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Correspondenz- und Zeitungs-Nacli-
richtcn.
Düsseldorf im Mai. So eben ist aus Adolph
Schr-ödters Attelier ein neues Werk hervorgegan-
gen , das seinen Ruhm bedeutend erhöhen dürfte.
Auf Bestellung des Westphälischen (Münsterschen)
Kunstvereins hat er in grossem Maasstabe eine
Scene aus dem 2ten Theile, Akt 5. Heinrichs IV.
von Shakespeare ausgeführt: Sir John Fallstaif
bei Tische mit den beiden Friedensrich-
tern und Pistol. Mit welcher Liebe und bis
ans Ende sich gleich bleibender Lust er an dem
Bilde gearbeitet hat, davon sind seine Freunde, da-
von ist das Bild selbst Zeuge. Dennoch erklärt er
es für noch nicht ganz vollendet und will die letzte
Hand daran legen, sobald es von dem Ausstelfungs-
cyklus der westlichen Vereine, d. h. von Halle,
Halberstadf, Braunschweig, Cassel und Münster (die
Ausstellungen zu Hannover und Magdeburg waren
beim Abgange des Bildes bereits geschlossen) zu-
rückkehrt. In der Mitte desselben steht die mit
den Nachtisch gedeckte Tafel, hinter welcher die
beiden Friedensrichter Schaal und Stille sich mit
Sir John Fa Iis t äff gütlich thun, während Pistol
eben hereingetreten ist, den Tod Heinrichs IV. zu
verkünden. Er nimmt die rechte Seite des Bildes
ein; links befindet sich der besondere Tisch für
Bardolph und den Pagen; letzterer in Unter-
haltung mit dem gesprächigen David. Der Page
hat bereits ziemlich genug, denn er hängt schlaff
und nichtsnutzig auf seinem Stuhle. Bardolph denkt
noch Einiges zur Vermehrung der Glut auf seiner
Nasenesse zu thun; der Friedensrichter Stille stösst
singend mit Sir John an; dieser ist behaglich ver-
senkt in seinen Lelmstuhl, und nur der von seinem
dünnen Haar triefende Schweiss deutet die Anstren-
gung an, welche ihm das Halten des Glases in der
Rechten, des vollen Steinkruges in der Linken ver-
ursacht. Schaal hat sich eben zu einem kleinen
Wortwechsel mit. dem stehenden Pistol erhoben,
aus welchem die grosse Tagsnouigkeit hervorgeht.
Küchengeräthe, ein Kühll'ass mit grossen Trink-
krügen, eine liederliche Friedensrichter-Registratur
u. s. w. füllen den noch übrigen Raum. Der Geist
des lustigen Altcnglands weht durch das ganze
Werk, dessen sorgfältige Ausführung man bereits
in den vier Hauptfiguren bewundern muss. Pistol
darf sich in genialer kecker Aulfassung dem Don-
quixote Schrö'dters würdig an die Seite stellen.
Dieses aufgeblasene falsche, rothborstige Pathos,
behängt mit den bunten Lappen der Eitelkeit,
mildert bedeutend die unverhaltene Sinnlichkeit und
Schwelgergestalt des dicken Sir John, der hier über-
haupt viel menschlicher erscheint, als in dem früheren
Bilde Schrödters. Die Friedensrichter beide sind
echtniederländische Charakterbilder, sowohl was psy-
chologische Aulfassung als sorgfältige Durchbildung
betrifft. Wir zweifeln nicht, dass, wenn der Mei-
ster dies Werk in England zur Ausstellung bringt,
sein Ruhm dort für immer gegründet sein wird,
denn es verbindet Hogarthsche Wahrheit mit deut-
scher Farbenfülle und Ausführung. Dem Vereine
aber kann man nur Glück wünschen, durch dessen
Wahl es ins Leben gerufen worden ist.
— bb —
Rom, 1. Juni. Der hiesige Kunstverein hat
seine Ausstellung für dieses Jahr geschlossen, und
legte in dem grossen Saal der Porta del Popolo,
vor einer grossen Versammlung, seine Rechenschaft
über die Einnahmen und Ausgaben ab. Beide neh-
men von Jahr zu Jahr ab, statt dass die Vereine
in allen andern Ländern bedeutend im Wachsen
sind. Es waren vier Bilder und eine Büste in
Marmor (Washington) erworben und im Saal auf-
gestellt. Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich
von Preussen fiel durch das Loos ein, in letzter
Zeit auf die Ausstellung gebrachtes, grosses Bild,
Christus, Magdalena und Maria, von de Rossi ge-
mall, zu. Ein kleineres B ld von Lindau kam an
den Maler Bühlmann aus der Schweiz. — Ein klei-
nes Bild von Raphael, welches viele Jahre im Be-
sitz einer, durch Zeitumstände zurückgekommenen,
Familie war, die Ruhe auf der Flucht nach Ae-
gypten, sollte von einem Engländer gekauft werden,
als der Erbe des verstorbenen Cardinais Albani,
der Graf von Castelbarco, noch zur rechten Zeit
es um die Summe von 12000 Scudi erstand, und
es seinem Vaterlande erhielt.
