Stadt zu erklären, so kommt hinzu ein ausgedehntes Ackerland am Fusse des Hügels
Quellen in der Nähe der Stadtmauer, die nur zum Theil im Sommer versiegen, endlich
die vorzügliche Verteidigungsfähigkeit des Stadtgebiets. Letztere musste allerdings er-
kauft werden durch die ausserordentlich hohe Lage, die zusammen mit der Unmöglich-
keit der Anlage einer ununterbrochenen Wasserzufuhr durch Leitung den Verfall der Stadt
von einer Zeit an innerlich verschuldete, als grösserer Verkehr mit der übrigen Welt
zur Notwendigkeit geworden war.
Was an schriftlichen Quellen für die Stadt wichtig ist, hat Clarke1) mit solchem
Fleisse bei Gelegenheit der Fublication des Capitells zusammengetragen, dass ich hier
darauf nicht näher einzugehen brauche.
Die Identifioirung mit dem äolischen Kcandria hat zuerst Frank Calvert'-')
unternommen. Jetzt kommt hinzu, dass unter den 24 Münzen, die ich auf dem Stadt-
gebiet zum Theil selbst gefunden, zum Theil von den ausschliesslich den Berg umziehen-
den Hirten gekauft habe, die von Neandria weitaus vorwiegen. Am häufigsten ist die
von Head. Historia numorum, Oxford 1887 S. 473 in die Zeit 400—300 gesetzte
kleine (iE 6) Münze mit dem jugendlichen (Apollo?) Kopf auf der einen, mit Ger-
stenkorn, Traube und der Beischrift NEAN auf der andern Seite. Diese Münzen
gehören den allerobersten Schichten der Stadtruinc an und es bestätigt sich damit die
Nachlicht bei Strabo XIII 604, dass durch Antigonus die Einwohner von Neandria
zusammen mit denen von Kebrene und andern Ortschaften nach dem neu gegrün-
deten Alexandria Troas versetzt worden seien. Hierdurch gewinnen wir einen ausser-
ordentlich wichtigen äussersten Termin für die Zeitbestimmung der Ruinen von Nean-
dria, welchem diese nirgends widersprechen. Bedenkt man schliesslich, dass Alexandria
Troas genau die oben angegebenen Eigenschaften besass, welche Neandria fehlten, nämlich
bei gleicher Vertheidigungsfähigkeit und gleichem Ackerland eine bequemere Lage und
ausreichende Wasserzufuhr, so kann es als sicher gelten, dass Neandria von ca. 300
v. Chr. ab vollständig verödete, ein Zustand, der durch die Uebertragung des Nean-
drischen Münzwappens, eines weidenden Kosses, auf die Münzen von Alexandria Troas
gleichsam besiegelt wurde.
Die etwa 1400 m lange und 450 m breite Stadt umfasst mit ihrem 3200 m
langen Mauerzuge zwei Gipfel, von denen der nordwestliche um 21 m hoher ist
als der südöstliche; die Niederung zwischen beiden endigt nördlich und südlich in
je einem grösseren Thor (1 und 6 auf dem Plan), während die beiden andern
') Papers of the Archaeologlcal Institute of America: A protoionic Capital frora the site
of Neandroia by Joseph Tli. Clarke. Baltimore 1S86. — Dasselbe im American Journal of Archaeo-
logy II 1885 S. 1IV.
-) On the Site and reiuains of Cebrene, iai Arcliaeol. Journal XXII London lSGft S. öl lt.
Quellen in der Nähe der Stadtmauer, die nur zum Theil im Sommer versiegen, endlich
die vorzügliche Verteidigungsfähigkeit des Stadtgebiets. Letztere musste allerdings er-
kauft werden durch die ausserordentlich hohe Lage, die zusammen mit der Unmöglich-
keit der Anlage einer ununterbrochenen Wasserzufuhr durch Leitung den Verfall der Stadt
von einer Zeit an innerlich verschuldete, als grösserer Verkehr mit der übrigen Welt
zur Notwendigkeit geworden war.
Was an schriftlichen Quellen für die Stadt wichtig ist, hat Clarke1) mit solchem
Fleisse bei Gelegenheit der Fublication des Capitells zusammengetragen, dass ich hier
darauf nicht näher einzugehen brauche.
Die Identifioirung mit dem äolischen Kcandria hat zuerst Frank Calvert'-')
unternommen. Jetzt kommt hinzu, dass unter den 24 Münzen, die ich auf dem Stadt-
gebiet zum Theil selbst gefunden, zum Theil von den ausschliesslich den Berg umziehen-
den Hirten gekauft habe, die von Neandria weitaus vorwiegen. Am häufigsten ist die
von Head. Historia numorum, Oxford 1887 S. 473 in die Zeit 400—300 gesetzte
kleine (iE 6) Münze mit dem jugendlichen (Apollo?) Kopf auf der einen, mit Ger-
stenkorn, Traube und der Beischrift NEAN auf der andern Seite. Diese Münzen
gehören den allerobersten Schichten der Stadtruinc an und es bestätigt sich damit die
Nachlicht bei Strabo XIII 604, dass durch Antigonus die Einwohner von Neandria
zusammen mit denen von Kebrene und andern Ortschaften nach dem neu gegrün-
deten Alexandria Troas versetzt worden seien. Hierdurch gewinnen wir einen ausser-
ordentlich wichtigen äussersten Termin für die Zeitbestimmung der Ruinen von Nean-
dria, welchem diese nirgends widersprechen. Bedenkt man schliesslich, dass Alexandria
Troas genau die oben angegebenen Eigenschaften besass, welche Neandria fehlten, nämlich
bei gleicher Vertheidigungsfähigkeit und gleichem Ackerland eine bequemere Lage und
ausreichende Wasserzufuhr, so kann es als sicher gelten, dass Neandria von ca. 300
v. Chr. ab vollständig verödete, ein Zustand, der durch die Uebertragung des Nean-
drischen Münzwappens, eines weidenden Kosses, auf die Münzen von Alexandria Troas
gleichsam besiegelt wurde.
Die etwa 1400 m lange und 450 m breite Stadt umfasst mit ihrem 3200 m
langen Mauerzuge zwei Gipfel, von denen der nordwestliche um 21 m hoher ist
als der südöstliche; die Niederung zwischen beiden endigt nördlich und südlich in
je einem grösseren Thor (1 und 6 auf dem Plan), während die beiden andern
') Papers of the Archaeologlcal Institute of America: A protoionic Capital frora the site
of Neandroia by Joseph Tli. Clarke. Baltimore 1S86. — Dasselbe im American Journal of Archaeo-
logy II 1885 S. 1IV.
-) On the Site and reiuains of Cebrene, iai Arcliaeol. Journal XXII London lSGft S. öl lt.