K. Scheffler: Kunstzeitschrift Iig
folg eines Tages herbeigezwungen wird. Ein Idealis-
mus mit dauernder Unterbilanz ist verdächtig. Doch
ist allerdings ein Vertrauen nötig, das das Risiko nicht
scheut und innerhalb einer Minorität zu leben vermag.
Die Zeitschrift muß dem Verleger Spaß machen. Mit
einem breiten Publikumserfolg darf er nicht rechnen,
er darf nicht glauben, eine gute Kunstzeitschrift sei
jemals ein großes Geschäft. Man mag so sagen: wird
eine gewisse Abonnentenzahl nie überschritten, so ist
etwas nicht in Ordnung, eine zu unbedingte Exklu-
sivität ist stets bedenklich; wird dieselbe Zahl aber zu
weit überschritten, ist die Kunstzeitschrift ein Publikums-
erfolg und ein großes Geschäft, so ist es noch viel
schlimmer, weil sie sich dann an Interessen wendet,
die mit Kunst und Kunstliebe nichts oder nur sehr
entfernt zu tun haben. Dort erweist sich der Snob
als unzulänglich, hier erweist sich die Aktiengesellschaft
als gewissenlos. Wünschenswert ist allein der Verleger,
der ein sehr gebildeter Kunstfreund ist und ein sehr
vernünftiger Willensmensch — also ein Individuum,
das äußerst selten ist.
2. Verleger und Redakteur
Hier höre ich ungeduldig fragen, ob es denn nicht
allein Sache des Redakteurs sei, der Kunstzeitschrift
das Gesicht und die Haltung zu geben. Nun, es ist
doch der Verleger, der den Redakteur überhaupt erst
einmal wählt. Und dann glaube man nicht, daß der
Redakteur der Zeitschrift dauernd Qualität verleihen
könne, wenn er neben sich einen verständnislosen Ver-
leger hat. In solchem Fall muß er dem Verleger ent-
folg eines Tages herbeigezwungen wird. Ein Idealis-
mus mit dauernder Unterbilanz ist verdächtig. Doch
ist allerdings ein Vertrauen nötig, das das Risiko nicht
scheut und innerhalb einer Minorität zu leben vermag.
Die Zeitschrift muß dem Verleger Spaß machen. Mit
einem breiten Publikumserfolg darf er nicht rechnen,
er darf nicht glauben, eine gute Kunstzeitschrift sei
jemals ein großes Geschäft. Man mag so sagen: wird
eine gewisse Abonnentenzahl nie überschritten, so ist
etwas nicht in Ordnung, eine zu unbedingte Exklu-
sivität ist stets bedenklich; wird dieselbe Zahl aber zu
weit überschritten, ist die Kunstzeitschrift ein Publikums-
erfolg und ein großes Geschäft, so ist es noch viel
schlimmer, weil sie sich dann an Interessen wendet,
die mit Kunst und Kunstliebe nichts oder nur sehr
entfernt zu tun haben. Dort erweist sich der Snob
als unzulänglich, hier erweist sich die Aktiengesellschaft
als gewissenlos. Wünschenswert ist allein der Verleger,
der ein sehr gebildeter Kunstfreund ist und ein sehr
vernünftiger Willensmensch — also ein Individuum,
das äußerst selten ist.
2. Verleger und Redakteur
Hier höre ich ungeduldig fragen, ob es denn nicht
allein Sache des Redakteurs sei, der Kunstzeitschrift
das Gesicht und die Haltung zu geben. Nun, es ist
doch der Verleger, der den Redakteur überhaupt erst
einmal wählt. Und dann glaube man nicht, daß der
Redakteur der Zeitschrift dauernd Qualität verleihen
könne, wenn er neben sich einen verständnislosen Ver-
leger hat. In solchem Fall muß er dem Verleger ent-