Correspondenz- und Zeitungs-Nacli-
richtcn.
Düsseldorf im Mai. So eben ist aus Adolph
Schr-ödters Attelier ein neues Werk hervorgegan-
gen , das seinen Ruhm bedeutend erhöhen dürfte.
Auf Bestellung des Westphälischen (Münsterschen)
Kunstvereins hat er in grossem Maasstabe eine
Scene aus dem 2ten Theile, Akt 5. Heinrichs IV.
von Shakespeare ausgeführt: Sir John Fallstaif
bei Tische mit den beiden Friedensrich-
tern und Pistol. Mit welcher Liebe und bis
ans Ende sich gleich bleibender Lust er an dem
Bilde gearbeitet hat, davon sind seine Freunde, da-
von ist das Bild selbst Zeuge. Dennoch erklärt er
es für noch nicht ganz vollendet und will die letzte
Hand daran legen, sobald es von dem Ausstelfungs-
cyklus der westlichen Vereine, d. h. von Halle,
Halberstadf, Braunschweig, Cassel und Münster (die
Ausstellungen zu Hannover und Magdeburg waren
beim Abgange des Bildes bereits geschlossen) zu-
rückkehrt. In der Mitte desselben steht die mit
den Nachtisch gedeckte Tafel, hinter welcher die
beiden Friedensrichter Schaal und Stille sich mit
Sir John Fa Iis t äff gütlich thun, während Pistol
eben hereingetreten ist, den Tod Heinrichs IV. zu
verkünden. Er nimmt die rechte Seite des Bildes
ein; links befindet sich der besondere Tisch für
Bardolph und den Pagen; letzterer in Unter-
haltung mit dem gesprächigen David. Der Page
hat bereits ziemlich genug, denn er hängt schlaff
und nichtsnutzig auf seinem Stuhle. Bardolph denkt
noch Einiges zur Vermehrung der Glut auf seiner
Nasenesse zu thun; der Friedensrichter Stille stösst
singend mit Sir John an; dieser ist behaglich ver-
senkt in seinen Lelmstuhl, und nur der von seinem
dünnen Haar triefende Schweiss deutet die Anstren-
gung an, welche ihm das Halten des Glases in der
Rechten, des vollen Steinkruges in der Linken ver-
ursacht. Schaal hat sich eben zu einem kleinen
Wortwechsel mit. dem stehenden Pistol erhoben,
aus welchem die grosse Tagsnouigkeit hervorgeht.
Küchengeräthe, ein Kühll'ass mit grossen Trink-
krügen, eine liederliche Friedensrichter-Registratur
u. s. w. füllen den noch übrigen Raum. Der Geist
des lustigen Altcnglands weht durch das ganze
Werk, dessen sorgfältige Ausführung man bereits
in den vier Hauptfiguren bewundern muss. Pistol
darf sich in genialer kecker Aulfassung dem Don-
quixote Schrö'dters würdig an die Seite stellen.
Dieses aufgeblasene falsche, rothborstige Pathos,
behängt mit den bunten Lappen der Eitelkeit,
mildert bedeutend die unverhaltene Sinnlichkeit und
Schwelgergestalt des dicken Sir John, der hier über-
haupt viel menschlicher erscheint, als in dem früheren
Bilde Schrödters. Die Friedensrichter beide sind
echtniederländische Charakterbilder, sowohl was psy-
chologische Aulfassung als sorgfältige Durchbildung
betrifft. Wir zweifeln nicht, dass, wenn der Mei-
ster dies Werk in England zur Ausstellung bringt,
sein Ruhm dort für immer gegründet sein wird,
denn es verbindet Hogarthsche Wahrheit mit deut-
scher Farbenfülle und Ausführung. Dem Vereine
aber kann man nur Glück wünschen, durch dessen
Wahl es ins Leben gerufen worden ist.
— bb —
Rom, 1. Juni. Der hiesige Kunstverein hat
seine Ausstellung für dieses Jahr geschlossen, und
legte in dem grossen Saal der Porta del Popolo,
vor einer grossen Versammlung, seine Rechenschaft
über die Einnahmen und Ausgaben ab. Beide neh-
men von Jahr zu Jahr ab, statt dass die Vereine
in allen andern Ländern bedeutend im Wachsen
sind. Es waren vier Bilder und eine Büste in
Marmor (Washington) erworben und im Saal auf-
gestellt. Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich
von Preussen fiel durch das Loos ein, in letzter
Zeit auf die Ausstellung gebrachtes, grosses Bild,
Christus, Magdalena und Maria, von de Rossi ge-
mall, zu. Ein kleineres B ld von Lindau kam an
den Maler Bühlmann aus der Schweiz. — Ein klei-
nes Bild von Raphael, welches viele Jahre im Be-
sitz einer, durch Zeitumstände zurückgekommenen,
Familie war, die Ruhe auf der Flucht nach Ae-
gypten, sollte von einem Engländer gekauft werden,
als der Erbe des verstorbenen Cardinais Albani,
der Graf von Castelbarco, noch zur rechten Zeit
es um die Summe von 12000 Scudi erstand, und
es seinem Vaterlande erhielt.