WALTER BONDY, Maler und Kunstschriftsteller, Kunstkenner und Restaurator,
Kunsthändler und Kunstsammler in einer Person, hat neben der Malerei keinen
seiner vielen Berufe glücklicher ausgefüllt, als den eines Kenners und Sammlers fernöstlicher
Kunst. Es ist zweifellos, daß mit seiner Sammlung eine Auswahl chinesischer Kunstwerke
zur Versteigerung gelangt, die ernste Ansprüche zu befriedigen vermag. Das deutsche
Publikum dürfte heute schon tief genug in das Wesen und den Geist der fremden Kunsts
weit eingedrungen sein, um die Schätze voll zu würdigen, deren Schönheiten allzuoft nicht
gerade auf der Oberfläche liegen.
Bondy beschränkte sich in seiner Sammlertätigkeit auf wenige Kunstgebiete. Sakral#
Bronzen, Malerei und GroßdPlastik fehlen nahezu gänzlich. Das dem Umfange nach Kleine,
das dem ersten Eindruck nach Unscheinbare, liegt ihm am besten. Keramik in jeglicher
Gestalt, jene Kunstgattung, in der das Land der Mitte der Lehrmeister der ganzen Welt
wurde, ist sein Lieblingsgebiet. Von den blendenden Porzellanen der Periode K’angdisi, der
er ein unterrichtetes Buch gewidmet hat, tastete er sich zurück bis zu den ernsten monumen#
talen Erzeugnissen der HamZeit, ohne gegen die späteren Jahrhunderte ungerecht zu werden.
Wenn die Johanneum/Versteigerungen von 1919 und 1920 chinesische Porzellane des 17. und
18. Jahrhunderts in schöner Qualität auf den Markt brachten, niemals stand in Deutschland
eine so große Zahl jener erlesenen keramischen Werke zum Verkauf, die man heute als
Erzeugnisse des Zeitalters der T’ang, Sung und Yüan anzusehen pflegt. Man sollte diese
Jahrhunderte nicht die Frühzeit chinesischer Töpferkunst nennen, wie es meist ge#
schieht, sondern vielmehr die klassische Epoche. Denn damals wurden die dem keramischen
Material eigenen Schönheiten und Möglichkeiten klar erkannt und nach allen Richtungen
hin ausgeschöpft. Damals fanden sich Dekor, Form und Stoff zu jener Harmonie zusammen,
die so recht das Wesen jeder klassischen Periode ausmacht.
Im vorigen Jahre bereits hatte Bondy in den Räumen der Kunsthandlung Dr. Erich
Cassirer zwei gewählte Ausstellungen figürlicher Keramik der Prae#T’ang# und T’ang#Zeit
veranstaltet. Bekanntlich ist der Umkreis dieser Statuetten, glasiert und unglasiert, bemalt
und unbemalt, bald zierlich, bald grotesk, bald phantastisch, bald realistisch, die den Toten
ins Grab mitgegeben wurden, damit ihnen im Jenseits nichts abginge, von unerschöpflicher
Mannigfaltigkeit. Unter den Beispielen, die jetzt zur Versteigerung stehen, befindet sich
wieder eine Reihe packender und seltener Typen: zwei Tempelwächter von merkwürdiger
Charakterisierung, naturalistischer als je aufgefaßt. Man könnte fast meinen, der Meister
spöttele über das Motiv. Feiste Gestalten stehen gravitätisch auf zappelnden Fabelwesen
(51, 52, T. II). Von einschmeichelnder Grazie sind die drei Tänzerinnen (57, 58, 59, T. V).
Kunsthändler und Kunstsammler in einer Person, hat neben der Malerei keinen
seiner vielen Berufe glücklicher ausgefüllt, als den eines Kenners und Sammlers fernöstlicher
Kunst. Es ist zweifellos, daß mit seiner Sammlung eine Auswahl chinesischer Kunstwerke
zur Versteigerung gelangt, die ernste Ansprüche zu befriedigen vermag. Das deutsche
Publikum dürfte heute schon tief genug in das Wesen und den Geist der fremden Kunsts
weit eingedrungen sein, um die Schätze voll zu würdigen, deren Schönheiten allzuoft nicht
gerade auf der Oberfläche liegen.
Bondy beschränkte sich in seiner Sammlertätigkeit auf wenige Kunstgebiete. Sakral#
Bronzen, Malerei und GroßdPlastik fehlen nahezu gänzlich. Das dem Umfange nach Kleine,
das dem ersten Eindruck nach Unscheinbare, liegt ihm am besten. Keramik in jeglicher
Gestalt, jene Kunstgattung, in der das Land der Mitte der Lehrmeister der ganzen Welt
wurde, ist sein Lieblingsgebiet. Von den blendenden Porzellanen der Periode K’angdisi, der
er ein unterrichtetes Buch gewidmet hat, tastete er sich zurück bis zu den ernsten monumen#
talen Erzeugnissen der HamZeit, ohne gegen die späteren Jahrhunderte ungerecht zu werden.
Wenn die Johanneum/Versteigerungen von 1919 und 1920 chinesische Porzellane des 17. und
18. Jahrhunderts in schöner Qualität auf den Markt brachten, niemals stand in Deutschland
eine so große Zahl jener erlesenen keramischen Werke zum Verkauf, die man heute als
Erzeugnisse des Zeitalters der T’ang, Sung und Yüan anzusehen pflegt. Man sollte diese
Jahrhunderte nicht die Frühzeit chinesischer Töpferkunst nennen, wie es meist ge#
schieht, sondern vielmehr die klassische Epoche. Denn damals wurden die dem keramischen
Material eigenen Schönheiten und Möglichkeiten klar erkannt und nach allen Richtungen
hin ausgeschöpft. Damals fanden sich Dekor, Form und Stoff zu jener Harmonie zusammen,
die so recht das Wesen jeder klassischen Periode ausmacht.
Im vorigen Jahre bereits hatte Bondy in den Räumen der Kunsthandlung Dr. Erich
Cassirer zwei gewählte Ausstellungen figürlicher Keramik der Prae#T’ang# und T’ang#Zeit
veranstaltet. Bekanntlich ist der Umkreis dieser Statuetten, glasiert und unglasiert, bemalt
und unbemalt, bald zierlich, bald grotesk, bald phantastisch, bald realistisch, die den Toten
ins Grab mitgegeben wurden, damit ihnen im Jenseits nichts abginge, von unerschöpflicher
Mannigfaltigkeit. Unter den Beispielen, die jetzt zur Versteigerung stehen, befindet sich
wieder eine Reihe packender und seltener Typen: zwei Tempelwächter von merkwürdiger
Charakterisierung, naturalistischer als je aufgefaßt. Man könnte fast meinen, der Meister
spöttele über das Motiv. Feiste Gestalten stehen gravitätisch auf zappelnden Fabelwesen
(51, 52, T. II). Von einschmeichelnder Grazie sind die drei Tänzerinnen (57, 58, 59, T. V).