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Gerhard, Eduard
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 14): Danae. Ein griechisches Vasenbild — Berlin, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.697#0003
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I. DANAE EIN GEFÄSSBILD.

Janae, des argivischen Königs Akrisios und der spartanischen Eurydike Tochter,
ward von ihrem Vater eingesperrt, weil statt des von ihm gewünschten Sohnes das
Orakel ihm einen Enkel weissagte, von dessen Hand ihm zu sterben bestimmt sei.
Im ehernen Thalamos aber des Hofraums, der seine Tochter und deren Wärterin
barg, fiel von der Höhe des Daches ein goldener Regen in Danae's Schoss, dem
die leibhafte Erscheinung des Zeus nachfolgte; aus seiner Umarmung gebar sie den
Perseus. Verborgen gehalten und drei oder vier Jahre bereits herangewachsen, ver-
rieth der spielende Knabe sich dem Akrisios durch seine Stimme; die Wärterin ward
getödtet, Danae und ihr Kind aber zum Hausaltar des Zeus Herkeios geführt. Hier
an heiliger Stätte von Akrisios befragt, wer des Kindes Vater sei, nannte sie zwar
den Zeus; doch schenkte Akrisios ihr keinen Glauben, sondern gebot sie, samt
ihrem Kind in einen Kasten verschlossen, ins Meer zu werfen, das sie zuletzt nach
Seriphos brachte.

Diesen hier nach Pherekydes') gegebnen Hauptzügen des argivischen, in öst-
licher und westlicher Ferne vormals weit verbreiteten2), aus Werken der Kunst
jedoch verhältnissmässig wenig bezeugten 8) Mythos der Danae entspricht im We-
sentlichen das uns vorliegende schöne Gemälde eines im Jahr 1844 zu Cäre ent-
deckten Kraters der Campana'schen Sammlung zu Rom 4). Danae, durch alte In-
schrift AANAE so benannt, die von Zeus geliebte und begnadigte Jungfrau, er-
scheint uns, ihr so grosses als herbes Geschick kaum noch ahnend, auf einem rei-
chen Polsterbette tief und behaglich sitzend, von ihrem Spiegel und einem andern-
aufgebängten Stück ihres Anzugs6) umgeben, lang und reichlich bekleidet; die lan-
gen Enden ihres Stirnbands hält sie mit beiden Händen gefasst. In dieser Beschäf-
tigung mit ihrem Putz wird sie durch das aus der Höhe ihr nahende Wahrzeichen
überrascht; doch giebt ihr träumerisch aufwärts gerichteter Blick vielmehr die De-
muth kund, mit welcher sie, einer Prophetin vergleichbar, der Offenbarung des

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