Das goldene augusteische Zeitalter. 567
sätze erschienen, die um die Weltherrschaft stritten, so bildete man
die einander entsprechenden Flußgötter der Tiber und des Nil nach
dem Muster das Phidias sür solche behaglich sich lagernde Gestalten
gab, von deren Haupt bis zu den Füßen ein sanfter Wellenstuß
der Linien hinabwogt. Besonders erfreut noch bei dem Nil des
Vatikans der Contrast der Knäbchen, die sein Steigen und Fallen
bezeichnend an seinem Riesenleibe auf- und niedersteigen. Auch
mögen die gewaltigen Rossebändiger aus dem Quirinal damals
ins Römische nach griechischen Vorbildern übersetzt worden sein.
In echt römischer Weise ließ Augustus auf seinem Forum die
Ahnenbilder des römischen Volkes, der Statuenreihe der Herrscher-
und Helden von Aeneas bis Julius Cäsar aufstellen.
Der römische Reliefstil stellt die Figuren gedrängter als der
hellenische, läßt sie auch in vielfach andern Ansichten als im
Profil erscheinen, auch einander zum Theil verdecken und sich mehr
nach malerischen denn nach plastischen Principien ordnen. So
zeigt er sich selbst auf zwei großen Kameen, die den Augustus
verherrlichen. Auf einem thront er neben der Roma, und empfängt
den Tiberius und Germanicus, die vom Triumphwagen herab-
steigen, während auf der andern Seite die Göttin des Ueberflusses
und der Gott des Meeres sich an den Thron lehnen, und über
sie hervorragend die Erde den Kaiser bekränzt; darunter erblickt
mau Krieger die ein Siegeszeichen aufrichten neben gefangenen
Männern und Frauen. Auf einem andern geschnittenen Steine
trauern unten die überwundenen Nationen, während in der Mitte
Tiberius als Jupiter zwischen Drusus und Germanicus, zwischen
Klio und Polhhhmnia thront, und über ihnen der vergötterte
Augustus von einem Flügelroß zu Cäsar und Aeneas emporge-
tragen wird. Hier sind zwei Steinschichten so verwerthet daß
aus der Hellen oberu die Figuren geschnitten sind, während die
dunkle untere den Grund bildet. Solchen Grund stellte mau auch
aus blauem Glase dar, und überzog ihn mit einer Weißen un-
durchsichtigen Schicht, in welcher die Figuren gebildet wurden,
während man zwischen ihnen die blaue Unterlage frei machte; so
bei der Portlandvase. Dem Stil nach erinnern jene sich in meh-
vern Streifen übereinander aufbauende Compositionen an die Homer-
apotheose des Archelaos von Priene, welche bereits durch stärkere
oder geringere Erhöhung der verschiedenen Gestalten eine perspec-
tivische Wirkung anstrebt und das Plastische mit dem Malerischen
vermengt.
sätze erschienen, die um die Weltherrschaft stritten, so bildete man
die einander entsprechenden Flußgötter der Tiber und des Nil nach
dem Muster das Phidias sür solche behaglich sich lagernde Gestalten
gab, von deren Haupt bis zu den Füßen ein sanfter Wellenstuß
der Linien hinabwogt. Besonders erfreut noch bei dem Nil des
Vatikans der Contrast der Knäbchen, die sein Steigen und Fallen
bezeichnend an seinem Riesenleibe auf- und niedersteigen. Auch
mögen die gewaltigen Rossebändiger aus dem Quirinal damals
ins Römische nach griechischen Vorbildern übersetzt worden sein.
In echt römischer Weise ließ Augustus auf seinem Forum die
Ahnenbilder des römischen Volkes, der Statuenreihe der Herrscher-
und Helden von Aeneas bis Julius Cäsar aufstellen.
Der römische Reliefstil stellt die Figuren gedrängter als der
hellenische, läßt sie auch in vielfach andern Ansichten als im
Profil erscheinen, auch einander zum Theil verdecken und sich mehr
nach malerischen denn nach plastischen Principien ordnen. So
zeigt er sich selbst auf zwei großen Kameen, die den Augustus
verherrlichen. Auf einem thront er neben der Roma, und empfängt
den Tiberius und Germanicus, die vom Triumphwagen herab-
steigen, während auf der andern Seite die Göttin des Ueberflusses
und der Gott des Meeres sich an den Thron lehnen, und über
sie hervorragend die Erde den Kaiser bekränzt; darunter erblickt
mau Krieger die ein Siegeszeichen aufrichten neben gefangenen
Männern und Frauen. Auf einem andern geschnittenen Steine
trauern unten die überwundenen Nationen, während in der Mitte
Tiberius als Jupiter zwischen Drusus und Germanicus, zwischen
Klio und Polhhhmnia thront, und über ihnen der vergötterte
Augustus von einem Flügelroß zu Cäsar und Aeneas emporge-
tragen wird. Hier sind zwei Steinschichten so verwerthet daß
aus der Hellen oberu die Figuren geschnitten sind, während die
dunkle untere den Grund bildet. Solchen Grund stellte mau auch
aus blauem Glase dar, und überzog ihn mit einer Weißen un-
durchsichtigen Schicht, in welcher die Figuren gebildet wurden,
während man zwischen ihnen die blaue Unterlage frei machte; so
bei der Portlandvase. Dem Stil nach erinnern jene sich in meh-
vern Streifen übereinander aufbauende Compositionen an die Homer-
apotheose des Archelaos von Priene, welche bereits durch stärkere
oder geringere Erhöhung der verschiedenen Gestalten eine perspec-
tivische Wirkung anstrebt und das Plastische mit dem Malerischen
vermengt.