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Hiller von Gaertringen, Friedrich; Lattermann, Heinrich
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 71): Hira und Andania — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2164#0005
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AVenn wir es diesmal wagen, den Manen Winckelmanns die Aufnahme zweier altgriechi-
scher Orte mit Bildern der sie umgebenden Landschaft zu widmen, so leitet uns dabei der
Gedanke, daß die Zahl der griechischen Denkmäler nicht beschränkt ist auf die Kunstwerke
von Stein, Bronze und Ton, die Literaturwerke auf Pergament oder Papyrus, die Urkunden
und Aufschriften auf Marmor oder Metall. Das griechische Land und die Plätze alter mensch-
licher Siedlungen, mit den Besten staatlicher und privater, profaner und sakraler Bauten
sind trotz aller Veränderungen und Zerstörungen, die Zeit und Geschichte, Menschen und
Naturgewalten bedingt haben, immer noch wichtige und unvergleichlich schöne Denkmäler
für das Leben, die Taten und die Kultur der alten Hellenen und dürften im Sinne von Winckel-
mann selbst und von unserem langjährigen Führer und Meister Ernst Curtius wohl von Zeit
zu Zeit einen bescheidenen Platz in der Eeihe unserer Veröffentlichungen beanspruchen,
auch wenn nicht bereits Koldeweys Neandreia vorangegangen wäre.

Freilich dürfen wir nicht die Erwartung erregen, dieses Vorbild zu erreichen. Neandreia
und den beiden Stätten des alten Messeniens ist die Abgelegenheit von den üblichsten
Touristenpfaden und ein gewisser Grad von Unberührtheit durch moderne Bebauung
gemein; aber wenn uns Koldewey von der kleinen troischen Landstadt, die frühzeitig in
der hellenistischen Großstadt Alexandreia Troas aufging, köstliche Proben altertümlicher
Architektur und wertvolle Inschrifttexte mitgebracht hat, so haben wir in Messenien davon
nichts; wir bieten nur Natur und Mauerreste, und bitten alle, denen dies zu wenig ist, sich
von vornherein abzuwenden. Nur einen Vorzug wollen wir geltend machen: die Orte, die
wir nennen werden, haben einen Klang, der manchem aus der griechischen Geschichte,
vielleicht sogar aus der Schullektüre bekannt ist, und deren einer wenigstens einen gewissen
romantischen Schimmer, wie aus einem Bitterroman oder einer Indianergeschichte, bewahrt.
Wir sprechen von Eira, wie man zu lesen gewohnt ist, oder Hira, der festen Burg des
messenischen Helden Aristomenes, und Andania, der Stätte frommer Weihen, seiner Heimat.
 
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