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Heydemann, Heinrich
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 30): Humoristische Vasenbilder aus Unteritalien — Berlin, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.713#0003
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HUMORISTISCHE VASENBILDER
AUS UNTERITALIEN.

x\ls Winckelmann die wirre Menge der Ueberreste griechischer und römi-
scher Kunst mit sicherer Hand für die AlterthumsWissenschaft ordnete, gab es nur
wenige Denkmäler, auf denen scenische Darstellungen erhalten waren. Erst die
Vasenbilder, welche die Todtenstätten Etruriens und Unteritaliens noch immer
mit verschwenderischer Freigebigkeit zu Tage fördern, vermehrten auch ihre Zahl
bedeutend und waren wohlgeeignet den schattenhaften, durch schriftliche Zeugnisse
gewonnenen Ergebnissen der scenischen Alterthümer Licht und Farbe zu geben.
Den bisher bekannten Denkmälern reihen sich die beiden folgenden Vasenzeichnun-
gen an, welche dem Satyrdrama und der Komödie des Dionysischen Theaters ihre
Entstehung verdanken, und wegen ihrer Anmuth und Komik nicht unwerth schei-
nen, als Festgabe zur Erinnerung an Winckelmann zu dienen.

1.

Das Bild ist einer rothfigurigen Oenochoe (mit Kleeblatttülle; hoch 0,24 Met.)
entnommen, welche in S. Maria di Capua gefunden wurde und sich zur Zeit im
Besitz Alessandro Castellani's in Neapel befindet, der mit bekannter Bereitwilligkeit
mir erlaubte eine Durchzeichnung zu nehmen; die feine anziehende Darstellung ist
schon von Heibig (Bull, dell' Inst. 1868 p. 219 s.) kurz beschrieben und richtig
gedeutet worden.

Ein bärtiger Satyr, mit der Chlamys versehen, welche um den Hals geknüpft
ist und schildartig — chlamyde clupeat braccium heisst es in einem Fragment des
Pacuvius — über dem linken Arm herabhängt, schwingt mit der erhobenen rech-
ten Hand eine Keule gegen eine Schlange, die um einen Baum emporgeringelt ist
und gegen ihn losfahren will: an den battllosen Aesten aber hängen statt der Früchte
— drei Töpfe, welche das Thier gegen den Angriff des Satyrs vertheidigt.

Dass wir in dem Bilde die komische Darstellung einer heroischen That vor uns
haben, leuchtet wohl Jedem ein und es wird auch kaum ein Zweifel darüber sein
können, dass hier jene Arbeit des Herakles, die Aepfel der Hesperiden zu pflücken,
 
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