„Nichts halb zu thun ist edler Geister Art."
Uiesen Vers fühlen wir uns gedrungen, am Geburtstage des Archegeten der Ar-
chäologie unsern Wissenschaftsgenossen zu ernster Beherzigung ins Gedächtnifs zu
rufen. Denn seit einigen Decennien kranken die Publikationen unedirter An-
tiken, — umfangreiche Werke sowohl als schlichte Monographieen —; so sehr an
einem inneren Schaden der Halbheit, dafs sie denjenigen, welche das würdige Vorbild
Winckelmanns im Auge, die Wissenschaft um ihrer selbst und ihres Fortschritts,
nicht um persönlichen Fortkommens willen pflegen und beben, die unbehagbche, Zeit-,
Mühe- und Geldraubende Pflicht der Eepublikation dieser Monumente aufer-
legen, weil sonst allzuviel Irrthümer, von bekannten, ja oft berühmten Gelehrten
gezeugt oder empfohlen, auf dem ohnehin schlüpfrigen Boden der bildlichen Alter-
tumswissenschaft gar zu leicht festen Grundbesitz gewinnen. Dafs aber diese aller-
dings schwere Anklage keine unbegründete und oberflächliche sei und somit selbst
an dem Uebel der Halbheit leide, liefse sich zum Frommen der Wissenschaft in
mehr als einem ansehnlichen Band ausführlich nachweisen: für heute möge folgender
zum Gedächtnifs des edelsten Märtyrers der Archäologie in wahrer Pietät
geflochtene und geweihte Antikenkranz als Zeugnifs genügen.
1. Atalante und Melanion, Vasenbild der Jattaschen Sammlung in Neapel.
In Avellino's Bulletino Archeologico Napoletano Tom. IV, und 60 hat der
Akademiker Minervini Tav. HI, 1. 2 ein mit rothen Figuren auf schwarzem Grund be-
maltes, über eine halbe Spanne (palmo) hohes Salbgefäfs (<iXapa<rTqov) der berühmten
Jatta'schen Sammlung in Neapel bekannt gemacht, in dessen merkwürdigem Bilder-
schmuck er (Bullet, p. 56 e 60—62) Cybele und Attes, oder eine Bacchantin
und Dionysos Hyes vermuthet.
Je sicherer die leichte Tracht den Gedanken einer matronalen Berg- und
Erdgöttin wie Cybele ausschliefst, je unzweifelhafter der Geliebte und Begleiter der
Cybele, Attes, durch phrygische Tracht (Zoega bassir. 13.) sich kenntlich zu ma-
1*
Uiesen Vers fühlen wir uns gedrungen, am Geburtstage des Archegeten der Ar-
chäologie unsern Wissenschaftsgenossen zu ernster Beherzigung ins Gedächtnifs zu
rufen. Denn seit einigen Decennien kranken die Publikationen unedirter An-
tiken, — umfangreiche Werke sowohl als schlichte Monographieen —; so sehr an
einem inneren Schaden der Halbheit, dafs sie denjenigen, welche das würdige Vorbild
Winckelmanns im Auge, die Wissenschaft um ihrer selbst und ihres Fortschritts,
nicht um persönlichen Fortkommens willen pflegen und beben, die unbehagbche, Zeit-,
Mühe- und Geldraubende Pflicht der Eepublikation dieser Monumente aufer-
legen, weil sonst allzuviel Irrthümer, von bekannten, ja oft berühmten Gelehrten
gezeugt oder empfohlen, auf dem ohnehin schlüpfrigen Boden der bildlichen Alter-
tumswissenschaft gar zu leicht festen Grundbesitz gewinnen. Dafs aber diese aller-
dings schwere Anklage keine unbegründete und oberflächliche sei und somit selbst
an dem Uebel der Halbheit leide, liefse sich zum Frommen der Wissenschaft in
mehr als einem ansehnlichen Band ausführlich nachweisen: für heute möge folgender
zum Gedächtnifs des edelsten Märtyrers der Archäologie in wahrer Pietät
geflochtene und geweihte Antikenkranz als Zeugnifs genügen.
1. Atalante und Melanion, Vasenbild der Jattaschen Sammlung in Neapel.
In Avellino's Bulletino Archeologico Napoletano Tom. IV, und 60 hat der
Akademiker Minervini Tav. HI, 1. 2 ein mit rothen Figuren auf schwarzem Grund be-
maltes, über eine halbe Spanne (palmo) hohes Salbgefäfs (<iXapa<rTqov) der berühmten
Jatta'schen Sammlung in Neapel bekannt gemacht, in dessen merkwürdigem Bilder-
schmuck er (Bullet, p. 56 e 60—62) Cybele und Attes, oder eine Bacchantin
und Dionysos Hyes vermuthet.
Je sicherer die leichte Tracht den Gedanken einer matronalen Berg- und
Erdgöttin wie Cybele ausschliefst, je unzweifelhafter der Geliebte und Begleiter der
Cybele, Attes, durch phrygische Tracht (Zoega bassir. 13.) sich kenntlich zu ma-
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