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ihr zugleich einen feinen Zug von Intimität und Aktualität. Es ist ursprünglich
eine Gelegenheitssammlung; und doch sind nur gute Bilder darin, einige sogar
sehr gute. Als erst ein Grundstock da war, erwachte der Wunsch nach Abrun-
dung, nach Gewichtigkeit. Julius und Malgonie Stern wandten ihr Interesse auch
der französischen Kunst zu und auf ihren Reisen nach Paris erwarben sie Bilder
französischer Impressionisten und moderner französischer Bildhauer. Auch diese
Ankäufe waren gewissermaßen aus dem Geiste der Berliner Sezession heraus;
und so kommt es, daß die Sammlung Stern die Berliner Kunstgesinnung einiger
Jahrzehnte sehr getreu wiederspiegelt. Die Sammler haben für einzelne Werke
nie hohe Summen ausgegeben, weil sie rechtzeitig in die Ateliers gegangen sind
und sich von vortrefflichen Kennern haben beraten lassen; sie haben das Geld
verwandt, zu fördern und nach vielen Seiten zu wirken. Das Ergebnis ist nicht
eine der großen klassischen Galerien geworden, die historische Bedeutung gewinnen,
sondern eine Privatsammlung, die man am besten charakterisiert, wenn man
sie im besten Sinne liebenswürdig nennt. Eine liebenswürdige Sammlung, in der
kein schlechtes Stück ist und die einige Höhepunkte hat.
Die Sammlung Stern ist durchaus eine Galerie impressionistischer Kunst. Mit
besonderer Bevorzugung heiterer, farbenfroher Bilder. Darum war den Räumen
des Sternschen Hauses in der Bellevuestraße auch etwas Helles, Festliches und
Lebendiges eigen. Die Sammlung wirkte, trotzdem sehr verschiedenartige Künst-
ler vertreten waren, ganz einheitlich. Um so mehr als sie nicht umfangreich
war; man konnte sie bequem überblicken. Und dieser Überblick wurde immer
wieder zum Genuß, weil überall auf Qualität gesehen war, weil das Anekdotische
ganz fehlte und weil alles auf’s glücklichste vermieden war, was bourgeoismäßig
hätte erscheinen können. Man spürte überall die Tätigkeit einer Künstlernatur
und auch den Anteil eines schönen Herzens. Der Genuß in den Räumen zu
weilen war dem ähnlich, den man noch in Erinnerung hat von den Eliteaus-
stellungen der Berliner Sezession her. Nur ist es etwas anderes, ob man pro-
grammäßig in eine Ausstellung geht und dort mühsam die Stimmung sucht,
oder ob man aus der Unterhaltung heraus, vom Teetisch aufblickend, vom Lehn-
sessel her auf gute Bilder und Skulpturen sieht. Man lebte im Hause Stern mit
den guten Kunstwerken gesellschaftlich leicht und doch nicht oberflächlich.
Die Freunde des Hauses hatten gehofft, die schöne Sammlung, die ein
Stück der schönen Gastlichkeit war, noch lange zu genießen. Ein tragisches
Geschick aber hat es gefügt, daß Julius und Malgonie Stern kurz vor Ausbruch
des Krieges kurz nacheinander gestorben sind und daß die gemeinsam aufgebaute
Sammlung, an die sich so viele herzliche Beziehungen knüpfen, herrenlos gewor-
den ist. Nicht ohne wehmütige Erinnerungen werden die vielen Bekannten den
Tag der Versteigerung erleben. Ein wenig muß dafür entschädigen, daß bei
dieser Gelegenheit die Namen der Sammler wieder einmal mit freundlichem
eine Gelegenheitssammlung; und doch sind nur gute Bilder darin, einige sogar
sehr gute. Als erst ein Grundstock da war, erwachte der Wunsch nach Abrun-
dung, nach Gewichtigkeit. Julius und Malgonie Stern wandten ihr Interesse auch
der französischen Kunst zu und auf ihren Reisen nach Paris erwarben sie Bilder
französischer Impressionisten und moderner französischer Bildhauer. Auch diese
Ankäufe waren gewissermaßen aus dem Geiste der Berliner Sezession heraus;
und so kommt es, daß die Sammlung Stern die Berliner Kunstgesinnung einiger
Jahrzehnte sehr getreu wiederspiegelt. Die Sammler haben für einzelne Werke
nie hohe Summen ausgegeben, weil sie rechtzeitig in die Ateliers gegangen sind
und sich von vortrefflichen Kennern haben beraten lassen; sie haben das Geld
verwandt, zu fördern und nach vielen Seiten zu wirken. Das Ergebnis ist nicht
eine der großen klassischen Galerien geworden, die historische Bedeutung gewinnen,
sondern eine Privatsammlung, die man am besten charakterisiert, wenn man
sie im besten Sinne liebenswürdig nennt. Eine liebenswürdige Sammlung, in der
kein schlechtes Stück ist und die einige Höhepunkte hat.
Die Sammlung Stern ist durchaus eine Galerie impressionistischer Kunst. Mit
besonderer Bevorzugung heiterer, farbenfroher Bilder. Darum war den Räumen
des Sternschen Hauses in der Bellevuestraße auch etwas Helles, Festliches und
Lebendiges eigen. Die Sammlung wirkte, trotzdem sehr verschiedenartige Künst-
ler vertreten waren, ganz einheitlich. Um so mehr als sie nicht umfangreich
war; man konnte sie bequem überblicken. Und dieser Überblick wurde immer
wieder zum Genuß, weil überall auf Qualität gesehen war, weil das Anekdotische
ganz fehlte und weil alles auf’s glücklichste vermieden war, was bourgeoismäßig
hätte erscheinen können. Man spürte überall die Tätigkeit einer Künstlernatur
und auch den Anteil eines schönen Herzens. Der Genuß in den Räumen zu
weilen war dem ähnlich, den man noch in Erinnerung hat von den Eliteaus-
stellungen der Berliner Sezession her. Nur ist es etwas anderes, ob man pro-
grammäßig in eine Ausstellung geht und dort mühsam die Stimmung sucht,
oder ob man aus der Unterhaltung heraus, vom Teetisch aufblickend, vom Lehn-
sessel her auf gute Bilder und Skulpturen sieht. Man lebte im Hause Stern mit
den guten Kunstwerken gesellschaftlich leicht und doch nicht oberflächlich.
Die Freunde des Hauses hatten gehofft, die schöne Sammlung, die ein
Stück der schönen Gastlichkeit war, noch lange zu genießen. Ein tragisches
Geschick aber hat es gefügt, daß Julius und Malgonie Stern kurz vor Ausbruch
des Krieges kurz nacheinander gestorben sind und daß die gemeinsam aufgebaute
Sammlung, an die sich so viele herzliche Beziehungen knüpfen, herrenlos gewor-
den ist. Nicht ohne wehmütige Erinnerungen werden die vielen Bekannten den
Tag der Versteigerung erleben. Ein wenig muß dafür entschädigen, daß bei
dieser Gelegenheit die Namen der Sammler wieder einmal mit freundlichem