ist. Die Wertschätzung, der sich der Gürtel
auch in Marktoberdorf erfreute, zeigt das reiche
Inventar des Grabes 196. Er war gewiß seinen
tauschierten Artgenossen ebenbürtig.
An dieser Stelle muß noch ein Gürtel bespro-
chen werden, der durch Beraubung auf zwei
Gräber verteilt wurde. Im beraubten Grab 28
blieben zwei Nebenbeschläge eines späten „drei-
teiligen“ Gürtels zurück (Taf. 9,15—16 und Taf.
82,5—6). Die übrigen Gürtelbestandteile —
Schnalle mit Beschläg, Gegenbeschläg und ein
weiteres Nebenbeschläg — kamen im Sax-
grab 36 zum Vorschein (Taf. 11,2—4 und
Taf. 82,2—4). Beide Gräber sind durch ihre
Friedhofslage ans Ende der Schicht 3 datiert,
zusätzlich gesichert durch die lange Hauptrie-
menzunge einer vielteiligen Garnitur aus Grab 36.
Die Verzierung der Beschläge besteht aus zag-
haften Schleifen in Messingtauschierung auf
dem Hintergrund einer engmaschigen Gitter-
schraffurtauschierung in Silber, die wohl Plat-
tierung vortäuschen soll. Diese Garnitur ist im
ostalamannischen und erst recht im bajuwari-
schen Bereich ebenso fremd wie die fränkische
Garnitur aus Grab 196. Sie ordnet sich zwang-
los in die Gruppe der sogenannten Garnituren
vom Typ Bern-Solothurn128 ein, die in den Ge-
bieten, in welchen sich die Mode der vielteili-
gen Gürtel nicht durchsetzen konnte, die drei-
teiligen Garnituren der Schicht 2 folgerichtig
fortsetzte, bereichert nur durch eine größere
Anzahl von Nebenbeschlägen129. Von hier aus
fanden derartige Gürtel ganz vereinzelt Ein-
gang in das alamannische Gebiet östlich des
Schwarzwaldes130. Marktoberdorf ist neben Nor-
dendorf, Ldkr. Donauwörth, vorläufig der öst-
lichste Fundpunkt. An einer Herkunft unserer
Garnitur aus der Nordschweiz ist kaum zu
zweifeln.
Teil eines Saxgürtels war auch ein kleines
Bronzebeschläg aus Grab 37 (Taf. 9,28), dort
in sekundärer Verwendung auf dem Gürtelge-
hänge einer Frau aufgenietet. Ursprünglich saß
es als Nebenbeschläg auf einer südalpinen Gür-
telgarnitur, wie sie etwa Grab 3 von Civezzano
überlieferte131. Die Zeitstellung dieser Gürtel-
garnituren ist allgemein spät. Das Grab 37 fällt
in einen Friedhofsabschnitt, der den jüngsten
Männergräbern von Schicht 3 entspräche. In
diese Phase führt auch das Vorkommen analo-
ger Gürtel in datierten Zusammenhängen132.
Die Gürtel gelangten offenbar über alle damals
128) J. Werner, Bülach 34 f.
129) Die Verbreitung dieser Spätform ist wesentlich ausgedehnter, als es Werner noch annehmen konnte;
vgl. die Vorkommen bei K. Böhner, Trier Taf. 50 ff. Bezeichnend ist, daß die nächsten Parallelen zur
Marktoberdorfer Garnitur aus Oberbuchsiten Gr. 5 (J. Werner, Bülach Taf. 31, 3) wie aus Nennig, Kr.
Merzig-Wadern, Gr. 14 (K. Böhner, Trier Taf. 52, 2) beizubringen sind. Die relative Datierung der Gür-
telgruppe hat R. Moosbrugger-Leu überzeugend geklärt: Die Schweiz im Frühmittelalter. Repertorium der
Ur- u. Frühgesch. d. Schweiz 5 (1959) Taf. 12, 5—7.
130) Beispiele: Hailfingen, Kr. Tübingen: H. Stoll, Hailfingen Taf. 28, 23. — Nusplingen, Kr. Balingen, Gr.
19: Württemberg. Landesmus. Stuttgart. — Urach, Kr. Reutlingen: Fundber. aus Schwaben NF. 16, 1962,
Taf. 54, B 2. — Kirchheim u. T, Kr. Nürtingen, Gr. 85: R. Fiedler, Kat. Kirchheim u. T. (1962) Taf. 75,
6—9; die unter der Grabnummer 85 erscheinenden Tauschierarbeiten sind ein Konvolut aus mindestens
drei Gräbern. — Altbach, Kr. Esslingen: Fundber. aus Schwaben NF. 16, 1962, Taf. 72, 7.
