Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Emil Waldmann: Oeuvre-Kataloge gg
Oeuvre-Katalog anders aussieht, als der betreffende Ab-
schnitt bei Bartsch — die Grundlage bleibt für alle For-
schung der große Ahnherr.
Heute hat sich die Methode, einen Oeuvre-Katalog zu
verfassen, geändert. Man bleibt heut nicht an einer Stelle,
sei es in Wien, in Berlin, in Paris oder in London sitzen
und katalogisiert das noch so „vollständige“ Material.
Man reist und notiert und hat seine Notizen und seine
Photographien zu Vergleichen immer bei sich. Ohne dies
wären die Aufgaben eines Oeuvre-Kataloges nicht mehr
zu lösen.
Die Graphik der alten Meister ist uns in den selten-
sten Fällen vollständig erhalten. Abgesehen von den
Drucken des 15. Jahrhunderts und von den Niellen,—
wir wissen auch bei den Stechern und Radierern des
16. und 17. Jahrhunderts nicht immer genau, ob sie nicht
am Ende noch mehr und noch andere Platten gestochen
oder geätzt haben, als Bartsch verzeichnete und als die
Nachfolger dann noch entdeckten. Auch das Supplement
zu Bartsch, das Heller verfaßte, weist noch Lücken auf,
und nicht anders ist es mit Passavants im Jahre 1860 er-
schienenen Peintre-Graveur, trotzdem Passavant fünfzehn
Jahre lang in Europa gereist war und fast alle bekannten
Kabinette durchstudiert hatte. Wirklich vollständigkennen
wir vielleicht keinen alten Graphiker. Bleibt es doch auch
gebenüber lebenden Graphikern schon äußerst schwierig,
alles zu kennen was sie je gemacht haben.
Es liegt aber im Wesen eines Oeuvre-Kataloges, daß
er möglichst vollständig sein muß. Der Punkt, an dem
der Verfasser bei der Arbeit erklärt: „Nun ists genug“,
existiert nicht. Es ist niemals genug, solange es noch irgend
5
 
Annotationen