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Almanach 1926
In jenem Zimmer kann man auch den Phonographen
sehen, den Tolstoj von Edison aus Amerika zum Geschenk
erhalten hatte. Tolstoj schätzte Edison sehr hoch, weil er
niemals eine Erfindung gemacht hatte, die der Bedrückung
der Menschen gedient hätte, und es ergriff ihn tief, daß er
einmal,beauftragt,einen elektrischen Hinrichtungsstuhl —
„for Elektrocution“ zu konstruieren, das Angebot, trotz
der offerierten hohen Prämie, abgelehnt hatte.
Vom Arbeitskabinett gelangt man in das Schlafzimmer;
hier wurde alles in derselben Lage belassen, wie es in jener
Herbstnacht des Jahres 1910 zurückgeblieben war, da
Tolstoj durch die kleine Tür, die auf einen sonst wenig
benutzten Gang führt, sein Heim für immer verlassen
hatte. Die Uhr zeigt noch immer sieben Minuten vor
zwölf, die Zeit, zu der sie damals stehen geblieben war.
Die Einrichtung des Zimmers ist überaus einfach. Das
Bett, der Waschtisch, ein Kleider- und Wäscheschrank
und ein Nachtkästchen mit Resten der Arzneien, die
Tolstoj gebrauchte. An der Tür ist der Überrock auf-
gehängt, den er beim letzten Ausreiten benutzt hatte.
Verläßt man das Arbeitskabinett durch die andere Tür,
so gelangt man durch ein kleines Zimmer, den ehemaligen
Salon von Sophia Andrejewna, in den großen Saal, der
als Speisezimmer und gleichzeitig auch als Empfangs-
zimmer diente; hier spielte sich das alltägliche Familien-
leben ab: Mittagessen, Vesper, Leseabende, Schachspiel
und Musik. An dem kleinen Tischchen rechts pflegte
Tolstoj, ein eifriger Schachspieler, täglich mit seinem
Freunde Tschertkoff, in früherer Zeit mit dem Fürsten
Urusoff, dem berühmtesten Schachspieler Rußlands, stun-
denlang zu spielen. Links, der Wand entlang, zwei große
Almanach 1926
In jenem Zimmer kann man auch den Phonographen
sehen, den Tolstoj von Edison aus Amerika zum Geschenk
erhalten hatte. Tolstoj schätzte Edison sehr hoch, weil er
niemals eine Erfindung gemacht hatte, die der Bedrückung
der Menschen gedient hätte, und es ergriff ihn tief, daß er
einmal,beauftragt,einen elektrischen Hinrichtungsstuhl —
„for Elektrocution“ zu konstruieren, das Angebot, trotz
der offerierten hohen Prämie, abgelehnt hatte.
Vom Arbeitskabinett gelangt man in das Schlafzimmer;
hier wurde alles in derselben Lage belassen, wie es in jener
Herbstnacht des Jahres 1910 zurückgeblieben war, da
Tolstoj durch die kleine Tür, die auf einen sonst wenig
benutzten Gang führt, sein Heim für immer verlassen
hatte. Die Uhr zeigt noch immer sieben Minuten vor
zwölf, die Zeit, zu der sie damals stehen geblieben war.
Die Einrichtung des Zimmers ist überaus einfach. Das
Bett, der Waschtisch, ein Kleider- und Wäscheschrank
und ein Nachtkästchen mit Resten der Arzneien, die
Tolstoj gebrauchte. An der Tür ist der Überrock auf-
gehängt, den er beim letzten Ausreiten benutzt hatte.
Verläßt man das Arbeitskabinett durch die andere Tür,
so gelangt man durch ein kleines Zimmer, den ehemaligen
Salon von Sophia Andrejewna, in den großen Saal, der
als Speisezimmer und gleichzeitig auch als Empfangs-
zimmer diente; hier spielte sich das alltägliche Familien-
leben ab: Mittagessen, Vesper, Leseabende, Schachspiel
und Musik. An dem kleinen Tischchen rechts pflegte
Tolstoj, ein eifriger Schachspieler, täglich mit seinem
Freunde Tschertkoff, in früherer Zeit mit dem Fürsten
Urusoff, dem berühmtesten Schachspieler Rußlands, stun-
denlang zu spielen. Links, der Wand entlang, zwei große