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Kekulé von Stradonitz, Reinhard
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 54): Ueber einen bisher Marcellus genannten Kopf in den Koeniglichen Museen — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.737#0005
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Durch die huldvolle Fürsorge Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist vor
einigen Monaten in den Besitz der Königlichen Museen ein antikes Kunstwerk von höch-
ster Vollendung gelangt, das in seiner Art einzig dasteht — der römische Knabenkopf,
den die beiden Tafeln dieser Festschrift in wohlgelungenen Abbildungen vor Augen stellen.

Der Kopf hat die Grösse der Natur; er misst vom Kinn bis zum Scheitel 0,18 ra,
vom Kinn bis zur Haargrenze 0,12 m. Er ist in einem weissen Marmor ausgeführt, der
feine Krystalle aufweist. Es ist die schöne, nicht gewöhnliche Sorte carrarischen Mar-
mors, die dem pentelischeu sehr ähnlich ist. Die Erhaltung ist überaus glücklich. Die
Oberfläche hat an manchen Stellen, besonders im Haar, ihre ursprüngliche Frische; sonst
hat sie hie und da gelitten; aber der Kopf ist dem Unheil entgangen, das so viele antike
Skulpturen unheilbar geschädigt und für alle Zeiten des ursprünglichen Reizes ent-
kleidet hat. Er ist weder durch Abarbeitung noch durch Waschungen mit Säuren
verdorben worden. Ausgebessert sind kleine Stückchen an der rechten Seite der Nase
und ein Stückchen auf der rechten Wange; ergänzt ist die rechte Brustseite.

In die Königlichen Museen ist der Kopf aus dem Besitz der Familie Pourtales
übergegangen. lieber die Auffindung und Herkunft ist nichts genaueres bekannt. Ich
finde ihn in der Literatur zuerst erwähnt von J. de Witte in der Description de la col-
lection d'antiquites de M. le vicomto Beugnot (Paris, imprimerie de Finnin Didot freres
1840) S. 107 Nr. 290 mit den Worten: „Marbre de Paros. Büste attribue ä Marcollus

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