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Almanach 1926
macht. Daran entzündete sich die Unternehmerphantasie
sowohl wie die Phantasie der kapitalistisch Entrechteten:
dort sprach man vom Recht des Stärkeren, hier von sozialer
Gerechtigkeit. ZurZeit der Romantik wurden die Volks-
führer der nächsten Jahrzehnte geboren. Die kirchliche
Reaktion wurde überwunden; die Wissenschaft rationali-
sierte sich und gewann an Macht; die Philosophie rang
mit der Religion, Feuerbach und David Friedrich Strauß
kämpften, aus Religion, gegen Formalismen der Religion.
Und nebenher entstand die moderne Zeitung mit ihrer
Macht auf die Massen.
Die Dichtung spiegelte das alles wieder. Man braucht
nur Namen der dichtenden Romantiker zu nennen, um
das Programm zu erkennen. InFrankreich stellte Stendhal
in seinem Roman „Rot und Schwarz“ einen nachgebore-
nen Danton in die starre Gesellschaft der Reaktion und
nahm in seiner Art das Raskolnikowproblem vorweg;
Ralzac schuf in seiner vielbändigen „Menschlichen Komö-
die“ karikaturistisch heroisierte Typen von Rörsenspeku-
lanten, Verbrechern und Dirnen, von Erfindern und
Journalisten, menschlichen Raubtieren und mensch-
lichen Haustieren. Viktor Hugo türmte sein republika-
nisches Pathos; Reranger kämpfte politisch und sozial mit
fein geschliffenen Chansons; Gautiei- bekriegte den Klassi-
zismus mit romantischer Heftigkeit; Müsset, Merimee,
Dumas d. Ä., George Sand u. a. schufen, jeder in seiner
Art, romantische Formen der Kunst, worin die Zeit sich
selbst wieder erkannte. In England dichtete Ryron seine
fernhinschweifenden Epopöen, baute Scott seine Ge-
schichtsromantik breit zu einer langen Romanreihe aus.
In Deutschland äußerte sich das Heldische der poetischen
Almanach 1926
macht. Daran entzündete sich die Unternehmerphantasie
sowohl wie die Phantasie der kapitalistisch Entrechteten:
dort sprach man vom Recht des Stärkeren, hier von sozialer
Gerechtigkeit. ZurZeit der Romantik wurden die Volks-
führer der nächsten Jahrzehnte geboren. Die kirchliche
Reaktion wurde überwunden; die Wissenschaft rationali-
sierte sich und gewann an Macht; die Philosophie rang
mit der Religion, Feuerbach und David Friedrich Strauß
kämpften, aus Religion, gegen Formalismen der Religion.
Und nebenher entstand die moderne Zeitung mit ihrer
Macht auf die Massen.
Die Dichtung spiegelte das alles wieder. Man braucht
nur Namen der dichtenden Romantiker zu nennen, um
das Programm zu erkennen. InFrankreich stellte Stendhal
in seinem Roman „Rot und Schwarz“ einen nachgebore-
nen Danton in die starre Gesellschaft der Reaktion und
nahm in seiner Art das Raskolnikowproblem vorweg;
Ralzac schuf in seiner vielbändigen „Menschlichen Komö-
die“ karikaturistisch heroisierte Typen von Rörsenspeku-
lanten, Verbrechern und Dirnen, von Erfindern und
Journalisten, menschlichen Raubtieren und mensch-
lichen Haustieren. Viktor Hugo türmte sein republika-
nisches Pathos; Reranger kämpfte politisch und sozial mit
fein geschliffenen Chansons; Gautiei- bekriegte den Klassi-
zismus mit romantischer Heftigkeit; Müsset, Merimee,
Dumas d. Ä., George Sand u. a. schufen, jeder in seiner
Art, romantische Formen der Kunst, worin die Zeit sich
selbst wieder erkannte. In England dichtete Ryron seine
fernhinschweifenden Epopöen, baute Scott seine Ge-
schichtsromantik breit zu einer langen Romanreihe aus.
In Deutschland äußerte sich das Heldische der poetischen