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Calender fürs Volk — 1790

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https://doi.org/10.11588/diglit.49120#0057
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Zr

liefert hatte, erkannte dieser den Jrrthum,
und war so keck, den jungen Grafen selbst
wieder hinauf zu bringen, und dagegen seine
rechte Beute Zu hohlen. Sein Geyer-Ange
fand den Prinzen, deßen er sich auch sogleich
bemäcbtigte. Untcrdeßcn war vom Geschrey
der Kammerjungfer die Churfürstin aufge-
wacht. Sie lief an die Thüren; die waren
zu, Sie stürzte ans Fenster, und da sähe
sie beym Schein des Mondes ihre Prinzen
in den Klauen bewaffneter Reuter, die eben
im Begriff waren, die Schuldlosen wegzu-
schleppen. Wenn ihr wißet, lieben Leser,
was Mutterliebe heißt, so werdet Ihr Euch
den Schmerz vorstcllcn können, denn diese
Mutter jetzt gefühlt haben mag. Sie bat
die Räuber um Eottesrvillen, streckte die ge-
fallenen Hände nach ihnen hin und rief:
„Lieber Kunz, thue nicht so übel an mir und
meinem lieben Herrn; verschone meine Kinder,
so sollen deine Sachen gut werden." Allein
der Mann mit dem Felsenherzen drückte den
Hut ins Gesicht, gab dem Pferde die Spo-
ren und rannte mit seinen Prinzen fort und
die übrigen mit ihrem Raube galoppirten
hinterher.

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