Tolstojs Flucht und Tod
23
IljaWassiljewitsch schlug die Augen nieder und schwieg.
„Wissen Sie, daß Leo Nikolajewitsch abgereist ist?“
„Ich weiß es, er hat mit mir davon gesprochen, und
heute habe ich an den fehlenden Kleidern gemerkt, daß
er nicht mehr hier ist.“
Der Kutscher, der meinen Vater zur Bahnstation ge-
bracht hatte, überreichte mir einen Brief.
„Wir sind gut angekommen. Die Reise geht wahr-
scheinlich nach Optina. Lies meine Briefe. Beauftrage
Tschertkoff, die „Erklärung“ 1) in den Zeitungen zu ver-
öffentlichen, falls im Laufe einer Woche, bis zum vierten
dieses Monats, keine gegenteilige Weisung von mir erfolgt.
Bitte, mein Täubchen, benachrichtige mich über alles,
sobald Du erfährst, wo ich mich aufhalte, und das wirst
Du bald. Teile mir mit, wie die Nachricht von meiner
Abreise aufgenommen worden ist, und auch sonst alles,
je ausführlicher, desto besser!
28. Oktober 1910, Schtschokino.
In furchtbarer Aufregung, ohne Ruhe zu finden, war-
tete ich bis elf Uhr. Es war mir unerträglich schwer, der
Mutter die Nachricht von der Abreise des Vaters zu über-
bringen. Endlich hörte ich im Schlafzimmer Geräusch,
es waren Schritte zu hören, und ich nahm an, die Mutter
sei aufgestanden. Ich ging ins Wohnzimmer, und nach
einigen Minuten erschien die Mutter.
„Wo ist Papa?“ fragte sie mich mit matter Stimme.
„Vater ist abgereist.“
h Die „Erklärung“ ist der Brief von Leo Nikolajewitsch an
die Zeitungen, worin er zur Kenntnis bringt, daß er das Verlags-
recht von seinen Werken weder verkauft, noch zu verkaufen
gestattet habe.
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IljaWassiljewitsch schlug die Augen nieder und schwieg.
„Wissen Sie, daß Leo Nikolajewitsch abgereist ist?“
„Ich weiß es, er hat mit mir davon gesprochen, und
heute habe ich an den fehlenden Kleidern gemerkt, daß
er nicht mehr hier ist.“
Der Kutscher, der meinen Vater zur Bahnstation ge-
bracht hatte, überreichte mir einen Brief.
„Wir sind gut angekommen. Die Reise geht wahr-
scheinlich nach Optina. Lies meine Briefe. Beauftrage
Tschertkoff, die „Erklärung“ 1) in den Zeitungen zu ver-
öffentlichen, falls im Laufe einer Woche, bis zum vierten
dieses Monats, keine gegenteilige Weisung von mir erfolgt.
Bitte, mein Täubchen, benachrichtige mich über alles,
sobald Du erfährst, wo ich mich aufhalte, und das wirst
Du bald. Teile mir mit, wie die Nachricht von meiner
Abreise aufgenommen worden ist, und auch sonst alles,
je ausführlicher, desto besser!
28. Oktober 1910, Schtschokino.
In furchtbarer Aufregung, ohne Ruhe zu finden, war-
tete ich bis elf Uhr. Es war mir unerträglich schwer, der
Mutter die Nachricht von der Abreise des Vaters zu über-
bringen. Endlich hörte ich im Schlafzimmer Geräusch,
es waren Schritte zu hören, und ich nahm an, die Mutter
sei aufgestanden. Ich ging ins Wohnzimmer, und nach
einigen Minuten erschien die Mutter.
„Wo ist Papa?“ fragte sie mich mit matter Stimme.
„Vater ist abgereist.“
h Die „Erklärung“ ist der Brief von Leo Nikolajewitsch an
die Zeitungen, worin er zur Kenntnis bringt, daß er das Verlags-
recht von seinen Werken weder verkauft, noch zu verkaufen
gestattet habe.