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DIE KUNSTZEITSCHRIFT / VON KARL
SCHEFFLER

i. Der Verleger
Verleger sind ein verwegenes Geschlecht. Jeder von
ihnen ist, zum Beispiel, überzeugt, er könne, wenn
er sonst nur wolle, eine Kunstzeitschrift gründen und
sie zu einem „Kulturfaktor“ machen. Wenn es trotz-
dem selten versucht wird, so kommt es daher, daß sich
der Verleger doch sehr bedenkte, ehe er sein Geld an
ein so kostspieliges und unsicheres Unternehmen wagt,
daß der kalkulierende Kaufmann dem hochgemuten
Kulturpolitiker in den Arm fällt. Vielleicht spricht
auch noch ein Instinkt mit. Die Wahrheit ist ja, daß
sehr persönliche, also seltene Eigenschaften dazu ge-
hören, um eine Kunstzeitschrift, das heißt eine gute,
ins Leben zu rufen. Es gehört dazu, neben einer so-
liden Kapitalkraft, eine Überzeugung, es gehört dazu
nicht nur eine vage und sehr allgemeine Liebe zur
Kunst — die glaubt jeder zu haben —, sondern die
Passion für eine ganz bestimmte Art von Kunst. Eine
gute Kunstzeitschrift läßt sich nicht machen auf Grund
einer „Bewegung“ oder „Richtung“ oder irgendeinem
Zeitstil zuliebe, sondern nur mit dem Programm ganz
bestimmte Künstler und ihre Werke vertreten zu
wollen. Soll die Kunstzeitschrift wohl geraten, so darf
der Verleger nicht nur sein, was man einen Idea-
listen nennt, sondern er muß auch ein Kenner sein.
Seine Passion muß gewisse wichtige Urteile der Zeit
vorwegnehmen, sein Idealismus muß identisch sein mit
dem Sinn für das Richtige und Echte, damit der Er-
 
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