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Hirschfeld, Gustav
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 32): Athena und Marsyas — Berlin, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.715#0015
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muss, wie die Münze, das Eelief und die Vase verrathen, so ist die Ver-
muthung entstanden45), es möchte dieselbe identisch sein mit dem bereits er-
wähnten Werke, welches Pausanias auf der Akropolis sah und mit folgenden
Worten erwähnt I 24, 1: iviavita IdS-r/vä TisTiolrjtai zov SiXrjvov MaQoüav
Tialovoa oii drj rovg avlovg uvelono, SQ(fi(p&ai oq>äg -crjg &eov ßov/.o/j.evr/g.
Mit dieser Gruppe ist dann ein Werk des Myron identiflcirt worden, welches
sich ursprünglich doch wohl auch in Athen befand, und welches Plinius XXXIV
57, so beschreibt: Myron . . . fecit .. . satyrum admirantem tibias et Minervam.
Diese Worte sind bisher vielleicht nicht ganz richtig verstanden worden; die-
selben auf eine Gruppe zu beziehen, ist man nur dann vollkommen berechtigt,
wenn man Minervam nicht von fecit, sondern von admirantem abhängen lässt:
und in der That erhält man alsdann eine für Plinius so bezeichnende epigram-
matische Beschreibung eines Satyrs, in welchem derselbe zwiefache Affect aus-
gedrückt war, wie in dem unsrigen; er bewunderte die Flöten, aber zugleich
auch die Minerva, so konnte ein Dichter dem Sinn des Werkes kurz und poin-
tirt gerecht zu werden glauben. Eine Oopie des Marsyas dieser Gruppe in der
Lateranensischen Statue zu erkennen, trage ich nun um so weniger Bedenken,
als Brunn und nach ihm die Beschreiber des Lateran die Statue ihrem Stile
nach der Myronischen Zeit und Art mit Recht zugewiesen haben.

Nach den Worten des Pausanias scheint es, dass in der von ihm erwähnten
Gruppe Marsyas bereits die Flöten hielt46), oder doch wenigstens nach ihnen
haschte; für den Satyr des Lateran ist beides gleich unannehmbar. Dennoch
würde man bei so vielen Berührungspunkten geneigt sein, das Werk auf der
Akropolis mit dem Myronischen zu identificiren, wenn sich nur die Vermuthung
Jahn's47) erweisen Hesse, dass Plinius eben an der betreffenden Stelle eine
Schrift über die Akropolis48) ausgezogen habe. Einen ungenauen oder besser
unbehülflichen Ausdruck4 9) bei Pausanias gerade im ersten Buch und in| der

45) Brann, annali 1858 S. 375.

46) E. Petersen a. a. 0. S. 90 meint, dass in diesem Falle der Eindruck entstellen konnte,
die Göttin sei nun ihrerseits nach den Flöten begehrlich; ein solches Missverständniss war 'bei
einem antiken Betrachter, der eben den Mythos kannte, doch kaum möglich.

47) Populäre Aufsätze aus der Alterthumswissenschaft S. 212.

48) Solche gab es von Polemo ninl 717s 'Atiqv-riaiv 'AxponoXetus oder mm imc dvaö-Tiuuitov
ituf lv ijj 'jixQonölit und von Heliodoros nsgl 'AxgonöXeajs (Harpokrates s. v. Ni'r.rj 'AUi}rä und
der letztere qui de Athmiensium mtathematis seripsit wird auch unter den Quellen für das 34.
Buch bei Plinius aufgeführt.

49) Hierüber vgl. besonders Petersen a. a. 0. S. 89ff. In diesem Falle würde man doch viel-
leicht lesen müssen: nroovoa an; Hirzel (s. Anm. 43) nroovaa u?].
 
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