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V. Kapitel
König Alfons I.
I.
Alfons I. von Neapel ist unstreitig eine der eigenartigsten und
charakteristischesten Gestalten unter den regierenden Fürsten der
Frührenaissance. Er war ritterlich, kühn, ja ein wenig abenteuer-
lustig, doch dabei menschlich empfindend und von Grausamkeit, die
ein Grundzug der zeitgenössischen Regenten war, weit entfernt.
Manche Geschichtschreiber nennen ihn einen „königlichen Philo-
sophen“, doch dürfen wir ihn uns nicht in den Säulengängen der
neapolitanischen Schlösser umherwandelnd und über Volksbeglückungs-
methoden nachgrübelnd vorstellen; wie die Mehrzahl der Renaissance-
persönlichkeiten, war auch er ein praktisch denkender Mensch,
dessen Streben vor allem der Erhaltung des Thrones für sich und
seine Nachkommen galt. Ehe er die neapolitanische Königswürde
erlangte, mußte er manchen Kampf bestehen und gar manche Ent-
täuschung durchmachen.
Als Jüngling trat er (1416) nach dem Tode seines Vaters Fer-
dinand I. die Herrschaft über Aragonien, Valencia, Malorka, Sizilien
und die Grafschaft Roussilon auf Sardinien an. Die Erhaltung
dieser väterlichen Erbgüter war jedoch keine leichte Aufgabe, und
die erste Lebenshälfte des jungen Fürsten wurde durch stete
Kämpfe gegen Tunis und gegen die Genueser ausgefüllt. Als er im
Jahre 1^20 im ßegriffe stand, gegen Genua zu ziehen, traf der
neapolitanische Gesandte Malizio Carafa bei ihm ein und bat ihn um
Hilfe für Königin Johanna II., da der Thronprätendent Ludwig
von Anjou mit dem Konnetabel Attendolo Sforza, Neapel belagere.
Alfonsos Umgebung riet ihm von diesem gewagten Unternehmen ab,
aber der ritterliche Spanier wollte die Ritte einer bedrängten Frau
nicht abschlagen und beschloß ihr Rettung zu bringen. Dieser
Entschluß beruhte übrigens nicht ausschließlich auf idealen Er-
 
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