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Almanach 1926
Kinderliteratur, sechshundert auf Nationalökonomie und
juristische Materien, achthundert auf Medizin und Ver-
wandtes. Außerdem enthält die Bibliothek noch etwa
sechstausend Bände Zeitschriften und Journale. Viele
dieser Bücher tragen interessante Randbemerkungen. Zu
jener Zeit, da Tolstoj das Material für „Krieg und Frieden“
und die „Dekabristen“ bearbeitete, hatte er sich die Ge-
wohnheit angeeignet, mit dem Bleistift in der Hand zu
lesen, und meist schrieb er seine Anmerkungen in das
Buch oder malte nur einige verkürzte Zeichen oder Buch-
staben hin, setzte ein Plus oder ein Minus oder eine Zahl
von eins bis fünf hin, gleichsam als Klassifikationsnote.
Neben der Bibliothek befindet sich das „Remington-
Zimmer“ oder, wie Tolstoj es nannte, die Kanzlei. Dort
pflegte der Dichter seiner Tochter Alexandra in die Ma-
schine zu diktieren. In diesem Zimmer wurde auch die
Post erledigt.
Um das Gutshaus herum breitet sich ein hübscher
Garten. Diese Anlage und die Wiesen von Jasnaja-Poljana
werden jetzt von Alexandra bebaut, und aus ihren Ein-
künften wird die Instandhaltung des Gutes bestritten.
Einige Minuten vom Flause entfernt, im Walde, liegt, von
einer gewöhnlichen hölzernen Umzäunung eingefaßt, die
Grabstätte Leo Tolstojs. Ihr Platz wurde von diesem selbst
bestimmt. In seinen Erinnerungen darüber heißt es: „Als
ich fünf Jahre alt war, mein Bruder Mischinka sechs und
Sergijus sieben, erzählte uns unser Bruder Nikoljenka,
er hüte ein Geheimnis, welches, wenn es einmal offenbar
würde, alle Menschen glücklich machen müßte: Krank-
heiten würde es dann keine mehr geben und auch sonst
keine Unannehmlichkeiten; alle würden einander lieben,
Almanach 1926
Kinderliteratur, sechshundert auf Nationalökonomie und
juristische Materien, achthundert auf Medizin und Ver-
wandtes. Außerdem enthält die Bibliothek noch etwa
sechstausend Bände Zeitschriften und Journale. Viele
dieser Bücher tragen interessante Randbemerkungen. Zu
jener Zeit, da Tolstoj das Material für „Krieg und Frieden“
und die „Dekabristen“ bearbeitete, hatte er sich die Ge-
wohnheit angeeignet, mit dem Bleistift in der Hand zu
lesen, und meist schrieb er seine Anmerkungen in das
Buch oder malte nur einige verkürzte Zeichen oder Buch-
staben hin, setzte ein Plus oder ein Minus oder eine Zahl
von eins bis fünf hin, gleichsam als Klassifikationsnote.
Neben der Bibliothek befindet sich das „Remington-
Zimmer“ oder, wie Tolstoj es nannte, die Kanzlei. Dort
pflegte der Dichter seiner Tochter Alexandra in die Ma-
schine zu diktieren. In diesem Zimmer wurde auch die
Post erledigt.
Um das Gutshaus herum breitet sich ein hübscher
Garten. Diese Anlage und die Wiesen von Jasnaja-Poljana
werden jetzt von Alexandra bebaut, und aus ihren Ein-
künften wird die Instandhaltung des Gutes bestritten.
Einige Minuten vom Flause entfernt, im Walde, liegt, von
einer gewöhnlichen hölzernen Umzäunung eingefaßt, die
Grabstätte Leo Tolstojs. Ihr Platz wurde von diesem selbst
bestimmt. In seinen Erinnerungen darüber heißt es: „Als
ich fünf Jahre alt war, mein Bruder Mischinka sechs und
Sergijus sieben, erzählte uns unser Bruder Nikoljenka,
er hüte ein Geheimnis, welches, wenn es einmal offenbar
würde, alle Menschen glücklich machen müßte: Krank-
heiten würde es dann keine mehr geben und auch sonst
keine Unannehmlichkeiten; alle würden einander lieben,