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Buchheit, Hans [Editor]; Kunstsalon Paul Cassirer [Editor]; Hugo Helbing [Editor]; Hugo Helbing (Firma) [Contr.]; Fischmann, Norbert [Oth.]
Ausstellung / Paul Cassirer ; Hugo Helbing: Miniaturensammlung Nobert Fischmann: Katalog von Direktor Dr. Hans Buchheit, Stuttgart; Ausstellung: 22./26.3., Versteigerung: 27.3.[1925] — Berlin: Cassirer, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.48665#0011
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VORWOR7

Man hat in Deutschland der Miniatur erst in allerjüngster Zeit Aufmerksamkeit
und Pflege zugewandt, obwohl sie zu der köstlichsten, allerdings auch empfind-
lichsten Kleinkunst des Rokoko und später, durch die Wiener Schule, der Bieder-
meierzeit gehört. Die vorliegende Sammlung Fischmann enthält eine große Anzahl Stücke,
die dazu beitragen können, ihr wieder neue Anhänger und Freunde zu werben.
Die Reihe eröffnet in der deutschen Schule das Bildnis eines eleganten Pagen (Nr. i)
in Silbergrau und Rosa, eine prächtige Figurine für den Rosenkavalier. Von den Porträts
unbekannter Meister seien erwähnt: das in lebhaftem Farbklang rot, dunkelblau und lila
gemalte Porträt eines älteren Offiziers (Nr. 3), das durchgeistigte Porträt eines gelehrten
Herrn (Nr. 7) in zarten Tönen, und das frische Jünglingsporträt in alter Aufmachung
(Nr. 14). Von den weiblichen Porträts sei Nr. 8 hervorgehoben, bei dem unter sparsamster
Anwendung der Farbe in straffer Linienführung der matte Schimmer der Elfenbeinplatte
raffiniert ausgenutzt ist. Von bezeichneten Arbeiten sei angeführt das zierliche Bildnis
einer jungen Frau (Nr. 17), Chodowiecki zugeschrieben, dem sich die Arbeiten der Berliner
Stöben (Nr. 31) und Tibert (Nr. 33) anreihen. Nach dem Norden führt das Bildnis der
Großherzogin Luise von Mecklenburg- Strelitz, vermutlich von Hornemann (Nr. 25) in
Silberstiftzeichnung, dessen Verwendung als Ordensschmuck für die hohe Einschätzung
der Miniatur in früheren Zeiten spricht. Ausgezeichnet in der Farbe, silbergrau und blau
und von vorbildlicher Komposition ist das Damenbildnis von dem Düsseldorfer Ströhly
(Nr. 32), dessen Auffassung durch einen langen Aufenthalt in England von der englischen
Miniatur stark beeinflußt ist. Unter den Süddeutschen ist in erster Linie das Bildnis einer
jungen Dame von Heigel zu nennen (Nr. 24), eine erstaunliche Arbeit des erst Achtzehn-
jährigen. Wie reizend ist bei diesem, ein klein wenig schnippischem Fräulein, die modische
Tracht behandelt, das Kleid in Grau und Rosa, im schwarzen Flaar die luftige Schleife
wie ein großer Schmetterling. Was für ein anderes Bild gäbe die Münchener Schönheits-
galerie, wenn statt des zu schön färbenden Stieler Heigel die Ausführung übertragen be-
kommen hätte. Weitere süddeutsche Arbeiten sind die biederen Porträts von Einsle,
Vater und Tochter (Nr. 19—22), das Offiziersporträt des in München tätigen Künstlers
Fleischmann (Nr. 23) aus Nürnberg und das Beamtenporträt von dem Schweizer Johann
Ulrich Stähelin (Nr. 30), der gleichfalls in München ansässig war. In die deutsche Schule
ist noch das Emailleporträt eines sächsischen Prinzen eingereiht (Nr. 18), in stark leuchten-
den Farben mit beherrschendem Hellrot, das den Arbeiten Liotards nahesteht und früher
als Bildnis des Königs Stanislaus von Polen galt.
 
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