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Dörpfeld, Wilhelm
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 41): Über die Verwendung von Terrakotten am Geison und Dache griechischer Bauwerke — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.724#0004
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Von dem ornamentalen Schmucke der einst mit reichen Farben ausgestatteten
griechischen Tempel hat sich nur Weniges bis auf unsere Zeit erhalten. Fast das Ein-
zige, was noch annähernd die alte Farbenpracht zeigt, sind die verschiedenartigen zur
dekorativen Ausbildung des Daches benutzten Terrakotten. Zwar sind auch zahlreiche
Bausteine aus Marmor und anderem Materiale mit Spuren ihrer früheren Bemalung ge-
funden worden, doch sind diese ornamentalen Reste im Verhältnisse zu den Terrakotten
nur unbedeutend, und ihre Farben, die nur äusserlich auf den Marmor oder Stuck auf-
getragen waren, haben den Jahrhunderte hindurch wirkenden Angriffen der Witterung
nicht Stand halten können. Die Baustücke aus gebranntem Thone dagegen, deren Farben
eingebrannt waren und überhaupt auf dem porösen Materiale besser hafteten, zeigen viel-
fach noch jetzt ihre früheren Farben in bewundernswerther Frische. Daher liefern uns
gerade diejenigen Orte, welche an Marmor und anderen guten Baumaterialien arm waren
und desshalb zu dem gebrannten Thone ihre Zuflucht nehmen mussten, für die Recon-
struction der antiken Tempel in ornamentaler Hinsicht werthvollere Beiträge als die mar-
morreichen Städte wie Athen, wo das alte schlichte Thondach sehr bald durch das glän-
zende Marmordach verdrängt wurde.

Ein sehr bezeichnendes Beispiel hierfür ist Olympia. Seine zahlreichen Bauten
hatten sämmtlich, mit Ausnahme des Zeustempels und zweier kleineren Gebäude, Dächer
aus Terrakotta und daher ist dort eine ausserordentlich grosse Menge verschiedener Dach-
constructionen aus Thon mit den mannigfaltigsten Dekorationsformen gefunden worden.
Das Museum in Olympia umfasst Terrakotten aller Epochen, von dem alten Dache des
Heraion bis zu den aus spätrömischer Zeit stammenden Simen und Ziegeln einiger Säulen-
hallen und übertrifft sowohl in Bezug auf die Zahl der Stücke als in Bezug auf ihren
historischen und künstlerischen Werth alle anderen ähnlichen Sammlungen Griechenlands
und Italiens.

Ein besonders werthvolles Stück der olympischen Sammlung ist der reiche Terra-
kottaschmuck des von der sicilianischen Stadt Gela in Olympia errichteten Schatzhauses,

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