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Almanach 19 20
Heinz Ewers hat mir einmal erzählt, daß Sassenbach
jedesmal, wenn Ewers oder seine Komplizen ihn wegen
der Kleinheit seines Verlages angeödet hätten, mit
einem Augenaufschlag zum Dichterhimmel entgegnet
hätte: „Ja! Aber ich habe einen Stern unter meinen
Autoren — Eulenberg!“ Noch heute schätze ich diesen
unbeirrbaren Glauben, dieses uneingeschränkte kritiklose
Einsetzen eines Verlegers für seinen Autor ganz be-
sonders hoch. Vor allem müssen Verleger, die sich aut
Anfänger werfen, solche Eigenschaften haben. Über ihre
Zweifel mögen sie sich mit ihrem Buchhalter unter-
halten, nicht mit ihren jungen Autoren, die, sofern
überhaupt etwas an ihnen dran ist, nach jedem Wort
einer Anerkennung hungern. Drum ist es auch nicht
geraten, wenn ein Verleger sein kritisches Bedürfnis
mit Vorliebe an seinen eigenen Autoren befriedigen
zu müssen glaubt. Solche Leute gehören zu den un-
leidlichsten Vertretern der Verlegerschaft, und ihr be-
ständiges Abschätzen der Werke, die sie zu vertreiben
haben, macht sie in der Regel auch unfähig, gute
Kaufleute zu sein.
Ich weiß mich noch sehr gut der Zeit zu entsinnen,
wo ich geradezu ein tiefes Freundschaftsverhältnis von
einem Verleger für seinen Autor als eine Art sittlicher
Forderung präsentierte. Mit den Jahren bin ich von
diesem persönlichen Herzensbedürfnis etwas abgekom-
men und schätze die geschäftliche Tüchtigkeit eines
Verlegers heute fast mehr als seine seelische Zuneigung
für seinen Autor. Indessen dies hat sich bei mir auch
erst mit der Erweiterung meines Anhängerkreises her-
ausgebildet. Ein junger unbekannter Dichter ist oftmals.
Almanach 19 20
Heinz Ewers hat mir einmal erzählt, daß Sassenbach
jedesmal, wenn Ewers oder seine Komplizen ihn wegen
der Kleinheit seines Verlages angeödet hätten, mit
einem Augenaufschlag zum Dichterhimmel entgegnet
hätte: „Ja! Aber ich habe einen Stern unter meinen
Autoren — Eulenberg!“ Noch heute schätze ich diesen
unbeirrbaren Glauben, dieses uneingeschränkte kritiklose
Einsetzen eines Verlegers für seinen Autor ganz be-
sonders hoch. Vor allem müssen Verleger, die sich aut
Anfänger werfen, solche Eigenschaften haben. Über ihre
Zweifel mögen sie sich mit ihrem Buchhalter unter-
halten, nicht mit ihren jungen Autoren, die, sofern
überhaupt etwas an ihnen dran ist, nach jedem Wort
einer Anerkennung hungern. Drum ist es auch nicht
geraten, wenn ein Verleger sein kritisches Bedürfnis
mit Vorliebe an seinen eigenen Autoren befriedigen
zu müssen glaubt. Solche Leute gehören zu den un-
leidlichsten Vertretern der Verlegerschaft, und ihr be-
ständiges Abschätzen der Werke, die sie zu vertreiben
haben, macht sie in der Regel auch unfähig, gute
Kaufleute zu sein.
Ich weiß mich noch sehr gut der Zeit zu entsinnen,
wo ich geradezu ein tiefes Freundschaftsverhältnis von
einem Verleger für seinen Autor als eine Art sittlicher
Forderung präsentierte. Mit den Jahren bin ich von
diesem persönlichen Herzensbedürfnis etwas abgekom-
men und schätze die geschäftliche Tüchtigkeit eines
Verlegers heute fast mehr als seine seelische Zuneigung
für seinen Autor. Indessen dies hat sich bei mir auch
erst mit der Erweiterung meines Anhängerkreises her-
ausgebildet. Ein junger unbekannter Dichter ist oftmals.