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Kunstsalon Paul Cassirer [Hrsg.]; Hugo Helbing [Hrsg.]
Die Sammlung eines süddeutschen Kunstfreundes: Gemälde und Zeichnungen deutscher und französischer Meister des XIX. Jahrhunderts; Versteigerung: 3. März 1925, 4. März 1925 — Berlin: Cassirer, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.48657#0011
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Man muß im Ausstellungs? und Auktionsleben unserer Tage schon fast um
ein Jahrzehnt zurückrechnen, um eine Versteigerung moderner Malerei
von derart umfassender Bedeutung zu finden, wie die vorliegende Sammlung sie
bedeutet. Seit der Auflösung der Sammlung Schmeil ist ein ähnliches Aufgebot
moderner Gemälde inDeutschland nicht unter denHammer gekommen. Zeigt sich,
daß die deutschen Sammler und Museen und der deutsche Kunsthandel auch heute
aufnahmefähig sind für den hier vereinigten Reichtum an Bildern, so braucht man
für die Zukunft unsres Kunstlebens keine Besorgnisse zu hegen. Diese Auktion
bedeutet eine Kraftprobe. Zugleich bedeutet sie eine Beruhigung über die nach
erfolgter Stabilisierung der deutschen Währung aus dem Stadium der Unsicher?
heit noch immer nicht herausgekommene Frage nach dem Verhältnis von Wert
und Preis bei Kunstwerken.
Die vorliegende Sammlung, offenbar nach einem lebendigen Plane angelegt
und sinngemäß erweitert, bietet ein Spiegelbild alles dessen, was uns seit zwei
Jahrzehnten in der Malerei am meisten interessierte. Werke unsrer Großmeister
sind darin, einige Hauptwerke sogar darunter. Daneben aber auch Bilder von
Künstlern, die, lange vergessen, erst im neuen Jahrhundert, erst um die Zeit und
durch die Nachwirkungen der großen Jahrhundert?Ausstellung, zu neuer Geltung
und neuem Ansehen gelangten, die wieder ,,modern“ wurden und seither die
Probe der scharf kritischen Gegenwart bestanden. Und dann erstreckt sich diese
Modernität auch in die Produktion dieser Gegenwart selbst hinein. Arbeiten der
interessantesten und stärksten Persönlichkeiten aus der um 1880 geborenen
Künstlergeneration bilden den Schlußstein dieser Sammlung, die von Blechen und
Constable bis zu Großmann und Kokoschka reicht, also ein ganzes voll ausgerum
detes Kunstjahrhundert umfaßt.
Das Hauptkontingent der hier zu Worte kommenden Künstler stellen die
Deutschen. Zunächst die Gruppe der großen, der klassischen süddeutschen
Malerei, Hans Thoma und sein Kreis, Leibi und sein Kreis, der durch Trübner ins
20. Jahrhundert hineinreichte, die Diezschule, als höchstes Niveau neben Leibi,
und die Deutschrömer, mit Hans von Marees an der Spitze. Daneben stellen sich
die Meister des intimen und des romantischen Realismus aus der ersten Hälfte
des Jahrhunderts, mit Blechen und Dahl beginnend, mit Gurlitt und Schirmer, in
 
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