in Italien bei Abfassung von Dürers Schrift mitgewirkt
haben. Wenn sich dies nun aber auf die Befestigungen selbst nicht beziehen kann und seine Basteien höchstens
aus indirektem Wege von den Rondellen der Stadt Verona beeinflußt sein könnten, so ist eines hierbei
doch erstaunlich: daß man Dürer nicht hat wissen lassen, wie geringe Dienste diese Rondelle der Stadt
geleistet haben und wie schnell sie den Kugeln der Feinde zum Opfer gefallen sind, dort wo der Feind sie
unter scharfes Feuer genommen, und daß die hier aufgestellten Geschütze sehr bald ausgefallen gewesen sein
müssen; ferner, daß man ihm nicht mitgeteilt hat, daß von den aus Stein ausgeführten Basteien Stein-
splitter abspringen und schwere Verletzungen der Mannschaften Hervorrufen müssen, und daß ein hoher
Aufzug von Schaden ist, weil er dem Feinde ein zu großes Ziel bietet. Diejenigen Offiziere wie Frunds-
berg, tie die Beschießung von Verona mitgemacht haben, den er, wenn Dürer wirklich bei der Belagerung
des Asberg dabei war, wie ans einer ihm zugeschriebenen Zeichnung geschlossen wird, 1519 kennen gelernl
haben müßte, sie konnten ihm nicht gut zu Befestigungsplänen geraten haben, wie er sie entworfen hat.
Von andrer Seite also
Wohl hat er Einflüsse
in sich ausgenommen;
seine Bastionen ver-
leugnen in der Ban-
technik wenigstens
ihre Abstammung von
der Nürnberger Bau-
schule nicht. Von der
neuen Befestigungs-
methode die Sammi-
cheli bei der Republik
Venedig eingeführt
hat, scheinen dieNürn-
berger Baumeister
auf ihrer Reise nichts
zu sehen bekommen zu
haben — oder sie
haben nichts davon
gehalten. Auch Dürer
weiß offenbar nichts
davon — oder man
hat sie ihm gegenüber
abfällig kritisiert. Abb. 12. Verona, ?orta ?k>Iio, nach Ebhardt.
 
Annotationen