131) F. Wieser, Zeitschr. d. Ferdinandeums Innsbrucks. F. 30, 1887, Taf. 5,8; L. Franz, Veröff. Mus. Ferdi-
nandeum Innsbruck 19, 1939, Taf. 9, 2. — Weitere Beispiele: Bad Reichenhall Gr. 178 und 424: M. v.
Chlingensperg Taf. 32 und 37. — Fimmelsberg, Gern. Amlikon, Kanton Thurgau: K. Keller-Tarnuzzer/
H. Reinerth, Urgesch. d. Thurgaus (1925) Abb. 24. — Oberdorf, Kanton Solothurn: E. Tatarinoff, Die
Kultur der Völkerwanderungszeit im Kanton Solothurn (1934) Abb. 15,4. — Bülach Gr. 151: J. Wer-
ner, Bülach Taf. 13, 10 b; dort ebenfalls in sekundärer Lage. Mit dieser ganzen Gürtelgruppe beschäf-
tigte sich I. Bona: Alba Regia 2/3, 1961/62, 49 ff. mit (für das nordalpine Gebiet lückenhafter) Verbrei-
tungskarte S. 53 Abb. 2.
132) In einen jüngeren Abschnitt der Schicht 3 verweisen die folgenden Grabinventare: Bad Reichenhall Gr.
157: M. v. Chlingensperg Taf. 26 (datierend die späte eiserne vielteilige Garnitur). — Gremheim, Ldkr.
Dillingen: Mus. Lauingen (zum Grab BVbl. 22, 1957, 236; zusammen mit später, plattierter Nebenriemen-
zunge vom Typ Dannheimer/Ulbert Taf. 9, A2—17). — Tannheim, Kr. Biberach: Fundber. aus Schwa-
ben NF. 9, 1935/38, Taf. 40, 4, 4. 6—8 (datierend Sporn und Spornriemenöse sowie Trense 141 Abb. 74).
— Pfaffenhofen, Tirol, Gr. 29: L. Plank, Veröff. Mus. Ferdinandeum 44, 1964, 194 Abb. 42, 2 (datierend
vor allem der recht späte Schildbuckel Abb. 42, 3). — Güttingen, Kr. Konstanz, Gr. 1/1954: F. Garscha,
Die südbadischen Grabfunde der Völkerwanderungszeit. Ungedr. Diss. Marburg (1957) Taf. 19, 2—5
— 59 —
auch in Marktoberdorf erfreute, zeigt das reiche
Inventar des Grabes 196. Er war gewiß seinen
tauschierten Artgenossen ebenbürtig.
An dieser Stelle muß noch ein Gürtel bespro-
chen werden, der durch Beraubung auf zwei
Gräber verteilt wurde. Im beraubten Grab 28
blieben zwei Nebenbeschläge eines späten „drei-
teiligen“ Gürtels zurück (Taf. 9,15—16 und Taf.
82,5—6). Die übrigen Gürtelbestandteile —
Schnalle mit Beschläg, Gegenbeschläg und ein
weiteres Nebenbeschläg — kamen im Sax-
grab 36 zum Vorschein (Taf. 11,2—4 und
Taf. 82,2—4). Beide Gräber sind durch ihre
Friedhofslage ans Ende der Schicht 3 datiert,
zusätzlich gesichert durch die lange Hauptrie-
menzunge einer vielteiligen Garnitur aus Grab 36.
Die Verzierung der Beschläge besteht aus zag-
haften Schleifen in Messingtauschierung auf
dem Hintergrund einer engmaschigen Gitter-
schraffurtauschierung in Silber, die wohl Plat-
tierung vortäuschen soll. Diese Garnitur ist im
ostalamannischen und erst recht im bajuwari-
schen Bereich ebenso fremd wie die fränkische
Garnitur aus Grab 196. Sie ordnet sich zwang-
los in die Gruppe der sogenannten Garnituren
vom Typ Bern-Solothurn128 ein, die in den Ge-
bieten, in welchen sich die Mode der vielteili-
gen Gürtel nicht durchsetzen konnte, die drei-
teiligen Garnituren der Schicht 2 folgerichtig
fortsetzte, bereichert nur durch eine größere
Anzahl von Nebenbeschlägen129. Von hier aus
fanden derartige Gürtel ganz vereinzelt Ein-
gang in das alamannische Gebiet östlich des
Schwarzwaldes130. Marktoberdorf ist neben Nor-
dendorf, Ldkr. Donauwörth, vorläufig der öst-
lichste Fundpunkt. An einer Herkunft unserer
Garnitur aus der Nordschweiz ist kaum zu
zweifeln.
