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Caraccioli, Louis-Antoine
Der Frau Marschallinn von *** letzte Reden und Unterrichte an ihre Kinder von den Pflichten der Religion, des Vaterlandes und der Gesellschaft — Augsburg, 1770 [VD18 12031399]

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https://doi.org/10.11588/diglit.38845#0140
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124 Dreyzehnter Unterricht
unter den Händen eines Baders zubringen; ihr
werdet sehen, daß man sich mit der Farbe eines
Kleides/ oder der Form eines Geschmacks so
beschafftiget/ wie man vor Zeiten sich mit dem
Studieren und den ernsthaften Dingen beschäff-
tigre.
Wenn ihr auf den Pracht verfallet/ so wer-
det ihr auch auf alle geringe Dinge verfallen /
und dardurch derjenigen Tugend/ die euer
Antheil seyn soll/ den Glanz benehmen. Das
ist nicht alles/ ihr werdet alle Gattungen des
Geschmacks und Eigensinnes begnügen sollen;
ihr werdet Leute finden/ die euch gerne borgen;
ihr werdet hören sagen/ daß einer Standesper-
sow Schulden zu haben zukomme / unvermerkt
aber werden sie anwachsen / und euch zu Grun-
de richten. Die tägliche Beyspiele bestätigen
diese Wahrheit. Wie viele der Reichsten leben
zu lang vor ihr Vermögen / und befinden sich
mitten unter ihrer Dienerschaft/ die sie nicht
bezahlen können/ unter Gläubigern die sie ver-
folgen/ unter Gewissensbissen./ die sie aufzeh-
ren und in der äußersten Bedürftigkeit/ die sie
zu Nichte macht.
Das ist die Arbeit des Prachtes und Stol-
zes / die in alle Unmäßigkeit stürzet: was für ein
Haus ist das/ ich frage euch/ wo man nichts/
als das noch schuldige Hausgeräthe siehet / wo
sich die Dienerschaft beschweret/ wo der Haus-
hofmeister schreyt / und nicht mehr weis Credit
Zu finden. .
Ja/
 
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