AUTOR UND VERLEGER / VON HERBERT
EULENBERG
Wenn ich die Verlagsgeschichte meiner Bücher
erzählen soll, so ergreift mich ein aus Bangig-
keit und Wehmut gemischtes Empfinden, wie es der
Held von Ithaka gehabt haben mag, als er am Tisch
der Phäaken die ganze Odyssee seiner Fahrten und
Leiden auspackte, und wie es nach ihm sein poetischer
Doppelgänger Aneas, des Vergils schwächliches Helden-
geschöpf, am Hof der Königin Dido verspürte, als er
mit den klassisch gewordenen Versen zu fabeln be-
gann: „Infandum, regina, iubes renoväre dolorem. O
Königin, du weckst der alten Wunde unnennbar
schmerzliches Gefühl.“
Wieviel Verleger hab’ ich nicht schon durchgemacht!
Sie werden ebenso seufzen wie ich, wenn sie dieses
lesen. Mein erster war Johann Sassenbach, der sich in-
dessen längst als Leiter des großen Berliner Gewerk-
schaftshauses wie als sozialistischer Parteisekretär von
den Anstrengungen und Enttäuschungen seiner ehe-
maligen Verlagstätigkeit erholt hat. Ich trug ihm mein
op. I an, mein Jugenddrama „Dogenglück“, ein bilder-
strotzendes Stück, das er ungeachtet der damals toben-
den naturalistischen Strömung mit einer geringen Be-
teiligung meinerseits an den Druckkosten sofort brachte.
Auch „Anna Walewska“, das Werk, von dem ich
mein dramatisches Schaffen eigentlich erst rechne, ist
bei ihm erschienen. Was mich an diesem meinen ersten
Verleger angezogen hat, das war sein unbedingter
Glaube an mich und meine poetische Sendung. Hanns
EULENBERG
Wenn ich die Verlagsgeschichte meiner Bücher
erzählen soll, so ergreift mich ein aus Bangig-
keit und Wehmut gemischtes Empfinden, wie es der
Held von Ithaka gehabt haben mag, als er am Tisch
der Phäaken die ganze Odyssee seiner Fahrten und
Leiden auspackte, und wie es nach ihm sein poetischer
Doppelgänger Aneas, des Vergils schwächliches Helden-
geschöpf, am Hof der Königin Dido verspürte, als er
mit den klassisch gewordenen Versen zu fabeln be-
gann: „Infandum, regina, iubes renoväre dolorem. O
Königin, du weckst der alten Wunde unnennbar
schmerzliches Gefühl.“
Wieviel Verleger hab’ ich nicht schon durchgemacht!
Sie werden ebenso seufzen wie ich, wenn sie dieses
lesen. Mein erster war Johann Sassenbach, der sich in-
dessen längst als Leiter des großen Berliner Gewerk-
schaftshauses wie als sozialistischer Parteisekretär von
den Anstrengungen und Enttäuschungen seiner ehe-
maligen Verlagstätigkeit erholt hat. Ich trug ihm mein
op. I an, mein Jugenddrama „Dogenglück“, ein bilder-
strotzendes Stück, das er ungeachtet der damals toben-
den naturalistischen Strömung mit einer geringen Be-
teiligung meinerseits an den Druckkosten sofort brachte.
Auch „Anna Walewska“, das Werk, von dem ich
mein dramatisches Schaffen eigentlich erst rechne, ist
bei ihm erschienen. Was mich an diesem meinen ersten
Verleger angezogen hat, das war sein unbedingter
Glaube an mich und meine poetische Sendung. Hanns