Bildende Kunst. Cornelius.
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mus auch Düsseldorf rasch zur uaturwahreu Auffassuug der Gegen-
wart iu Landschaft und Genre gewandt. Schon als Lessing die
eigene Seelenstimmung über den Tod der Geliebten im trauernden
Königspaar nach Uhland's Ballade und im winterlichen Kloster
kirchhof ansgedrückt hatte, und nun andere mit Schmerzensbildern
um die Gunst der Menge warben, zeichnete Schrödter seine trauernden
Lohgerber, denen eine Ueberschwemmnng die Häute entführt, und
die Freunde ließen sich seinen Humor zur Heilung dienen.
Karl Friedrich Lessing, eine männlich edle kernhafte Natur, hat
im Geschichtsbild wie in der Landschaft sich als Realist im Goethe'-
schen Sinne bewährt: er geht nicht vom Gedanken, sondern vom
Thatsächlichen aus, aber das Reale ist ihm nicht die äußerliche
Erscheinung, sondern die innewaltende Seele der Dinge; er hat
Natur und Geschichte studirt um ihre Formen znm Ausdruck seines
eigenen Gemüths zu machen. Absichtlich stellt er seine Bilder von
Hnß und den Hnssiten, von Luther dem ultramontanen Treiben
entgegen. Statt der Höhe der Action, des dramatischen Conflicts
liebt er indeß mehr die vorbereitende, die nachfolgende innerliche
Arbeit oder eine Episode darzustellen welche den Geist der Zeit ver-
anschaulicht, und ist dabei ans psychologische Charakteristik wie aus
Costümtrene bedacht. — Bendemann's Begabung war mehr auf
das idyllisch Gemächliche als das energisch Großartige gerichtet;
seine trauernden Juden deuten in einer Familiengruppe Völkerleid
und Völkerklage mehr symbolisch an als daß das Geschichtliche mit
seiner Macht hervorbräche, wie ans einer Zeichnung des früh ver-
storbenen Eberle; doch ist das Orientalische der Formen innerhalb
einer idealen Schönheitslinie trefflich wiedergegeben. Und diese
herrscht auch in dem reichen Bildercyklns der das Schloß von Dresden
schmückt. Sie wird aber leicht conventionell, wie bei Sohn und
andern es geschehen ist, während bei Deger die eigene religiöse
Empfindung die ansprechendsten Madonnenbilder der neuern Zeit
hervorbrachte; auch in der Kapelle zu Stolzenfels, auch in der Kirche
auf dem Apollinarisberg, die er mit Müller und Ittenbach ansmalte,
herrscht das Lyrische, Anmuthige, aber feierlich und in der Dar-
stellung des Leidens Jesu tief ergreifend.
Adolf Schrödter wandte seinen frischen heitern Sinn auf die
Weinfreude des Rheinlandes, und veranschaulichte die humoristischen
Gestalten des Eulenspiegel, Münchhausen, Don Quixote, während
Hasenclever unfern deutschen Hieronymus Jobs noch vortrefflicher als
der Dichter Kortüm behandelte. Der Landschastsschule stand Wil-
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mus auch Düsseldorf rasch zur uaturwahreu Auffassuug der Gegen-
wart iu Landschaft und Genre gewandt. Schon als Lessing die
eigene Seelenstimmung über den Tod der Geliebten im trauernden
Königspaar nach Uhland's Ballade und im winterlichen Kloster
kirchhof ansgedrückt hatte, und nun andere mit Schmerzensbildern
um die Gunst der Menge warben, zeichnete Schrödter seine trauernden
Lohgerber, denen eine Ueberschwemmnng die Häute entführt, und
die Freunde ließen sich seinen Humor zur Heilung dienen.
Karl Friedrich Lessing, eine männlich edle kernhafte Natur, hat
im Geschichtsbild wie in der Landschaft sich als Realist im Goethe'-
schen Sinne bewährt: er geht nicht vom Gedanken, sondern vom
Thatsächlichen aus, aber das Reale ist ihm nicht die äußerliche
Erscheinung, sondern die innewaltende Seele der Dinge; er hat
Natur und Geschichte studirt um ihre Formen znm Ausdruck seines
eigenen Gemüths zu machen. Absichtlich stellt er seine Bilder von
Hnß und den Hnssiten, von Luther dem ultramontanen Treiben
entgegen. Statt der Höhe der Action, des dramatischen Conflicts
liebt er indeß mehr die vorbereitende, die nachfolgende innerliche
Arbeit oder eine Episode darzustellen welche den Geist der Zeit ver-
anschaulicht, und ist dabei ans psychologische Charakteristik wie aus
Costümtrene bedacht. — Bendemann's Begabung war mehr auf
das idyllisch Gemächliche als das energisch Großartige gerichtet;
seine trauernden Juden deuten in einer Familiengruppe Völkerleid
und Völkerklage mehr symbolisch an als daß das Geschichtliche mit
seiner Macht hervorbräche, wie ans einer Zeichnung des früh ver-
storbenen Eberle; doch ist das Orientalische der Formen innerhalb
einer idealen Schönheitslinie trefflich wiedergegeben. Und diese
herrscht auch in dem reichen Bildercyklns der das Schloß von Dresden
schmückt. Sie wird aber leicht conventionell, wie bei Sohn und
andern es geschehen ist, während bei Deger die eigene religiöse
Empfindung die ansprechendsten Madonnenbilder der neuern Zeit
hervorbrachte; auch in der Kapelle zu Stolzenfels, auch in der Kirche
auf dem Apollinarisberg, die er mit Müller und Ittenbach ansmalte,
herrscht das Lyrische, Anmuthige, aber feierlich und in der Dar-
stellung des Leidens Jesu tief ergreifend.
Adolf Schrödter wandte seinen frischen heitern Sinn auf die
Weinfreude des Rheinlandes, und veranschaulichte die humoristischen
Gestalten des Eulenspiegel, Münchhausen, Don Quixote, während
Hasenclever unfern deutschen Hieronymus Jobs noch vortrefflicher als
der Dichter Kortüm behandelte. Der Landschastsschule stand Wil-