Teil eines Saxgürtels war auch ein kleines
Bronzebeschläg aus Grab 37 (Taf. 9,28), dort
in sekundärer Verwendung auf dem Gürtelge-
hänge einer Frau aufgenietet. Ursprünglich saß
es als Nebenbeschläg auf einer südalpinen Gür-
telgarnitur, wie sie etwa Grab 3 von Civezzano
überlieferte131. Die Zeitstellung dieser Gürtel-
garnituren ist allgemein spät. Das Grab 37 fällt
in einen Friedhofsabschnitt, der den jüngsten
Männergräbern von Schicht 3 entspräche. In
diese Phase führt auch das Vorkommen analo-
ger Gürtel in datierten Zusammenhängen132.
Die Gürtel gelangten offenbar über alle damals
128) J. Werner, Bülach 34 f.
129) Die Verbreitung dieser Spätform ist wesentlich ausgedehnter, als es Werner noch annehmen konnte;
vgl. die Vorkommen bei K. Böhner, Trier Taf. 50 ff. Bezeichnend ist, daß die nächsten Parallelen zur
Marktoberdorfer Garnitur aus Oberbuchsiten Gr. 5 (J. Werner, Bülach Taf. 31, 3) wie aus Nennig, Kr.
Merzig-Wadern, Gr. 14 (K. Böhner, Trier Taf. 52, 2) beizubringen sind. Die relative Datierung der Gür-
telgruppe hat R. Moosbrugger-Leu überzeugend geklärt: Die Schweiz im Frühmittelalter. Repertorium der
Ur- u. Frühgesch. d. Schweiz 5 (1959) Taf. 12, 5—7.
130) Beispiele: Hailfingen, Kr. Tübingen: H. Stoll, Hailfingen Taf. 28, 23. — Nusplingen, Kr. Balingen, Gr.
19: Württemberg. Landesmus. Stuttgart. — Urach, Kr. Reutlingen: Fundber. aus Schwaben NF. 16, 1962,
Taf. 54, B 2. — Kirchheim u. T, Kr. Nürtingen, Gr. 85: R. Fiedler, Kat. Kirchheim u. T. (1962) Taf. 75,
6—9; die unter der Grabnummer 85 erscheinenden Tauschierarbeiten sind ein Konvolut aus mindestens
drei Gräbern. — Altbach, Kr. Esslingen: Fundber. aus Schwaben NF. 16, 1962, Taf. 72, 7.
131) F. Wieser, Zeitschr. d. Ferdinandeums Innsbrucks. F. 30, 1887, Taf. 5,8; L. Franz, Veröff. Mus. Ferdi-
nandeum Innsbruck 19, 1939, Taf. 9, 2. — Weitere Beispiele: Bad Reichenhall Gr. 178 und 424: M. v.
Chlingensperg Taf. 32 und 37. — Fimmelsberg, Gern. Amlikon, Kanton Thurgau: K. Keller-Tarnuzzer/
H. Reinerth, Urgesch. d. Thurgaus (1925) Abb. 24. — Oberdorf, Kanton Solothurn: E. Tatarinoff, Die
Kultur der Völkerwanderungszeit im Kanton Solothurn (1934) Abb. 15,4. — Bülach Gr. 151: J. Wer-
ner, Bülach Taf. 13, 10 b; dort ebenfalls in sekundärer Lage. Mit dieser ganzen Gürtelgruppe beschäf-
tigte sich I. Bona: Alba Regia 2/3, 1961/62, 49 ff. mit (für das nordalpine Gebiet lückenhafter) Verbrei-
tungskarte S. 53 Abb. 2.
132) In einen jüngeren Abschnitt der Schicht 3 verweisen die folgenden Grabinventare: Bad Reichenhall Gr.
157: M. v. Chlingensperg Taf. 26 (datierend die späte eiserne vielteilige Garnitur). — Gremheim, Ldkr.
Dillingen: Mus. Lauingen (zum Grab BVbl. 22, 1957, 236; zusammen mit später, plattierter Nebenriemen-
zunge vom Typ Dannheimer/Ulbert Taf. 9, A2—17). — Tannheim, Kr. Biberach: Fundber. aus Schwa-
ben NF. 9, 1935/38, Taf. 40, 4, 4. 6—8 (datierend Sporn und Spornriemenöse sowie Trense 141 Abb. 74).
— Pfaffenhofen, Tirol, Gr. 29: L. Plank, Veröff. Mus. Ferdinandeum 44, 1964, 194 Abb. 42, 2 (datierend
vor allem der recht späte Schildbuckel Abb. 42, 3). — Güttingen, Kr. Konstanz, Gr. 1/1954: F. Garscha,
Die südbadischen Grabfunde der Völkerwanderungszeit. Ungedr. Diss. Marburg (1957) Taf. 19, 2—5
— 59 —