Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rene Fülöp-Miller: Jasnaja-Poljana nach Tolstojs Tode

33

Klaviere, auf denen die beiden hervorragenden Pianisten
Goldenweiser undTanieff viele Abende musiziert hatten.
Neben dem Klavier ein alter Voltaire-Lehnstuhl, in dem
Tolstoj dem Spiel aufmerksam zu lauschen pflegte. In
der einen Ecke steht ein großer runder Tisch aus rotem
Holz mit einer von einem riesigen Schirm überragten
Lampe darauf; dort pflegte Tolstoj jene berühmt geworde-
nen philosophischen und künstlerischen Debatten mit
seinen Freunden und Gästen zu führen. Außer diesen
Sälen müssen noch die Räume der Bibliothek erwähnt
werden, mit ungefähr zwanzig großen Bücherschränken,
in denen die Bände bis zur Decke aufgetürmt stehen,
stellenweise sogar in zwei Reihen; im ganzen sind es un-
gefähr fünfzehntausend Bände. Die Bibliothek war schon
von Tolstojs Vater gegründet worden; sie bestand damals
hauptsächlich aus französischen Klassikern und natur-
wissenschaftlichen W erken; aber erst in den letzten fünfzig
Jahren, im Besitze Leo Tolstojs, war sie so angewachsen.
Einen großen Teil dieser Bücher bilden Widmungsexem-
plare, namentlich aus den letzten zwanzig Jahren, wo
Tolstoj schon ein in der ganzen Welt berühmter Mann
war. Der Sprache nach umfaßt die Bibliothek achttausend
russische, dreitausend englische, zweitausend französische,
tausend deutsche und etwa tausend italienische, spanische,
schwedische, polnische, tschechische, serbische, bulgari-
sche, slowakische, lateinische, griechische, jüdische und
japanische Bände. Davon beziehen sich zweitausend auf
Religion und lJhilosophie, dreitausend auf Literatur und
Kritik, etwa tausend auf Geschichte und Biographien,
sechshundert auf Naturwissenschaften, Geographie und
Reisebeschreibungen, achthundert auf Pädagogik und

3
 
Annotationen