Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ÄGYPTEN / VON HEDWIG FECHHEIMER

Endlich bekam ich die Halle von Hermopolis zu
Gesichte, und die großen Massen seiner Ruinen
gaben mir das erste Bild von dem Pompe der kolossa-
lischen Gebäude der Ägypter; auf jedem der Felsen,
die dies Gebäude ausmachen, glaubte ich eingehauen
zu lesen: Nachkommenschaft, Ewigkeit.
Kurz nachher lehrte mich Denidera, man müsse die
Schönheit der Gebäude nicht einzig in der korinthischen,
dorischen und ionischen Säulenordnung suchen; und
wo nur die Harmonie der Teile sich finde, da sei auch
die Schönheit. Der Morgen hatte mich an seine Ge-
bäude gebracht, der Abend entriß mich ihnen, mehr
gereizt als befriedigt.“ „Wir marschierten nach Theben;
Theben, dessen Name allein in der Phantasie große Bil-
der hervorruft. .. Da war ein Koloß, den man nur
mit den Augen und nach dem Gefühle des Erstaunens
messen konnte, welches sein Anblick erregte; da waren
rechter Hand ausgehöhlte und mit Bildnereien gezierte
Berge, linker Hand aber Tempel, die in der Entfernung
von mehr als einer Stunde Weges Felsen zu sein
schienen. Da waren Paläste, waren noch andere Tem-
pel, von denen ich weggerissen wurde, und ich drehete
mich maschinenmäßig um, seine hundert Tore zu
suchen. Ein poetischer Ausdruck, durch den Homer
mit einem Worte diese stolze Stadt schildern wollte,
die mit dem Gewicht ihrer Hallen den Boden be-
schwerte, und deren Umfang die ganze Breite Ägyptens
kaum fassen konnte. Sieben Reisen reichten nicht hin,
die Forschbegierde zu befriedigen, die dieser einzige
 
Annotationen