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Camphausen, Wilhelm
Ein Maler auf dem Kriegsfelde: Düppel und Alsen 1864; illustriertes Tagebuch — Velhagen & Klasings Volksbücher, Band 73: Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.65923#0041
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H| 4^%assens®^an^- ®on i')reTtt Siegessluge ruhen bie beutsdjen TIbler
WJl® >«O QU5, bej s<f)roert unb ßorbeer. 3U ©oben liegt ber ©anebrog; in
ber alten ßaiserstabt an ber ©onau aber tagen bie ©iplomaten, um mit ber Jeber gum
©ertrage gu binben, was bie §eere errangen, ©a treibt midj’s nod) einmal hinaus aus
Sthleswigs Sd)Iadjtselber, um in ber ©lu^e unb ©ul)e bes tmeberfeljrenben Jriebens
Sfiggen unb Stubien gu bestimmtem 3toed gu sammeln, überhaupt nadj-jutjolen, was
bamals im überstürgenben (Bebränge ber ©inge oersäumt ober unmöglid) geroesen war.
(Es ist ©benb geworben. 3n ber süllen ©ugustsonne liegt bas ©üppler Sd)lad)t=
selb wieberum — unb wie anbers — oor mir. ©Sieber stelje id), biesmal allein, aus
ber Heinen Spitjberg^ölje, bie in ben blutigen ©priltagen [tets mit ßusdjauern bebecft
war, beren 'Blid oon bem friegerisdjen Sdjauspiel gu itjren sjmsfen gesesselt würbe.
Unb tjeute? ßautlos, einsam breitet sid) bas ffiesilbe oor mir aus, oor wenig ©lonben
nod) oom ehernen ©Sasfenlärm burd)tost unb ersdjüttert. ©So ber Juß bes Äriegers,
bie §use ber gesd)ütjsd)leppenben ©osse bie gange (Ebene gu einer großen, gelben Sanb-
unb ßet>msläd)e gerstampst unb and) nicht ein eingig grünes §älmd)en oersdjont Ijatten,
ba ist bie ipslugsdjar siegreid) wieber in itjr srieblidjes ©ed)t getreten, unb es wogen
nun, so weit bas Hinge sdjweist, üppige Jelber im ©benbwinbe! ©ur wenige, mit
bünnem Untraut bewucherte Streisen burchgiehen, wie riesige ©arbeit, ben grünen
Teppid) unb verraten bie Stellen, wo bie tieseingesdjnittenen ßausgräben unb *Pa-
rallelen ihre rastlos brüllenben Jeuersdjlünbe bargen. SBeiterljin, broben, oon wo bie
Sdjansen in sinster=grimmigem Sdjweigen ber nahen ©ernidjtung entgegenstarrten,
geugen nur nod) spärlidje ©este gesprengter ipulDertammern, non ber Sonne weisjge*
bleicht, gleid) Totengebein, oon ben gigantisdjen ©änenwäüen. Hlud) bort jetjt
überall nur nidenbe Slljren, in beren grünes (Bewanb ©lütter (Erbe sid) wieber
gehüllt T)at unb unbesangen lädjelnb 3um Fimmel emporsd)aut, als sei ihr jebe
(Erinnerung ber Tage gesdjwunben, an benen sie bas ©lut ihrer Äinber in gierigen
3ügen getrunten, iljre gersd)metterten ßeiber Versehlungen. Hin ber Sonberburger
Sjeerstrajge aber mahnen bie großen (Brabhügel mit ihren sd)lid)ten Solbatenfreugen,
an benen nod) immer bie non treuen Äameraben gespenbeten srisdjen Äränge
fangen, an bas wilbe Sd)nittersest bes Tobes, bas jene Tage gesefyen haben. Seine
mörberisd)en Opser sinb verraucht; über ihrer Tlsd)e aber steigt sröljlid) bie ßerdje
aus ber grünen Saat empor, unb in ihr HIbenblieb tönt bie uralte ©Seise: ©us bem
Tobe bas ßeben!
Unter so srieblidjem Sauber ber ßanbsdjast wanbre id) bie Strasse hin; ba begrüsjt
mid) eine alte ©etannte meines Stiggenbudjes dou bamals: bie eingesdjossene ©üppel-
©lül)le, beren ßodungen, wie benen einer alten Äotette, seitbem wohl fein stubien*
sammelnber ©lusensohn, fein tunbiger Sptjotograpf) wiberstanben hal- ©ber aud)
ihre malerisdjen ©eige sdjwinben, bie ©lensd)enl)anb beginnt an ihr bas ©Sert ber
©erjüngung, unb sd)on breiten sid) stattlid)e, golbgelbe Strot)bäd)er aus über ber an-
liegenben ©lüHerwohnung. ©runten, am User bes ©Isensunbes, sud)t man vergebens
nad) einer Spur bes großen ©rüdenfopses, mit bessen (Einnahme bei sinfenber Sonne
ber blutige Äamps um ©üppel sein (Enbe sanb.
©Sie id) aber jetgt über bie Sdjisfbrüde sdjreite unb Sonberburg betrete, ba bieten
sid) benn sreilid) bem ©uge bie Spuren ber Äriegsgeijgel nod) in wilbester <jrisd)e bar.
3st es bod) b)ter, als ob über Stacht erst bie (Bammelmarter ©atterien ihren (Eisen-
hagel eingesteUt tjätten. ssast ber (Erbe gleid) liegt ber süblidje Stabtteil, nad) ber
§asenseite gu, in Sdjutt unb Trümmern, eingelne sd)warge (Biebel [tarren melandjolisd)
aus bem ©lull empor; weiterhin, in ben f)öf>er gelegenen Strasen, seltsame ©Uber
 
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