216 VII. Kapitel
Roman zerfällt in zwei Teile; der erste ist ein Konglomerat von
Liebesgesprächen, Fest- und Jagdschilderungen, Beschreibungen von
Männer- und Frauentrachten, während der zweite sich in eingehend-
ster Weise mit dem Feldzug des Vizekönigs Ramon di Cardona
gegen Unteritalien befaßt. Ludwig XII. wollte sich zum Herrn der
Halbinsel machen, doch der Papst, die Republik Venedig und
Ferdinand der Katholische schlossen sich gegen ihn zu einem
mächtigen Bündnis zusammen, das den Wahlspruch Julius’ II.
„Fuori i barbari!“ zur Tat machen sollte. Der Papst fürchtete, die
Franzosen könnten ihm die Romagna entreißen, die Spanier mußten
Neapel vor einem allfälligen Überfall Ludwigs XII. schützen — darum
sammelte Ramon di Cardona 1400 Mann, unter denen sich 800
berittene Adelsherren befanden, und zog gemeinsam mit Fabricio
Colonna gegen Norden. Eile tat not, denn die Franzosen belagerten
bereits Marcantonio Colonna, in Ravenna und ihre Führer waren
der Herzog von Nemours und Bayard, „der Ritter ohne Furcht
und Tadel“.
Cardonas Heer war prächtig ausgerüstet und ein französischer
Chronist nennt es „le plus magnifique et triomphant, qu’on vitjamais“.
Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen und das
Heer, samt seinen Führern, vor der Katastrophe von Ravenna,
näher betrachten.
Der Roman des unbekannten Spaniers setzt zu der Zeit ein, da
Karl VIII. von Frankreich das Königreich Neapel eroberte. Im ersten
Teile läßt der Autor seine Persönlichkeiten unter durchsichtigen
Pseudonymen auftreten, im zweiten nennt er die Kriegsteilnehmer
mit Namen und Titeln. Vergleicht man die Farben und Trachtan-
gaben, so kann man die hinter den Pseudonymen verborgenen
Persönlichkeiten unschwer herausfinden. Übrigens unternahm der
italienische Historiker Benedetto Croce mit bestem Erfolg die
Aufklärung dieser Rätsel, so daß wir seine Feststellungen als Tatsachen
betrachten können1.
Überdies stimmen die Anfangsbuchstaben der Scheinnamen in
allen Fällen mit jenen der wirklichen überein.
Der Caballero Vasquiran, ein Spanier aus Tadomir (Toledo), den
Ferdinand der Katholische nach Neapel entsendet, verlieht sich auf
1 Di un antico romanzo spagnuolo relativo alla storia di Napoli, La „Question
de Amor“, Napoli 1894.
Roman zerfällt in zwei Teile; der erste ist ein Konglomerat von
Liebesgesprächen, Fest- und Jagdschilderungen, Beschreibungen von
Männer- und Frauentrachten, während der zweite sich in eingehend-
ster Weise mit dem Feldzug des Vizekönigs Ramon di Cardona
gegen Unteritalien befaßt. Ludwig XII. wollte sich zum Herrn der
Halbinsel machen, doch der Papst, die Republik Venedig und
Ferdinand der Katholische schlossen sich gegen ihn zu einem
mächtigen Bündnis zusammen, das den Wahlspruch Julius’ II.
„Fuori i barbari!“ zur Tat machen sollte. Der Papst fürchtete, die
Franzosen könnten ihm die Romagna entreißen, die Spanier mußten
Neapel vor einem allfälligen Überfall Ludwigs XII. schützen — darum
sammelte Ramon di Cardona 1400 Mann, unter denen sich 800
berittene Adelsherren befanden, und zog gemeinsam mit Fabricio
Colonna gegen Norden. Eile tat not, denn die Franzosen belagerten
bereits Marcantonio Colonna, in Ravenna und ihre Führer waren
der Herzog von Nemours und Bayard, „der Ritter ohne Furcht
und Tadel“.
Cardonas Heer war prächtig ausgerüstet und ein französischer
Chronist nennt es „le plus magnifique et triomphant, qu’on vitjamais“.
Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen und das
Heer, samt seinen Führern, vor der Katastrophe von Ravenna,
näher betrachten.
Der Roman des unbekannten Spaniers setzt zu der Zeit ein, da
Karl VIII. von Frankreich das Königreich Neapel eroberte. Im ersten
Teile läßt der Autor seine Persönlichkeiten unter durchsichtigen
Pseudonymen auftreten, im zweiten nennt er die Kriegsteilnehmer
mit Namen und Titeln. Vergleicht man die Farben und Trachtan-
gaben, so kann man die hinter den Pseudonymen verborgenen
Persönlichkeiten unschwer herausfinden. Übrigens unternahm der
italienische Historiker Benedetto Croce mit bestem Erfolg die
Aufklärung dieser Rätsel, so daß wir seine Feststellungen als Tatsachen
betrachten können1.
Überdies stimmen die Anfangsbuchstaben der Scheinnamen in
allen Fällen mit jenen der wirklichen überein.
Der Caballero Vasquiran, ein Spanier aus Tadomir (Toledo), den
Ferdinand der Katholische nach Neapel entsendet, verlieht sich auf
1 Di un antico romanzo spagnuolo relativo alla storia di Napoli, La „Question
de Amor“, Napoli 1894.