Tolstojs Flucht und Tod
25
mitteilen. Meinen Aufenthalt kann sie Dir nicht verraten,
weil ich ihr das Versprechen abgenommen habe, ihn
niemandem zu sagen. Leo Tolstoj
Das Zusammensuchen meiner Sachen und Manuskripte
sowie die Übersendung habe ich Sascha anvertraut. —
„Fort, ganz fort!“ schrie die Mutter auf. „Lebt wohl,
ich kann ohne ihn nicht mehr leben, ich gehe ins Wasser! “
Sie warf den Brief von sich und eilte fort. Ich rief nach
Bulgakoff, der, soeben von Tschertkoff zurückgekehrt, ins
Zimmer trat, und bat ihn, mir bei der Bewachung der
Mutter behilflich zu sein. Bulgakoff eilte ihr sofort nach.
Die Mutter lief, ohne Gummischuhe, in bloßem Kleide
die Allee entlang, weiter, immer weiter in der Richtung
des Teiches. Ich sah ihr aus dem Fenster des Wohnzimmers
nach und merkte plötzlich, daß sie sich dem Teich immer
mehr näherte. Ich stürzte die Treppe hinunter und hinter
ihr drein; in diesem Augenblick erkannte sie den ihr
folgenden Bulgakoff und schlug einen Seitenweg ein. Ich
versuchte, die neue Richtung abzuschneiden, überholte
Bulgakoff und kam in dem Augenblick an, als die Mutter
schon am Teiche war. Sie lief die Bretter auf dem Floß
entlang, von dem aus die Wäsche gespült wird, dabei glitt
sie aus und fiel zu Boden. Ich stürzte ihr nach, sie glitt
seitwärts vom Floß ins Wasser, bevor ich sie noch erreicht
hatte. Sie begann bereits zu versinken, doch sprang ich
ihr nach, und in diesem Augenblick kam auch Bulgakoff
gelaufen. Selbst bis zur Brust im Wasser, zog ich die
Mutter heraus und übergab sie Bulgakoff und unserem
inzwischen herbeigeeilten Diener Wanja. Sie nahmen sie
auf und brachten sie fort. Es eilte noch Semjn Nikolaje-
witsch — unser Koch — hinzu, der auf dem Wege zum
25
mitteilen. Meinen Aufenthalt kann sie Dir nicht verraten,
weil ich ihr das Versprechen abgenommen habe, ihn
niemandem zu sagen. Leo Tolstoj
Das Zusammensuchen meiner Sachen und Manuskripte
sowie die Übersendung habe ich Sascha anvertraut. —
„Fort, ganz fort!“ schrie die Mutter auf. „Lebt wohl,
ich kann ohne ihn nicht mehr leben, ich gehe ins Wasser! “
Sie warf den Brief von sich und eilte fort. Ich rief nach
Bulgakoff, der, soeben von Tschertkoff zurückgekehrt, ins
Zimmer trat, und bat ihn, mir bei der Bewachung der
Mutter behilflich zu sein. Bulgakoff eilte ihr sofort nach.
Die Mutter lief, ohne Gummischuhe, in bloßem Kleide
die Allee entlang, weiter, immer weiter in der Richtung
des Teiches. Ich sah ihr aus dem Fenster des Wohnzimmers
nach und merkte plötzlich, daß sie sich dem Teich immer
mehr näherte. Ich stürzte die Treppe hinunter und hinter
ihr drein; in diesem Augenblick erkannte sie den ihr
folgenden Bulgakoff und schlug einen Seitenweg ein. Ich
versuchte, die neue Richtung abzuschneiden, überholte
Bulgakoff und kam in dem Augenblick an, als die Mutter
schon am Teiche war. Sie lief die Bretter auf dem Floß
entlang, von dem aus die Wäsche gespült wird, dabei glitt
sie aus und fiel zu Boden. Ich stürzte ihr nach, sie glitt
seitwärts vom Floß ins Wasser, bevor ich sie noch erreicht
hatte. Sie begann bereits zu versinken, doch sprang ich
ihr nach, und in diesem Augenblick kam auch Bulgakoff
gelaufen. Selbst bis zur Brust im Wasser, zog ich die
Mutter heraus und übergab sie Bulgakoff und unserem
inzwischen herbeigeeilten Diener Wanja. Sie nahmen sie
auf und brachten sie fort. Es eilte noch Semjn Nikolaje-
witsch — unser Koch — hinzu, der auf dem Wege zum