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Verloosungen wurden durch besondere Umstände im heurigen Jahre unterbrochen, die Gesellschaft beab-
sichtigt jedoch, geleitet durch die bisherigen Erfahrungen diese unverkennbar nützliche Unternehmung im
nächsten Jahre auf einer breiteren Grundlage wieder fortzusetzen, indem sie hierbei den Zweck zu er-
streben sucht: „Im Allgemeinen wahre Gediegenheit, in der Hervorbringung von Kunstwerken in jeder
Richtung der Kunst zu fördern, den Kunstsinn im Vaterlande zu wecken, und zu beleben, insbesondere
aber den vaterländischen Künstlern nicht nur durch Abnahme ihrer gelungenen Leistungen Anerkennung
und Unterstützung zu verschaffen, sondern sie auch zu ermunteru, fortwährend nach einer höhern Stufe
der Vollkommenheit zu streben." Diesem erweiterten Zwecke erachtet die Gesellschaft zunächst durch
die Bestimmung zu entsprechen, dass künftig auch Werke ausländischer Künstler zu den Ausstellungen,
und zum Ankaufe zugelassen werden sollen, wodurch sie sowohl eine grössere Auswahl, als auch einen
fortwährenden Ueberblick des Wirkens ausländischer Kunstschulen zu erzielen hofft.

Um aber auch die höheren Richtungen der Kunst gleichmässig zu pflegen, und ihr Gelegen-
heit zu geben, sich auch dem Schmucke des öffentlichen Lebens zu widmen, wurde beschlossen, das er-
wähnte Unternehmen, auch auf Ankäufe und Bestellungen von höhern, sich zum Privatbesitze weniger
eignenden Kunstwerken, religiöser, historischer, monumentaler, oder auch nur rein poetischer Art zu
einem öffentlichen Zwecke, so wie auf die Erhaltung älterer Kunstdenkmale auszudehnen, und sonach
ihre würdigsten und erhabensten Leistungen dem Vaterlande und der Zukunft zu überliefern.

Die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde schmeichelt sich, durch diese Erweiterung des Ac-
tien-Unternehmens den Wünschen des kunstsinnigen Publikums entgegen zu kommen, welche neben der
Möglichkeit des eigenen Gewinnes ohne Zweifel insbesondere dahin zielen, jede Kunstrichtung im theu-
ern \aterlande unterstützend, zugleich auf das Gemüth des Volkes veredelnd einzuwirken, und bleibende
öffentliche Denkmale unseres schönen Strebens und der vaterländischen Kunst für die Nachkommen zu
begründen." "

Wenn ich nun meinen kurzen Bericht mit der Anzeige beginne, dass die, im verflossenen Jahre
abgesetzten Actien die Zahl von 1575 erreichten, und Ihre Aufmerksamkeit zugleich auf die, so eben
geschlossene, viel des Trefflichen enthaltende Ausstellung zurück zu leiten mir erlaube, so wird gewiss
Jeder von Ihnen mit mir darin übereinstimmen, dass die, vom erwähnten Ausschusse ausgesprochenen
Hoffnungen auf das glänzendste erfüllt somit die, von ihm bei Reorganisation der Aktienunternehmung
befolgten Gründsätze auf das Vollkommenste gerechtfertigt wurden.

Das erreichte Resultat ist um so mehr ein unerwartetes zu nennen, als die Zahl der, bis zum
letzten December v. J. abgesetzten Actien bloss 135 Nummern betrug. Die später so auffallend stei-
gende Theilnahme ist wohl zum Theile, jedoch keineswegs gänzlich dem allgemeinen Beifalle zuzuschrei-
ben, dessen sich die Ausstellung mit Recht erfreute. Denn bereits, beim Beginnen derselben war eine
bedeutende Zahl Actien abgesetzt worden. Die, in den ersten Monaten vergleichsweise nur seltenen
Beitritte waren vielmehr vorzüglich in den Schwierigkeit begründet, das Unternehmen in den verschie-
denen Theilen des Vaterlandes, ja selbst in dessen Hauptstadt zur öffentlichen Kenntniss zu bringen.
Blossen Zeitungsankündigungen widmen nur Wenige ihre Aufmerksamkeit. Durch diesen Umstand fand
ich mich, zu einer 1200 Exemplare starken Auflage von lithograpliirlen Einladungsbriefcn veranlasst,
die ich in alle Gegenden Böhmens sowohl, als auch, in unserer Vaterstadt vertheilte. Ich glaube, die
kleine Auslage um so eher verantworten zu können, als dieselbe durch den glänzenden Erfolg dieser
versandten Briefe mehr als reichlich aufgewogen wurde. Uebrigens wurde meine Bemühung von meh-
reren Seiten auf das Freundschaftlichste gefördert. Ich kann es unmöglich unterlassen, hier mit Dank-
barkeit den Namen des damaligen Buchhalters der Herren Borrosch und Andre, und jetzigen Eigen-
tümers der Gropius'schen Buch- und Kunsthandlung in Berlin, Herrn Carl Reimarus zu nennen, der
im verflossenen Sommer während meiner Abwesenheit die Geschäfte des Vereins mit grossem Eifer
führte.

Insbesondere muss ich den Herren Malern Quaiser und Heine öffentlich meinen wärmsten
Dank aussprechen, die sich mit eigener Aufopferung der Interessen des Vereins annahmen, und deren
erstgenannter demselben eine Einnahme von mehr als 1000 Thlrn. verschaffte. Auch darf ich nicht
 
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