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Pernice, Erich
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 58): Hellenistische Silbergefaesse im Antiquarium der Koeniglichen Museen — Berlin, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.741#0005
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In dem Augenblick, wo der Hildcsheimer Silberschatz von Neuem die Aufmerksam-
keit auf sich gelenkt hat und unsere Kenntnis antiker Silberarbeiten durch neue glänzende
Funde in erstaunlicher Weise fortgeschritten ist, hat es ein glücklicher Zufall gefügt,
dass das Antiquarium der Königlichen Museen eine Erwerbung machen konnte, die, wie
es scheint, für das Verständnis der grossen Silberl'unde einen wichtigen Ausgangspunkt
bilden wird. Je mehr es sich herausstellt, wie fest die Tradition des römischen Kunst-
handwerks im Hellenismus wurzelt, um so erwünschter muss es sein, die hellenistischen
Vorbilder selbst kennen zu lernen, und je deutlicher man den Anteil wahrnimmt, den
Alexandria an der hellenistischen Kunstbewegung genommen hat1), um so freudiger dürfen
wir es begrüssen, dass die neuerworbenen Silbergefässe in Aegypten selbst zu Tage ge-
kommen sind.

Von der uralten Stadt des Thout, dem griechischen Hermopolis, das bei dem
heutigen Dorfe Achmuneu und nicht weit von der Bahnstation Röda am westlichen Nil-
ufer gelegen war, sah die französische Expedition im Jahre 1821 noch die stattlichen
Reste einer grossen Halle aus der Ptolemäerzeit, zwölf 17 m hohe Säulen mit darüber-
liegendem Gebälk. Weit verstreute Trümmer von Tempeln und Privathäusern Hessen
den Umfang ahnen, welchen die hochberühmte Stadt einst gehabt haben muss'-'). Wer
die Stätte heute besucht, findet von alledem nichts mehr, die antiken Reste sind in eine
Salpeterfabrik verbaut worden 3). Aber den Einwohnern des Dorfes Achmuuen ist der
Ort als ergiebige Fundstelle bekannt geblieben. Hier wurde im Frühjahr dieses Jahres
ein Silberschatz ausgegraben. Der grösste Teil wurde wegen seines angeblich sehr zer-
bröckelten Zustandes alsbald eingeschmolzen und nur ein kleiner Rest konnte vor der
Zerstörung bewahrt werden. Dieser Rest — die Neuerwerbung des Antiquariums — setzt
sich zusammen aus vier mehr oder weniger gut erhaltenen glatten Schalen, einem schalen-
artigen Napf, einem sehr kleinen flachen Teller und Fragmeuten einer sehr grossen
ilachen geriefelten Schale.

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