Spinoza. Leibniz. Newton.
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sich selbst und die Finsterniß offenbar macht, so ist die Wahrheit
das Prüfmal ihrer selbst und des Jrrthums.
Jedes Ding trachtet in seinem Sein zu beharren und sich
selbst zu behaupten; das bewußte Streben heißt Wille oder Be-
gierde. Was dies Streben fördert das nennen wir gut, das Ge-
gentheil böse. Das Gefühl des befriedigten Strebens ist Freude,
durch dasselbe geht der Geist zu größerer Vollkommenheit über.
Das Traurige, Drückende will er loswerden, das Fördernde ge-
winnen; dieses lieben, jenes hassen wir; Liebe und Haß sind Lust
und Unlust begleitet von der Vorstellung einer äußern Ursache.
Hoffnung und Furcht entstehen durch die Erwartung einer Lust
oder Unlust. Wir sind leidender Natur sofern wir den Einwir-
kungen anderer ansgesetzt sind, wir sind thätig und frei wenn wir
unser eigenes Wesen bejahen und behaupten, also im Denken, da
sind wir die alleinige Ursache des Geschehens; aber wenn die Dinge
auf uns einwirken, wenn die Leidenschaften uns bewältigen, sind
wir unfrei. Die klare Erkenntnis; ist unsere beste Tüchtigkeit, durch
sie schweben wir betrachtend über unfern Empfindungen. Unser
Wille ist das Vermögen zu bejahen und zu verneinen, wir bejahen
was unser Leben erhöht, und das suchen wir dauernd zu machen,
dem Wechsel von Lust und Unlust zu entrinnen. Das können wir,
wenn wir uns ans das Unendliche und Ewige richten, in ihm un-
sere Glückseligkeit finden. Das höchste Gut des Geistes ist die
Erkenntniß Gottes, sie befreit uns von dem Endlichen und Vergäng-
lichen, weil sie uns alles als ein Glied der unvergänglichen Welt-
ordnung begreifen läßt. Außer Gott gibt es nichts das uns zum
Heile dienen kann; wenn wir uns und alles in ihm erkennen, so
haben wir das Gefühl dauernder Beseligung, und lieben ihn, der
allein liebenswürdig ist. Indem wir das Göttliche wissen und
wollen, sind wir eins mit ihm, und indem wir selbst zu seinem
Wesen gehören, ist unsere Liebe zu ihm ein Theil der unendlichen
Liebe Gottes zu sich selbst. In Gott begreifen und lieben wir alle
Menschen, und unsere Seligkeit in dieser erkennenden Liebe ist nicht
der Tugend Lohn, sondern die Tugend selbst.
„Der Thor wird durch die äußern Ursachen und sinnlichen
Begierden hin und her getrieben und kommt niemals zur wahren
Ruhe des Geistes, denn er lebt im Dunkel über sich selbst, über
Gott und die Welt, und der letzte Augenblick seines leidenden und
elenden Zustandes ist zugleich das Ende seines Daseins, während
der wahre Weise von der Leidenschaft nicht bewegt wird, sondern
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sich selbst und die Finsterniß offenbar macht, so ist die Wahrheit
das Prüfmal ihrer selbst und des Jrrthums.
Jedes Ding trachtet in seinem Sein zu beharren und sich
selbst zu behaupten; das bewußte Streben heißt Wille oder Be-
gierde. Was dies Streben fördert das nennen wir gut, das Ge-
gentheil böse. Das Gefühl des befriedigten Strebens ist Freude,
durch dasselbe geht der Geist zu größerer Vollkommenheit über.
Das Traurige, Drückende will er loswerden, das Fördernde ge-
winnen; dieses lieben, jenes hassen wir; Liebe und Haß sind Lust
und Unlust begleitet von der Vorstellung einer äußern Ursache.
Hoffnung und Furcht entstehen durch die Erwartung einer Lust
oder Unlust. Wir sind leidender Natur sofern wir den Einwir-
kungen anderer ansgesetzt sind, wir sind thätig und frei wenn wir
unser eigenes Wesen bejahen und behaupten, also im Denken, da
sind wir die alleinige Ursache des Geschehens; aber wenn die Dinge
auf uns einwirken, wenn die Leidenschaften uns bewältigen, sind
wir unfrei. Die klare Erkenntnis; ist unsere beste Tüchtigkeit, durch
sie schweben wir betrachtend über unfern Empfindungen. Unser
Wille ist das Vermögen zu bejahen und zu verneinen, wir bejahen
was unser Leben erhöht, und das suchen wir dauernd zu machen,
dem Wechsel von Lust und Unlust zu entrinnen. Das können wir,
wenn wir uns ans das Unendliche und Ewige richten, in ihm un-
sere Glückseligkeit finden. Das höchste Gut des Geistes ist die
Erkenntniß Gottes, sie befreit uns von dem Endlichen und Vergäng-
lichen, weil sie uns alles als ein Glied der unvergänglichen Welt-
ordnung begreifen läßt. Außer Gott gibt es nichts das uns zum
Heile dienen kann; wenn wir uns und alles in ihm erkennen, so
haben wir das Gefühl dauernder Beseligung, und lieben ihn, der
allein liebenswürdig ist. Indem wir das Göttliche wissen und
wollen, sind wir eins mit ihm, und indem wir selbst zu seinem
Wesen gehören, ist unsere Liebe zu ihm ein Theil der unendlichen
Liebe Gottes zu sich selbst. In Gott begreifen und lieben wir alle
Menschen, und unsere Seligkeit in dieser erkennenden Liebe ist nicht
der Tugend Lohn, sondern die Tugend selbst.
„Der Thor wird durch die äußern Ursachen und sinnlichen
Begierden hin und her getrieben und kommt niemals zur wahren
Ruhe des Geistes, denn er lebt im Dunkel über sich selbst, über
Gott und die Welt, und der letzte Augenblick seines leidenden und
elenden Zustandes ist zugleich das Ende seines Daseins, während
der wahre Weise von der Leidenschaft nicht bewegt wird, sondern