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Hirschfeld, Gustav
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 32): Athena und Marsyas — Berlin, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.715#0014
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14

Haar ist beiden gemeinsam; und so leistet diese Vase den seltenen Dienst, eine
Statue in denjenigen Kreis zurückzubringen, welchem ein feiner Blick sie von
Anfang an zugeführt hatte. Denn das wird doch umgekehrt Niemand annehmen
wollen, dass das ungleich prägnantere Motiv des Satyrs im Vasenbilde erst aus
einem tanzenden oder taumelnden Satyr (s. Anm. 22) abgeleitet worden sei.

Ob aber die Athena der originalen Gruppe bewegt gebildet war43), wie
diejenige des Reliefs und der Münzen, oder vielmehr gehalten und ruhig, wie
auf der Vase, kann bis jetzt wenigstens nicht entschieden werden. Weder der
offenbare Vorzug der ruhigen Stellung innerhalb der Gruppe (s. oben S. 6)
noch die Thatsache, dass auch sie als typische Figur in verschiedenen Situationen
wiederholt ist44), kann hier in Betracht kommen.

In dem Rundwerk konnten die Flöten freilich nur am Boden liegend ge-
bildet werden, und auf sie ist also der nach unten starrende Blick der Statue
gerichtet, während die Göttin durch ihren Einspruch das momentane Zurück^
weichen veranlasst. Dies ergiebt sich als der einfache Sinn der Gruppe aus dem
Vergleich der Statue mit den drei abgeleiteten Werken, vor Allen der Vase.

Da die vorauszusetzende Gruppe sich ursprünglich in Athen befunden haben

No. 3, peintures de. la Malmaison VIII identisch mit Miliin peintures de vases I 5, s. dessen Text
S. 11 Anm. 6). Allen fehlt hauptsächlich die charakteristisch gespannte Neigung des Hauptes und
so die für einen Augenblick gefesselte Stellung; auch sind die Arme nicht selten etwas anders
bewegt und beschäftigt. Dasselbe gilt Ton folgenden Beispielen:

1) man. delV inst. IV 41.

2) ebenda VIII 10.

3) ebenda VIII 42.

4) annali dett inst. 1868 tav. d' agg. LM.

5) compie-rendu 1861 Taf. VI.

6) ebenda 1864 Taf. VI 6.

7) Inghirami pitture di vasi III 225, vgl. auch IV 363.

8) Bull. Napol. nuov. ser. VII Taf. 4.

9) Vases du eamte de Lamberg I 79.

Unter diesen ist No. 6 offenbar geschreckt; No. 3 und 7 im Weggehen begriffen, wie die von
Petersen angeführten 4: annali 1845, tav. (Vagg. C. 5: annali 1847, tav. d'agg. 0. 6: Mus. Greg.
II Taf. 73, 2b. Vorstürmend nach der Richtung, welche das gebogene Bein einschlägt, und wie
nach einer eben erfolgten Wendung sind unter den oben genannten die besonders charakteristi-
schen No. 1 uud 9, ebenso 2, 4, 6, 8. Es ist vielleicht nicht Zufall, dass bei den allermeisten
ein Stück des Schwanzes noch unter dem Oberschenkel des gebogenen Beines zum Vorschein
kommt, wie auf unserer Vase.

43) So meinte Hirzel annali 1846 S. 235ff.; auch Petersen a. a. 0.

44) Immer in dem Sinne des eindringlichen Zuredens; zu Achill redend: man. dett inst. V
11. Overb. Gall. Taf. XX 4; zu den Erinnyen (Orest in Delphi) Eaoul Rochette man. ined.
Taf. 38. Overb. Gall. Taf. XXIX 8. Arch. Ztg. 1860 Taf. CXXXVII; bes. aber zu Kadmos
(? „Orest" Stephani) Campte rendu 1860 Taf. V vgl. Arch. Ztg. 1870 S. 113. Vgl auch die
Eadmosvase: Millingen anc. uned. man. Taf. 27.
 
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