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Almanach 1926

selben Vorwurf, wie oft hat man ihn mir selbst gemacht!
Muß man denn langweilig sein, um zu gefallen? Ich
sagte Ihnen doch, daß Frankreich protestantisch geworden
ist! Ich glaube auch, daß das Publikum immer Angst hat,
nicht genug für sein Geld zu bekommen. Es muß die
Überzeugung haben, daß wir uns mit einer Sache abge-
müht haben, um uns seines Interesses zu würdigen . . .
Und diese Bilder Cezannes, die er zweihundertmal wieder
vorgenommen hat, und die aussehen, als ob er sie auf
einen Sitz gemacht habe!
Ich: Sie haben mir noch nicht von Huysmans ge-
sprochen. Ging er nicht zu Madame Charpentier?
Renoir: Nur im „Neuen Athen“ wurde ich Huys-
mans’ gewahr, und das nicht oft. Er war ein höchst
würdiger Mann, aber meiner Meinung nach tat er un-
recht daran, das Werk eines Malers nicht um des Werkes,
sondern um des Gegenstands willen zu würdigen. So
hat er in die gleiche Bewunderung Degas, Rops und
Gustave Moreau einschließen können. O dieser Gustave
Moreau; daß man derlei ernst genommen hat, einen
Maler, der nie einen Fuß hat zeichnen können! Die Ver-
achtung der Welt, die er zur Schau trug und die man
so sehr bewundert hat, ich nenne das Trägheit. Aber
es war ein verdammt schlauer Mann, na, um auf den
Einfall zu kommen, mit Goldfarben zu malen und
damit die Juden zu kapern . . . inklusive Ephrussi,
dem ich immerhin Verständnis zugetraut hatte. Ich
komme eines Tags zu ihm: ich stoße auf einen Gustave
Moreau!
Ich: Haben Sie nicht eine Dekoration für den Salon
der Madame Charpentier gemalt?
 
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