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Panofka, Theodor
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 9): Delphi und Melaine. Antikenkranz zum 9. Berliner Winckelmannsfest — Berlin, 1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.692#0005
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im Zusammenhang mit der Form des Gefäfses die dem Kantharos, dem bekanntesten,
langöhrigen Trinkbecher des Weingottes, entspricht, und mit den im Innern der
Mündung sichtbaren Delphinen, welche wie andere Schiffe, so auch die Gattung
leichter Fahrzeuge die den Namen Kantharos führte, begleiten können, bestimmte
unsren Collegen in diesem durch Feinheit der Erde und Zartheit der Modellirung
gleich sehr hervorragenden Gefufs den Heros Kantharos, dereinem der drei Bas-
sins des Peiräeus von Athen seinen Namen gegeben hatte, nachzuweisen, und zwar
als Gefährten des Dionysos, vergleichbar dem Askos, Amphoreus, Oineus, Am-
pelos, Keramos, Stamnios.

Befremden mufs hiebei, dafs Herr L. nicht die braunrothe Farbe des
Kopfes als treue Kopie ägyptischer Gesichtsfarbe geltend machte: noch mehr aber,
dafs er den Doppelkopf durch die Beschaffenheit des Gefäfses selbst, dessen Anblick
von beiden Seiten gleich sein müsse, genügend zu erklären wähnte.

2. Delphi, Doppelkopf als Kantharos in gebrannter Erde.

Ein völlig gleiches Gefäfs, das vor dem Candelorischen den Vorzug eines
wohl erhaltnen Fufses besitzt, ward mehrere Jahre später in Clusium von Herrn
Francois zugleich mit seinem Gegenstück (s. Erläuterungstafel No. 2.), das sich nur
durch Lorbeerkranz an der Stelle des Epheukranzes an der Aufsenseite der
Mündung unterscheidet, ausgegraben. Beide gegenwärtig eine Zierde der Vasen-
sammlung des königlichen Museums zu Berlin (No. 1940. 1941), sind von Ed. Ger-
hard in der Archäologischen Zeitung Neue Folge Taf. VHI, No. 1 u. 2 durch
Kupferstich veröffentlicht und in No. 8 (Aug. 1847) S. 113 — 117 gelehrt erläutert
worden. Nach vollständiger Anerkennung des Scharfsinns, der in der Lenormant-
schen Deutung sich ausspricht, bekämpft Herr G. mit Recht die Ansicht, dafs die
Erscheinung eines Doppelkopfes in der alten Kunst nur aus artistischem Bedürfnifs
entspringe, ohne von tieferem, religiösen Prinzip hervorgerufen zu sein, bemerkt
treffend, dafs der in Janusform sich ausprägende Dualismus männlicher und weib-
licher Gottheiten in der griechischen Kunst bei sonstiger äufserer Gleichheit, nicht
selten auf dem Gegensatz von Vergangenheit und Zukunft, Unter- und Ober-
welt beruhe, und benutzt die Verschiedenheit des Blätterkranzes als Kopfschmuck
auf beiden neuentdeckten Vasen, um darzuthun, dafs dieselben einmal einen Apollo-
kopf, das andre Mal einen Dionysoskopf uns vergegenwärtigen. Auf die von

nes. On remarquera surtoat que le lobe de l'oreille s'aligne avec les yeux: or comme eette deviation aux
loix de conformation de la race blanche, et l'attribution qni en a ete faite a la race des anciens Egyptiens,
ont ete recemment l'objet de discussions solennelles, on n'hesitera pas, je pense, ä ranger 1'opinion que
jemets, en de<;a de la limite ordinaire des probabilites.
 
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