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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70232#0073
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Eulenberg: Autor und Verleger 67
Ohne Zweifel ist das ganze Verlegergeschäft noch
starker Verbesserungen bedürftig. Das Verhältnis des
Verlegers als des Kapitalisten zum Autor als dem
häufig Notleidenden könnte, wenn auch dieser Betrieb
mehr sozialisiert würde, sich schöner gestalten. Eine
solche innigere Arbeits- und Gewinngemeinschaft
zwischen Verleger und Autor schwebte dem edlen
Kurt Eisner für seinen Volksstaat Bayern vor. Man
hat ja auch hier und dort schon Versucht, sie in die
Tat umzusetzen. Jedenfalls muß alles angestrengt
werden, den Staat bei uns immer mehr zur Unter-
stützung der Künste und Künstler heranzuziehen. So
lange dies noch nicht voll erreicht ist und der Verlag
von Büchern in den Händen von Privatleuten liegt —
boshafte Autoren pflegen bei dieser Gelegenheit zu be-
merken, daß bei den Griechen die Bezeichnung Privat-
mann und Laie (ö löicorr]?) die nämliche war— so lange
muß der Schriftsteller sich mit den Kaufleuten, die
seine Bücher verhandeln, herumzuschlagen und zu ver-
tragen suchen. Gegenseitiges Verständnis für die Lage
des einen wie des anderen hilft hierbei viel. Und oft tut
der Wille zur Eintracht schon alles zu einem guten
Auskommen der beiden Parteien. Es gibt noch immer
Autoren genug, die das Wort „Verleger“ nicht aus-
sprechen, ohne, wie der gewinnsüchtige Maupassant,
stets ein „diese Hunde“ hinzuzufügen. Und auch bei
manchen Verlegern ist es, wie bei einem ganz bekannten
Leipziger Unternehmer, noch immer Brauch, von ihren
Autoren nicht anders wie ein erzürnter Hauptmann
von seiner Kompagnie nur als von „Saukerlen“ zu
reden. Eine Wandlung in solcher Erzfeindschaft
 
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