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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70232#0172
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i66

Almanach 1920

und von dieser Schauspielerin weiß. Der Verleger sen-
det den Zeitungen eine kurze orientierende Notiz. Sie
wird nicht gedruckt. Er sendet das teure Werk an die
Redaktionen. Es bleibt unbeachtet liegen. Er bittet
um eine Rezension, und bekommt keine Antwort. Die
breitere Öffentlichkeit erfährt kaum von dem, was einst
doch den Ruhm des Landes erhöhen wird.
Freilich: es will auch nichts davon hören. Aber müssen
die Zeitungen ihm denn gar so sehr den Willen tun?
Der Verleger, der sich für Ideen, für bestimmte Persön-
lichkeiten und Talente einsetzt, ist wohl nicht weniger
produktiv als der Theaterdirektor, der so viel doch von
sich reden macht, vielleicht ist er sogar mehr Idealist,
bedeutet er mehr für die Kultur seiner Zeit. Für die
Zeitungen aber existiert seine Arbeit kaum. Er bleibt
im Schatten. Will er seiner Tätigkeit und der seiner
Autoren eine gewisse Publizität erzwingen, so gibt es
nur ein einziges Mittel: das Inserat. Wenn er viel
inseriert, tut die Zeitung vielleicht ein übriges.
Es gibt Ausnahmen. Aber sie sind selten. So selten
fast, wie die einflußreichen Buchrezensenten geworden
sind. Alte Buchhändler erzählen von Zeiten, wo des
Abends die Käufer bis auf die Straße standen, wenn
einer der berühmten Literaturkritiker ein bestimmtes
Buch am Morgen lebhaft empfohlen hatte. Diese Zeiten
sind dahin. Es werden ja trotzdem nicht weniger Bücher
gekauft, ja das Bedürfnis ist sogar gewachsen. Aber
es wird gewissermaßen hinter dem Rücken der Presse
befriedigt. Dieses ist doch aber eigentlich recht dumm
von der Presse: daß es sich eine Möglichkeit, geistig zu
wirken, ja zu herrschen, entgehen läßt. Schließlich
 
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