Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl ; Furtwängler, Adolf
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 50): Homerische Becher / Ueber ein Vorbild neu-attischer Refliefs / Eine argivische Bronze / Orpheus. Attische Vase aus Gela — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.733#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
liehen Annali sich schnell den ersten Platz, unter den archäologischen Zeitschriften der
Gegenwart errungen hat, vier solcher in die Sammlung des Polytechnion gelangter Becher,
von trefflichen Erläuterungen des Nestors der athenischen Archäologie St. Kümanddis be-
gleitet, veröffentlicht (1884 nt'v. 5. 1887 iriv. 4); einen fünften, der seinen Weg in das
Löuvre gefunden hatte, brachten die Monuments grecs No. 14—16 Annees 1885—1889
Vol. II pl. 8 mit Text von E. PottIer, und endlich hat auf Grund einer ungemein
.scharfsinnigen Combination A. S. Mcrrat (Classical Remew 1SS8 p.327) ein seit Jahren
im Britischen Museum befindliches Thonfragment demselben Kreise zugewiesen.

Homerische Becher im strengsten Sinne können allerdings nur die vier mit Dar-
stellungen aus der Ilias und Odyssee geschmückten Gefässe heissen; doch wird man die
Bezeichnung im weiteren Sinne auch auf die Becher mit Darstellungen ans dem sog.
epischen Cyclus oder dem troischen Sagenkreis überhaupt ausdehnen dürfen, wie ja auch
Theodoros seinen den ganzen troischen Krieg umfassenden Bildercyclns als to£i; 'Oji^pou
bezeichnete. Nur wenige gleichartige Becher enthalten Darstellungen aus anderen .Mythen-
kreisen und zwar ans den beiden nächstberühmten, dem thebanischen und dem des Hera-
kles. Gemeinsam ist allen diesen Darstellungen der mythographische Grundzug, durch den
sie, wie bereits St. Kumanums treffend bemerkt hat. in eine Reihe mit den ilischen
Tafeln und den übrigen „Bilderehroniken" treten. Sie unterscheiden sich dadurch scharf
von den übrigen nach Form und Technik verwandten Gefässen, deren Reliefschmuck
selbst da seinen ausschliesslich ornamentalen Charakter behält, wo einmal, was selten genug
der Fall ist, wirklich eine mythische Scene dargestellt wird. Man vergleiche z. B. die von
Furtwajjgler Sammlung Sabouroff t Taf. 73 veröffentlichten Becher mit Amazonen-
Darstellungen, namentlich den zweiten, der eine an Achill und Penthesileia erinnernde
Gruppe enthält; hier liisst schon die Zufiigung der beiden symmetrisch gestellten Pane,
noch mehr aber die mehrmalige Wiederholung derselben Gruppe auf demselben Gefä'sse
deutlich erkennen, dass die Figuren lediglich als Ornamente gelten sollen. Unsere Becher
hingegen wollen erzählen oder richtiger illustriren, und das gegenständliche Interesse
überwiegt fast durchweg das decorative.

Abgesehen von diesem lediglich den figürlichen Schmuck betreffenden Unterschied
reihen sich indessen die homerischen und die übrigen mythographischen Reliefbecher ihrem
äusseren Charakter nach durchaus der erwähnten Gefässklasse an. Sie sind, wie jene, aus
einem röthlichen Thon gefertigt, dem man durch Brennen oder durch Firnissüberzug, meist
freilich mit sehr geringem Erfolg, ein schwarzes motallartiges Aussehen zu geben suchte,
aus einer Form gepresst, ausserordentlich dünn und leicht zerbrechlich. Mit Ausnahme
einer einzigen, den Künstlernamen des Dionysios tragenden Flasche sind es halbkugel-
förmige Trinkgeräthe, eine Form, die auch bei jener Gefässklasse bei weitem die häufigste
ist. Bekanntlich hat man in diesen Thongefässen lange Zeit einstimmig die im Alter-
 
Annotationen